1960er Hellerkunst: Schlüsselblumen-Engel mit Pagenschnitt, „Himmelsschlüssel“, Siebdruck, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Hellerkunst: Cowslip Angel with Pageboy Haircut, “Keys of Heaven,” Screen-printed, 22 cm, German Wall Figure

HELLER, TITELSTEMPEL: Bald nach der Jahrhundertmitte bekamen die Märchen-Holzbilder von Hellerkunst einen zusätzlichen Stempel, der den Titel der Figur nannte. Etwa zu diesem Zeitpunkt erfolgte auch der Übergang zum Siebdruck. Aber die naheliegende Gleichung Titelstempel = Siebdruck geht nicht immer auf. Wie auch bei anderen Manufakturen wurden die neusten Stempel immer auch gerne auf alte, in diesem Fall noch ganz handbemalte, Lagerware gestempelt: Ich kenne zum Beispiel eine reizende von Küken gezogene Bollerwagen-Elfe mit dem Heller-Titelstempel „B/33 Frühlingsfahrt“, die jedoch noch komplett handbemalt ist. Nach meiner Schätzung sind aber rund 90% der Figuren mit Titelstempel tatsächlich schon mit der Siebdrucktechnik hergestellt worden, anfangs noch mit zusätzlicher Handbemalung.

🇬🇧 HELLER, TITLE STAMPS: Soon after the middle of the last century, all German Wall Figures by Hellerkunst got new stamps on their backs, stating the title of the wood picture. Around the same time Heller switched to the screen-printing technique. However this does not mean that every figure with a title stamp on the back is automatically a screen-printed one. Like other manufacturers too, Heller used their new stamps also on their old, in this case still all hand-painted, stock: I’ve known for example a cute Heller wagon fairy, who is still all hand-painted and yet has the new title stamp, reading “B/33 Frühlingsfahrt”. But that is rather an exception: I would say that roughly 90% of the wood pictures with a title stamp are indeed screen-printed, though the early screen-printed figures still had some additional hand-painting. (Buch/25)

1950er Hellerkunst: Roter Nacktknie-Zwerg mit Geige, „Geigerlein“, Handbemalt, 27 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Hellerkunst: Red Naked Knees Gnome with Violin, “Little Fiddler”, Hand-painted, 27 cm, German Wall Figure

HELLER, MUSIKZWERGE: Magda Hellers Musikzwerge entwickelten sich über mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg. Es begann mit den Art Deco Zwergen, die noch alle nackte Beine hatten, mit reizenden knubbeligen Knien. Die Figuren waren meist einfarbig, wobei diese Farbe in mindestens zwei Schattierungen aufgetragen wurde. Dann kam noch eine zusätzliche Kontrastfarbe für ein kleineres Detail dazu. Das klassische Beispiel ist der frühe „Baßgeiger“-Zwerg: Meistens war sein kurzes Hoodie-Kleid mittelblau, die Ärmel aber hatten ein leuchtendes Royalblau und die Kontrastfarbe bildeten die mal orangen, mal roten Stiefel. Später bekamen die musikalischen Gnome Hosen angezogen und in einer Hellerkunst-Versuchsreihe sogar ein anderes Material: Plastik statt Holz. Die Instrumente waren Flöte/Schalmei, Laute, Fiedel/Geige und Kontrabass.

🇬🇧 HELLER, MUSIC DWARFS: Magda Heller’s music dwarfs kept evolving over more than half a century. It started with the Art Deco style gnomes, all of them with bare legs and delightfully knobbly knees. Most figures had a single basic color applied in at least two different shades, plus an additional contrast color for a smaller detail. A classic example is the early “Bassgeiger” dwarf: His short hoodie tunic was mostly medium blue, the sleeves a bright royal blue, and the contrasting ankle boots were either orange or red. Later, the musical gnomes were given trousers and, in one experimental Hellerkunst series, even a different material: plastic instead of wood. Their instruments were flute/shawm, lute, fiddle/violin and double bass. (Buch/25)

1960er Hellerkunst: Hans im Glück ohne Sockel, den Federhut schwenkend, Siebdruck, 23 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Hellerkunst: Hans in Luck without Base, Waving Feathered Hat, Screen-printed, 23 cm, German Wall Figure

OHNE SOCKEL: In den späteren Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts begannen die meisten großen Hersteller von Märchen-Holzbildern den (vorher meist braunen) Sockel am unteren Ende der Figuren einzusparen. Die Kunden wollten die Figuren einfach nur aufhängen, so dass die Aufsteck-Möglichkeit von früher nicht mehr nötig war: Es gab keine Dioramen mehr und keine der alten Kinder-Garderoben mit den eingeleimten dünnen Figuren.

🇬🇧 WITHOUT BASE: In the later decades of the last century most manufactures of German Wall Figures produced their wood pictures without the (formerly mostly brown) base. It had turned out that most people just wanted to hang the pictures, so that the inlaying option had become obsolete: The manufacturers did not produce dioramas anymore and none of the old coat racks with the glued in thin figures. (Buch/25)

1960er Hellerkunst: Beschädigte Hänsel und Gretel als Plastikbild, 19 cm 🇬🇧 1960s Hellerkunst: Damaged Hansel and Gretel as Plastic Picture, 19 cm, German Wall Figure

HELLER, PLASTIKFIGUREN: In den Sechzigerjahren hat Hellerkunst mit einem neuen Material experimentiert, denn eine Zeitlang gab es Wandfiguren aus Plastik. Das waren vor allem Brüder-Grimm-Märchen und Zwerge, aber ich kenne auch ein Kindermotiv aus Kunststoff: Der inzwischen sehr seltene kleine Junge in Jägerkleidung mit Dackel. Zu den Märchenmotiven der Plastikserie erschien auch ein Magda-Heller-Buch mit dem Titel „Märchenkinder“. Das neue Material setzte sich jedoch nicht durch, so dass Hellerkunst bald wieder zum Sperrholz überging.

🇬🇧 HELLER, PLASTIC FIGURES: In the Sixties Hellerkunst experimented with a new material and for a while they produced wall figures made of plastic. Those plaques were mainly Brothers Grimm’s fairy tales and dwarfs, but there also was a (now rare) children’s motif with a little boy in green hunter’s outfit with a Dachshund. The fairy tale motifs were also published in the Magda Heller book “Märchenkinder” (fairy tale children). However, the plastic plaques were not as successful as the wood plaques, so Hellerkunst soon returned to the plywood material. (Buch/25)

1960er Hellerkunst: Bassgeiger mit Hosen, Siebdruck, 25 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Hellerkunst: Double Bass Gnome with Trousers, Screen-printed, 25 cm, German Wall Figure

HOSENMALER: Der berühmteste „Hosenmaler“ aller Zeiten war Daniele da Volterra, der die allzu freizügigen Darstellungen in der Sixtinischen Kapelle übermalen musste, nachdem Michelangelo sich geweigert hatte. Auch viele der großen Märchen-Holzbild-Manufakturen des letzten Jahrhunderts wurden zu Hosenmalern, jedenfalls, was die Zwerge anging: Die frühen Art Deco Gnome hatten meistens nackte Beine, aber ab den 50er- und 60er-Jahren bekamen sie plötzlich Hosen. Hier waren es wohl andere Gründe, und ich vermute Folgende: Die Figuren wurden durch die breiteren Hosenbeine stabiler, denn die frühen schmalen nackten Beine waren recht bruchanfällig gewesen. Zudem sind Hosen einfacher zu zeichnen als knubbelige Knie. Und das Aussehen der Figuren sollte wohl auch einen moderneren Touch bekommen.

🇬🇧 BREECHES-MAKER: The most famous “breeches-maker” of all times was Daniele da Volterra who had to overpaint the too naked people in the Sistine Chapel after Michelangelo had refused to do so. Many of the larger wall figures manufacturers of the last century also became breeches-makers, at least with their dwarf figures. Most of the early Art Deco gnomes had had naked legs, but in the 50s/60s they suddenly got trousers. For different reasons, obviously, and I think it was because of this: The figures became more stable, because the earlier narrow legs were rather fragile. Also, trousers are easier to draw than knobbly knees. And the look of the figures was supposed to get a more modern touch. (Buch/25)

1970er Hellerkunst: Zwerg mit Pfeife, unterm Fliegenpilz sitzend, Siebdruck, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Hellerkunst: Gnome with Pipe Sitting under Fly Agaric, Screen-printed, 22 cm, German Wall Figure

FLIEGENPILZE: Fliegenpilze waren beliebte Motive auf den Märchen-Holzbildern im letzten Jahrhundert. Sie sehen einfach reizend aus – obwohl es sich eigentlich um Giftpilze handelt. Der Zauber liegt wohl auch im Farbschema: ein kräftiges Rot als Kontrast zu den weißen Punkten. Das macht sie oft zu echten Hinguckern! Eine der schönsten Figuren mit diesem Motiv ist wohl der wunderbare „Glückspilz“ von Mertens – die kleine zarte Elfe mit dem großen Fliegenpilz-Hut aus den 1930er- und 1940er-Jahren.

🇬🇧 TOADSTOOLS: Toadstools, especially the fly agaric variety, were popular motifs on mid-century German Wall Figures. They look charming, even though they are actually poisonous. It’s probably the bold red color contrasted with white dots that makes them so visually appealing. One of the most beautiful figures featuring this motif is likely the little “Glückspilz” by Mertens–the small elf with the oversized toadstool hat, dating from the 1930s and the 1940s. (Buch/25)

1960er Hellerkunst: Münchhausen, auf der Kanonenkugel reitend, Siebdruck, 22×21 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Hellerkunst: Münchhausen Riding on the Cannonball, Screen-printed, 22×21 cm, German Wall Figure

1960er  Hellerkunst: Münchhausen, auf der Kanonenkugel reitend, Siebdruck, 22×21 cm 

TILL EULENSPIEGEL: Der meist im Narrenkostüm (Hofnarr) dargestellte Till Eulenspiegel lebte vor etwa 700 Jahren. In der Stadt Mölln finden regelmäßig die Eulenspiegel-Festspiele statt, die an seine Streiche und seine Klugheit erinnern. Auf den Wandfiguren des 20. Jahrhunderts findet man ihn eher selten. Das schönste Till-Eulenspiegel-Holzbild stammt von Mertens: Es ist eine Art Deco Figur mit sehr langer, filigran ausgesägter Narrenkappe, die ihm fast bis zu den Knien reicht. Da kommt Till Eulenspiegel sogar ohne seine beiden Attribute aus (Eule und Spiegel) und man erkennt ihn trotzdem.

🇬🇧 TILL OWLGLASS: “Till Eulenspiegel” was a very clever jester who lived about 700 years ago in the German town of Mölln. He is most often shown in his jester costume with cap and bells, usually accompanied by an owl and a hand mirror. You’ll not find many German Wall Figures from the last century with this motif, but there are some. The most beautiful one is early Mertens: An Art Deco wood plaque with a delicate jester’s cap that is so long it almost reaches his knees. It’s one of my favorite wall figures! (Buch/25)

1960er Hellerkunst: Fröhlicher laufender Hans im Glück mit langer Feder, Siebdruck, 23 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Hellerkunst: Cheerful Running Hans in Luck with Long Feather, Screen-printed, 23 cm, German Wall Figure

HELLER, ERFINDER DER MÄRCHEN-HOLZBILDER: Es war Georg Heller, der in den 1920er Jahren als erster auf diese Idee gekommen war, so wird es auf der Heller-Website (Stand 2025) beschrieben. Ja, es hatte auch vorher schon viele Vorlagen für Laubsägearbeiten gegeben, aber diese Motive zeigten kaum Personen und es waren in der Regel auch keine flachen Wandfiguren. Außerdem ging es bei den alten Laubsägevorlagen meist um Hobbyarbeiten, während Hellerkunst durchweg nur großartige kunstgewerbliche Produkte herstellte. So hat das Ehepaar Georg und Magda Heller aus der Eifel etwas ins Leben gerufen, das ein Jahrhundertphänomen werden sollte: Die Ära der Märchen-Holzbilder, die von den 1920er bis zu den 1980er Jahren andauerte.

🇬🇧 HELLER, INVENTOR OF GERMAN WALL FIGURES: It was Georg Heller who first had the idea of producing fairy tale wood plaques, back in the 1920s. This is stated on the Heller website (as of 2025). Yes, there had been templates for fretwork items before, but those hardly showed people and most were not flat wall figures, either. Moreover, those older templates were meant for hobby craft, whereas Hellerkunst soon produced highly artistic decorative objects. So Georg and Magda Heller, the artist couple from the Eifel region, started something that would become a cultural phenomenon of the century: The era of German Wall Figures, lasting from the 1920s to the 1980s. (Buch/25)

1960er Hellerkunst: Laufendes kleines Mädchen mit großer Sonnenblume, Siebdruck, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Hellerkunst: Walking Little Girl with Large Sunflower, Screen-printed, 22 cm, German Wall Figure

POLKA DOTS: Polka Dots sind eine reizende Bezeichnung für gleichmäßig angebrachte Punkte auf einfarbigem Hintergrund. Dieses Punkte-Muster hat etwas Fröhliches an sich und ist häufig auf Kleidung zu finden, aber auch auf einigen der historischen Holz-Wandfiguren. Beispiel: Der fröhliche Hampelmann „Zwerg“ mit großen blauen Augen aus den Siebzigerjahren, auf dessen Rückseite „Gruner Witkop“ steht – ein Zweitname von Mertens.

🇬🇧 POLKA DOTS: Polka Dots are many similar dots on a one-color background. This dot pattern makes people smile, it’s got something friendly about it. Polka Dots are often found on clothes, but also on many of the old German Wall Figures. Example: The jumping jack “Zwerg” from the 1970s. On its back you’ll see the name Gruner Witkop, but it’s really made by Alfred Mertens: “Gruner Witkop” is one of their many other names. (Buch/25)

1950er Hellerkunst: Regenkinder „November“ mit Zipfelmütze, 25 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Hellerkunst: Rain Children “November” with Pointed Cap, 25 cm, German Wall Figure

MONATE-SERIEN: Es gibt mehrere alte Hersteller von Holzbildern, die jeweils eine Wandfigur zu jedem Monat gestaltet haben – teilweise sogar mit wechselnden Motiven über die Jahrzehnte hinweg. Magda und Georg Heller gaben ihren Figuren in den 1930er-Jahren die historischen Monate-Namen, zum Beispiel „Lenzing“ für den März, „Heumond“ für den Juli oder „Neblung“ für den November. Als Motive wurden meistens Kinder gezeigt. Besonders schön ist auch eine Figur von Ravi: das strickende November-Mädchen mit Kerzenschein aus den 1950er-Jahren.

🇬🇧 MONTHS SERIES: Many of the old manufacturers of German Wall Figures created one figure for each month of the year—sometimes even in changing designs over several decades. In the 1930s, Magda and Georg Heller gave their monthly figures the traditional historical month names. Today, even most German people would have to look them up: “Lenzing” means March, “Heumond” is July, and “Neblung” is November. Most of these month figures depict children. A particularly lovely example is by Ravi: the little knitting November girl with the wonderful candlelight from the 1950s. (Buch/25)