1940er „Sonderanfertigung WZ“: Trauriges kleines Aschenputtel als Pappe-Figur, Handbemalt, 13 cm 🇬🇧 1940s “Custom-Made WZ”: Sad Little Cinderella as Cardboard Figure, Hand-painted, 13 cm

SONDERANFERTIGUNG WZ: Von diesem Hersteller kenne ich bisher nur Wandfiguren aus Pappe, die vermutlich aus den Jahren des Zweiten Weltkriegs stammen. Das Besondere an diesen kleinen Kinder-Wandfiguren ist der Gesichtsausdruck, der häufig starke Gefühle zeigt: Der kleine Däumling in seinen Siebenmeilenstiefeln hat ein gequältes Gesicht, Hänsel und Hänsel und Gretel schauen äußerst misstrauisch und über dem Rotkäppchen schwebt ein lauernder, geifernder Wolfskopf mit gebleckten Zähnen. Alle Figuren haben auf der Rückseite folgenden Stempel: „Sonderanfertigung WZ, Handgemalt“.

🇬🇧 SONDERANFERTIGUNG WZ: This manufacture seems to only have produced cardboard wall figures, most likely during the Second World War. The special thing about their rather small wall figures it that the faces often show strong feelings: The Little Thumb in his Seven-League Boots looks very distressed, the Hansel and Gretel look very suspicious (and rightly so) and the Little Red Riding Hood has a very luring, menacing wolf showing his teeth. All figures by this manufacturer have the same stamp on the back: “Sonderanfertigung WZ, Handgemalt”. (Buch/25)

1940er Unbekannt: Kleiner Hollandjunge mit großem Regenschirm und Schiefertafel, 16 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1940s Unknown: Little Holland Boy with Large Umbrella and Slate, 16 cm, Dutch Wall Figure

FRISCHE EXEMPLARE: Manchmal halte ich ein altes Märchen-Holzbild in der Hand, das so aussieht, als wäre es erst gestern hergestellt worden. Dabei wurden die letzten Kinder-Wandfiguren dieser Art in den Achtzigerjahren produziert, und zwar von Alfred Mertens. Ein „frisch“ wirkendes Märchen-Holzbild entspricht in etwa dem weißen Schnitt bei einem Buch: wunderbar! Und wenn eine solche Figur dann ein oder zwei Macken hat, verschmerzt man das auch viel leichter als bei anderen Figuren – besonders, wenn sie vielleicht sogar aus den 1940er-Jahren stammt.

🇬🇧 FRESH FIGURES: Sometimes I’m holding an old German Wall Figure in my hands that looks like it was made only yesterday — even though I know that the very last figures from that era were produced in the 1980s, by Mertens. A “fresh” wood plaque is like the crisp white edge of a book–wonderful! And if such a figure has one or two little flaws, you’re much more willing to forgive them, because it looks so wonderfully new! (Buch/25)

1940er Hilla: Kleines Aschenputtel mit zwei Hocker-Tauben, Handbemalt, 13 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1940s Hilla: Small Cinderella with Two Stool Doves, Hand-painted, 13 cm, German Wall Figure

HILLA: Zu den markantesten Hilla-Wandfiguren gehören die auf einem großen Herz stehenden küssenden Teenager. Hilla hat vermutlich in den 1940er Jahren in Süddeutschland produziert. Es gibt einen (wohl frühen) rechteckigen Rückseiten-Stempel mit „Hilla, Kunstgewerbliche Handarbeit“ und einen rautenförmigen mit „Hilla Handarbeit Handwork, Made in Germany“. Die meisten Hilla-Märchen-Holzbilder sind kleiner und dicker als damals üblich, mit satten Farben und dicker Lackschicht. Die Motive sind durchgängig unverwechselbare Hilla-Designs, wie zum Beispiel das Spitzenwäsche-Rotkäppchen mit niedlichen abstehenden Flechtzöpfen, den kleinen Bayernjungen in Lederhosen und ein Kinderreigen aus Schürzen-Mädchen, deren Lachen jeden einzelnen weißen Zahn zeigt – ebenfalls typisch für Hilla. Der Bierkrug-Mann und der Laternenpfahl-Liebhaber sind mit Sütterlin-Sinnsprüchen versehen, zum Beispiel: „Hast du Kummer, Liebesschmerz, nimm den Laternenpfahl ans Herz.“ Weiß jemand mehr über Hilla? Bitte schreiben Sie mir!

🇬🇧 HILLA: Among the most striking Hilla wall figures are the kissing teenagers standing on a large heart. Hilla probably produced them in southern Germany in the 1940s. There is a (most likely early) rectangular back stamp saying „Hilla, Kunstgewerbliche Handarbeit“ and a diamond-shaped one with „Hilla, Handwork, Made in Germany” (translated). Most Wall Figures by Hilla are smaller and thicker than what was common at the time, with rich colors and a thick layer of varnish. The motifs are consistently unmistakable Hilla designs, such as the lace-underwear Little Red Riding Hood with protruding braids, the little Bavarian boys in lederhosen, and a children’s ring-around dance of apron girls whose smiles show every single white tooth—also typical of Hilla. The beer mug man and the lamppost lover bear rhymes written in Sütterlin: „If you suffer heartache and grief, take the lamppost to your heart (translated).” Does anyone know more about Hilla? Please get in touch! (Buch/25)

1940er Eifelkunst: Kleiner gelber Punktezwerg mit Laterne, Handbemalt, 14 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1940s Eifelkunst: Little Yellow Polka Dot Gnome with Lantern, Hand-painted, 14 cm, German Wall Figure

SCHNEEWITTCHEN-ZWERGE: Das Märchen-Holzbild vom Schneewittchen wurde meist mit einem oder zwei kleineren Zwergen dargestellt. Die fünf oder sechs fehlenden Zwerge wurden häufig als zusätzliche Einzelfiguren produziert. Sie bekamen verschiedene Attribute, wie zum Beispiel Laterne, Blaubeere, Geschenk, Krone, Fliegenpilz, Marienkäfer, Apfel, Blatt, Axt oder Flöte. Zehntausende dieser Mini-Gnome kamen von den großen Manufakturen wie Mertens, Heller und Ravi. Aber es gab auch weitere Hersteller, unter anderem die fast vergessenen „Irmscher Figuren“ aus der Karl-Marx-Stadt (DDR, heute wieder Chemnitz genannt). Die Irmscher Figuren hatten schöne kleine Schneewittchen-Zwerge produziert, alle auf einem grünen Wiesen-Sockel mit kleinen Blümchen.

🇬🇧 SNOW WHITE DWARFS: The Snow White figure often came with one or two small dwarfs attached. The missing five or six ones were very often produced as small single figures. Most of the time they had an attribute, too: Lantern, blueberry, gift, crown, toadstool, ladybug, apple, leaf, axe or flute. Tens of thousands of those mini gnomes came from the large manufacturers like Mertens, Ravi, and Heller. But they were not the only ones: One almost forgotten producer in the last century was “Irmscher Figuren” from Karl-Marx-Stadt. The name Karl-Marx-Stadt was invented by the then Communist government of East Germany, the GDR. After the fall of the Berlin Wall, the city got its original name back: Chemnitz. However, “Irmscher Figuren” produced many pretty small Snow White dwarfs back then: All came on a green meadow base with tiny flowers. (Buch/25)

1930er Wolfgang Hörster (?): Dornröschen mit böser Fee als Rahmenarbeit, Handbemalt, 19×17 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1930s Wolfgang Hörster (?): Sleeping Beauty with Evil Fairy as Framed Work, Hand-painted, 19×17 cm, German Wall Figure

WOLFGANG HÖRSTER: Ich vermute, dass diese Manufaktur in den 1930er, vielleicht auch noch in den 1940er-Jahren Märchen-Holzbilder herstellt hat. Dankenswerterweise sind auf der Rückseite oft gleich mehrere Stempel mit folgenden Informationen zu finden: „Werkstätten Wolfgang Hörster, Entwurf Liesel Lauterborn (?), Handgemalt, Nachahmung verboten.“ Das Interessante an den Figuren ist, dass es alles Rahmen-Arbeiten sind. Einige kenne ich als Originale, einige als Kopien der Wolfgang-Hörster-Motive. Eine Figur ist ein weißes Blumenkranz-Mädchen mit einem Prinzen im Wald: Das könnte das Brüder-Grimm-Märchen Schneeweißchen und Rosenrot sein.

🇬🇧 WOLFGANG HÖRSTER: This producer stems from the 1930s, maybe 1940s, too. I am grateful there are sometimes even three stamps on the backs with the following information: “Workshop Wolfgang Hörster, Design Liesel Lauterborn (?), Hand-Painted, Copying Prohibited” (translated). There is one very interesting thing about their wood plaques: They motif is always surrounded by a fretsaw frame. I’ve known some motifs as originals, some as copies of the Wolfgang Hörster motifs. One of the originals shows a blond flower crown girl in a white dress with a prince in a forest: That might be the Brothers Grimm’s fairy tale Snow-White and Rose-Red. (Buch/25)

1940er Eifelkunst: Schmale rote Art Deco Froschkönig-Prinzessin mit dunklen Haaren, Handbemalt, 25 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1940s Eifelkunst: Slim Red Art Deco Frog Prince Princess with Dark Hair, Hand-painted, 25 cm, German Wall Figure

EIFELKUNST, ÜBERSICHT: Eifelkunst, manchmal auch Eifel-Kunst geschrieben, existierte von den 1930er- bis etwa zu den 1970er-Jahren. Die Gründerin und Künstlerin war Ilse Schneider (1910–2009). Ende der (alten) Zwanzigerjahre hatte Ilse Schneider zunächst für Hellerkunst gearbeitet. Bald jedoch gründete sie ihre eigene Werkstatt für Märchen-Holzbilder – vermutlich Anfang der 1930er-Jahre. So entstanden reizende Ilse-Schneider-Motive wie beispielsweise das Tapfere Schneiderlein mit Bügeleisen oder Däumelinchen in der roten Tulpe. Auch die Zwerge, die eine Riesen-Erdbeere tragen, gehören zu den besonders reizvollen Motiven von Eifelkunst.

🇬🇧 EIFELKUNST, OVERVIEW: Eifelkunst, sometimes also written Eifel-Kunst, existed from the 1930s until around the 1970s. The founder and artist was Ilse Schneider (1910–2009). In the late 1920s, Ilse Schneider initially worked for Hellerkunst. Soon after, she founded her own arts and crafts studio, likely in the early 1930s, and began producing thousands of German Wall Figures. Ilse Schneider created beautiful designs such as The Brave Little Tailor with a Pressing Iron, Thumbelina in a Red Tulip, and Dwarfs Carrying a Giant Strawberry. (Buch/25)

1930er Holland (?): Kleiner Zwerg mit Diamant, Stempel Büroladen Rogge & Wallis, Hannover, 12 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1930s Holland (?): Small Dwarf with Diamond, Stamp of Stationery Shop Rogge & Wallis, Hanover, 12 cm, Dutch Wall Figure

HAPTIK: Das hervorstechendste Merkmal der vergangenen Ära der Märchen-Holzbilder ist die Tatsache, dass die Figuren zwar dünn (meist 3 mm), aber dennoch kompakt und solide waren. Auf Holz gemalt oder auf Holz gedruckt, aber in jedem Fall so, dass man etwas Festes in den Händen hielt. Das ist der große Unterschied zu einer Kinderbuch-Illustration, die nur aus Papier besteht. Es ist auch etwas ganz anderes als die modernen Merchandise-Produkte für Kinder, die in der Regel aus Kunststoff bestehen.

🇬🇧 HAPTICS: The most striking feature of the old German Wall Figures era is the fact that they were made of wood. Very thin (mostly 3 mm), but still something solid. That is a big difference to illustrations in children’s books that only consist of paper. The wall figures were wooden products, and that’s one of the reasons they still create such a special nostalgic feeling: This old-fashioned Brothers Grimm “merchandise” didn’t come in plastic. That’s why they appeal to collectors in the new century, too. (Buch/25)

1930er Oltmanns: Schmale Gänseliesel im blauen Kleid, Handbemalt, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1930s Oltmanns: Slim Goose Girl in Blue Dress, Hand-painted, 22 cm, German Wall Figure

COPYCAT-MANUFAKTUREN: Besonders in den 1940er-Jahren gab es einige kleine Hersteller von Märchen-Holzbildern, die auf der Rückseite einen eigenen Stempel trugen (häufig allerdings nur mit dem Vermerk „Handarbeit“) und somit eigentlich als offizielle Manufakturen galten – die jedoch in erster Linie Motive anderer Firmen kopierten. Zu diesen „Copycats“ gehörten zum Beispiel Rosma, die „Frankenkunst“ von Karl Klier und auch Oltmanns; wobei Oltmanns es immerhin geschafft hatte, den Kopien (meist Heller-Motive) einen sehr schönen, ja sogar hochwertigen eigenen Stil zu verleihen. Die meisten dieser „Copycat-Manufakturen“ jedoch entstanden aus der Not während des Zweiten Weltkriegs. Manche Figuren basierten auch auf legalen Hobby-Vorlagen, zum Beispiel von Vobach oder Hartmann/Hartmanns. Heller hat das Kopieren nie beanstandet – das erzählte mir im neuen Jahrtausend Klaus Heller, ein Sohn von Magda und Georg Heller. Mertens hingegen untersagte das Kopieren ausdrücklich.

🇬🇧 COPYCAT MANUFACTURERS: Especially in the 1940s, many small makers of German Wall Figures had their own stamp on the back (often including only the word “Handarbeit” for handmade), making them technically official manufacturers. However, those “copycat manufactureres” primarily copied motifs from other companies. These “copycats” included Rosma, Karl Klier’s “Frankenkunst,” and also Oltmanns–although Oltmanns managed to give the copied figures (mostly Heller motifs) a distinctive and even high-quality style of their own. Most of these “copycat manufacturers” were born out of wartime necessity. Sometimes, the figures were based on legal hobby templates, such as those by Vobach or Hartmann/Hartmanns. Heller never took legal action against the copying–this was told to me in the new millennium by Klaus Heller, a son of Magda and Georg Heller. Mertens, on the other hand, explicitly forbade imitation. (Buch/25)

1930er Niedersachsen-Kunst: Breitformatiges Sterntaler mit nachtblauen Büschen, Handbemalt, 16×18 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1930s Niedersachsen-Kunst: Wide-format Star Money Girl with Night Blue Bush, Hand-painted, 16×18 cm, German Wall Figure

NIEDERSACHSEN-KUNST: Dieser Hersteller hat in den 1930er und vielleicht auch noch in den frühen 1940er Jahren Märchen-Holzbilder produziert, aber auch Kindermotive und Zwerge. Sie wurden alle handbemalt. Auf vielen der Figuren kann man unten ein Grasbüschel sehen, und die Augen wurden mit braunem Bleistift gezeichnet, wie das auch bei Heller der Fall war. Vielleicht wurde die Werkstatt im Zweiten Weltkrieg ausgebombt? Ich kenne jedenfalls keine späteren Produkte dieses Herstellers. Weiß jemand mehr über Niedersachsen-Kunst? Bitte schreiben Sie mir!

🇬🇧 NIEDERSACHSEN-KUNST: This manufacturer produced many German Wall Figures in the 1930s and maybe in the early 1940s, too. Most of those wood plaques were the classic Brothers Grimm’s motifs, but there were also children and dwarfs. All of them were hand-painted. On many of their figures you’ll find grass sprouting at the bottom. The eyes were painted with a brown pencil, like Heller did, too. This producer doesn’t seem to have survived the Second World War, maybe they got bombed out, like other manufacturers, too. Does anyone know more about this wonderful historic manufacturer? Please get in touch! (Buch/25)

1930er Niedersachsen-Kunst: Breitformatiges filigranes Hänschen Klein mit gelbem Hut, Handbemalt, 15×14 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1930s Niedersachsen-Kunst: Wide-Format Delicate Little Hans with Yellow Hat, Hand-painted, 15×14 cm, German Wall Figure

NIEDERSACHSEN-KUNST: Dieser Hersteller hat in den 1930er und vielleicht auch noch in den frühen 1940er Jahren Märchen-Holzbilder produziert, aber auch Kindermotive und Zwerge. Sie wurden alle handbemalt. Auf vielen der Figuren kann man unten ein Grasbüschel sehen, und die Augen wurden mit braunem Bleistift gezeichnet, wie das auch bei Heller der Fall war. Vielleicht wurde die Werkstatt im Zweiten Weltkrieg ausgebombt? Ich kenne jedenfalls keine späteren Produkte dieses Herstellers. Weiß jemand mehr über Niedersachsen-Kunst? Bitte schreiben Sie mir!

🇬🇧 NIEDERSACHSEN-KUNST: This manufacturer produced many German Wall Figures in the 1930s and maybe in the early 1940s, too. Most of those wood plaques were the classic Brothers Grimm’s motifs, but there were also children and dwarfs. All of them were hand-painted. On many of their figures you’ll find grass sprouting at the bottom. The eyes were painted with a brown pencil, like Heller did, too. This producer doesn’t seem to have survived the Second World War, maybe they got bombed out, like other manufacturers, too. Does anyone know more about this wonderful historic manufacturer? Please get in touch! (Buch/25)