1950er Mertens-Kunst: Rehkitz mit Glockenblumen 16×16cm 🇬🇧 Vintage Fawn with Bluebells (Holz-Wandfigur, German Wall Figure)

SIEBDRUCK: Frau Gruner-Witkop vom „Original Bergischer Engel“ erzählte mir im neuen Jahrtausend, dass ihre Manufaktur in den 1950er Jahren auf die Siebdrucktechnik umgestiegen war. Dafür hatte sie einen einwöchigen Kurs besucht. Fast alle großen Manufakturen wechselten in den 50er oder 60er Jahren zum Siebdruck, der allerdings anfangs immer noch viel zusätzliche Handarbeit bedeutete: Die Ränder der Märchen-Holzbilder wurden zunächst weiterhin noch mit Hand bunt bemalt und manche Farbübergänge oder kleinen Fehler wurden ebenfalls mit dem Handpinsel korrigiert. Von Heller weiß ich, dass die Gesichter und Hände in der ersten Siebdruckphase noch komplett mit Hand gezeichnet wurden.

🇬🇧 SCREEN PRINTING: Mrs. Gruner-Witkop of the “Original Bergischer Engel” told me in the new century that her studio had switched to screen printing in the 1950s. She had to attend a special one week training to learn the technique. Most of the large manufacturers switched to screen printing in the Fifties or Sixties. However, in the beginning that still meant a lot of handwork: The edges of the wood plaques were still hand-colored and small flaws of the early printing process were also corrected with a small paint-brush. Heller did still hand-draw all the faces and hands of each wall figure in the first screen-printing phase. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Indianermädchen mit großen Augen 28cm 🇬🇧 Vintage American Native Girl with Big Eyes (Hampelmann, Jumping Jack)

MERTENS, HAMPELMÄNNER: Der große Spielzeug-Hersteller Alfred Mertens hat im letzten Jahrhundert mehrere Hundert verschiedene Hampelmänner produziert, mit teilweise sehr hohen Auflagen, wie zum Beispiel die berühmten Enten „Quack“ und „Quacksi“ aus den 1960er-Jahren. Auch bekannte Künstler entwarfen Hampelmänner für Mertens-Kunst; Ostheimer designte beispielsweise die „Michel“-Figur. Die allermeisten Hampelmann-Figuren wurden jedoch von Ute Mertens entworfen, der Tochter von Alfred Mertens. Manchmal steht der ganze Name, manchmal nur die gedruckte Signatur „Ute“ auf diesen Figuren, oft unten seitlich auf einem Fuß.

🇬🇧 MERTENS, JUMPING JACKS: Alfred Mertens produced several hundred different jumping jack toys in the last century—some in very high quantities, like the famous duck “Quack” from around the 1970s. There were also designs by Mertens from famous artists, such as the 1974 “Michel” figure by Ostheimer, labeled “Made in Western Germany.” However, most of the jumping jack figures were designed by Ute Mertens, the daughter of Alfred Mertens, with her full name on the backs. Some of her early figures carry only her printed signature “Ute,” often on the side of one of the feet. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Rote Pechmarie mit Hand vorm Gesicht, Siebdruck, 23 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Red Pitch Mary with Hand in Front of Face, Screen-printed, 23 cm, German Wall Figure

WIE HEISSEN DIE DENN JETZT? Die Märchen-Holzbilder aus dem letzten Jahrhundert haben viele Namen; so viele, dass sie eigentlich keinen haben. Ich habe den Genre-Namen „Märchen-Holzbilder“ geprägt, denn es sind Bilder aus Holz, meist mit klassischem Märchenmotiv. Mein englischer Genre-Name beschreibt die zusätzlichen Eigenschaften der „German Wall Figures“: Sie stammen zu 99 % aus Deutschland und sind Figuren, die man an die Wand hängt. Selbst die Hersteller hatten damals unterschiedliche Bezeichnungen für die Figuren. Sie nannten sie damals „Wandfiguren“ (Mertens), „Märchenfiguren“ (Heller), „Märchen-Wandfriese“ (Ravi) oder auch „Kinder-Wandbilder“ (Münchner).

🇬🇧 WHAT ARE THEY CALLED, NOW? The German Wall Figures from the last century have many names—so many that they basically have none. I coined two genre names: The German one is “Märchen-Holzbilder”, which translates to fairy tale wood pictures. The English genre name describes their other key features: “German Wall Figures.” 99% of them (millions, actually) were made in Germany and meant to be hung on the wall. Even the manufacturers used different terms back then: “Wandfiguren” (Mertens), “Märchenfiguren” (Heller), “Märchen-Wandfriese” (Ravi), or “Kinder-Wandbilder” (Münchner). (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Strandmädchen mit Kirsch-Zopfbändern, Siebdruck, 24 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Beach Girl with Cherry Hair Ties, Screen-printed, 24 cm, German Wall Figure

MERTENS, WASSERBALL-MÄDCHEN: Eines der ersten Märchen-Holzbilder, die ich jemals gesehen habe (das war im Februar 2014), war die 1970er-Mertens-Figur von dem Strandkind mit Kirsch-Zopfbändern, wie sie damals gerade in Mode waren. Erinnerungen kamen hoch: Ich weiß noch, wie sie sich anfühlten – die glatten, roten, runden Kirschen-Zopfbänder. Und beim Strand denke ich immer an Haffkrug damals an der Ostsee: überall die gelbe Werbung für Delial-Sonnenmilch und die blauen Nivea-Sonnenmilchflaschen, die wir benutzten und später als Wasserpistole verwendeten. Manchmal war es so heiß, dass der Sand sogar unter den Fußsohlen brannte. Vor den Strandpromenade-Läden buntes Sandspielzeug und das Softeis mit Schokostreuseln. In dem Moment also, als ich 2014 diese Figur in den Händen hielt, war ich infiziert, und meine Märchen-Holzbild-Forschung konnte beginnen.

🇬🇧 MERTENS, BEACH BALL GIRL: One of the first German Wall Figures I ever saw (in February 2014) was the 1970s Mertens wood picture of the beach child with cherry hair ties, which had been fashionable at the time. Memories came flooding back: I still remember how they felt—those smooth, red, round cherry hair ties. And when I think of the beach, I always think of Haffkrug back then at the Baltic Sea: the yellow advertisements for Delial sunscreen and the blue Nivea bottles that we used—and later turned into water pistols. Sometimes it was so hot that the sand burned under the soles of our feet. In front of the beach promenade stores, there were colorful sand toys and we had soft serve ice cream with chocolate sprinkles. From the moment I held this beach girl wood plaque in my hands in 2014, I got hooked, and my German Wall Figures research began shortly afterwards. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Geburtstags-Zwerg „Gratulant“ mit Napfkuchen und Kerzenschein, Siebdruck, 23 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Birthday Dwarf with Bundt Cake and Candlelight, Screen-printed, 23 cm, German Wall Figure

WIRTSCHAFTSWUNDER-FIGUREN: Märchen-Holzbilder aus den 1950er rund 1960er sind oft besonders fröhlich und unbeschwert. Die Personen auf den Kinder-Wandfiguren hatten quasi das Lächeln gelernt. Der Zweite Weltkrieg und die Hungerjahre kurz danach waren endlich vorbei, das deutsche Wirtschaftswunder hatte begonnen und viele Kinder wurden geboren – sehr viele. Deshalb spricht man auch vom Babyboom und den Babyboomern. Das waren damals die geburtenstarken Jahrgänge, zu denen ich mit dem Geburtsjahr 1963 auch gehöre. Ein Buch von 2009 von Martin Rupps trug den entsprechenden Titel: „Wir Babyboomer … Wir waren immer zu viele.“

🇬🇧 ECONOMIC MIRACLE FIGURES: The German Wall Figures of the 1950s and 1960s were often particularly cheerful and carefree. The people on these wood pictures had practically learned to smile. The Second World War and the famine years shortly thereafter were over, the German economic miracle had begun, and many children were being born—very many. That’s why we also speak of the baby boom and the baby boomers. I was born in 1963, so I am one of those children. A 2009 book by Martin Rupps bore the appropriate title: „We Baby Boomers … We Were Always Too Many.” (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Brüderchen und Schwesterchen mit Blumenkopftuch, Siebdruck, 24 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Brother and Sister with Flower Headscarf, Screen-printed, 24 cm, German Wall Figure

KINDCHENSCHEMA: Das „Kindchenschema“ ist ein wissenschaftlicher Begriff. Große Köpfe und große Augen werden intuitiv als besonders niedlich und schützenswert empfunden. Der Begriff wurde im letzten Jahrhundert vom Nobelpreisträger Konrad Lorenz (Zoologe) geprägt. Vor allem in den Sechziger- und Siebzigerjahren waren diese besonders niedlichen Motive sehr beliebt. Viele Hersteller von Märchen-Holzbildern wandten das Kindchenschema an. Beispiel: Das 1930er-Mertens-Schneewittchen mit dem knielangen Zopf und dem Babybauch hat einen sehr kleinen Kopf, während das 1960er-Ballkleid-Schneewittchen von Mertens einen dreimal so großen Kopf hat.

🇬🇧 CUTENESS: “Cuteness” is actually a scientific expression. The German term for it (“Kindchenschema”) is internationally used: It was coined by the German zoologist Konrad Lorenz (Nobel Prize winner) in the last century. A large head and big eyes make people (and mammals, too) intuitively want to protect the young ones. These cute motifs were especially popular in the 1960s and 1970s. Many producers of German Wall Figures applied this to their children’s wood plaques. Example: The 1930s Mertens Snow White with the longest braid (and a baby belly) has a very small head, while the 1960s Mertens “Ball Dress Snow White” has a head three times its size. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Filigrane tanzende Puppenmutter „Mittag“, Siebdruck, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Delicate Dancing Doll Mother “Noon,” Screen-printed, 20 cm, German Wall Figure

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PUPPENMÜTTER: Viele Hersteller von Märchen-Holzbildern hatten auch die beliebten Puppenmütter im Programm. Neben der Puppe wurden häufig auch folgende Beigaben gezeigt: Puppenwagen, Wiege, Babytragetuch, Teddies oder ein Löffel zum Füttern. Auch die Haarfarben waren unterschiedlich, denn die meisten menschlichen Puppenmütter wollte auch gerne ein Puppenmutter-Holzbild mit ihrer eigenen Haarfarbe haben. Die schwarzhaarige Puppenmutter von Mertens hat einen reizenden weißen Blumenkranz auf dem Kopf. Mein Favorit ist die tanzende Puppenmutter mit Zöpfen, ebenfalls von Alfred Mertens, aus den Fünfzigerjahren.

🇬🇧 DOLL MOTHERS: Many producers of the old German Wall Figures had doll mother figures, sometimes with accessories like a doll pram, baby sling, cradle, teddy bears or even a spoon to feed the doll. They came in different hair colors because most human doll mothers liked a wall hanging with her own hair color. The black hair doll mother by Mertens had a pretty white flower crown. My favorite stems from Mertens, too: It’s the dancing doll mother with braids from the Fifties. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Rapunzel mit Turm und rotblondem Zopf, Siebdruck, 24 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Rapunzel with Tower and Red-Blond Braid, Screen-printed, 24 cm, German Wall Figure

MERTENS, ÜBERSICHT: Wenn Alfred Mertens, der Gründer von Mertens-Kunst, heute noch leben würde, wäre er inzwischen über 120 Jahre alt. Alfred Mertens wurde am 21.3.1898 in Wiesbaden geboren. Das liegt rund 250 Kilometer von Pfullingen entfernt, wo Mertens-Kunst später produziert hat. Die Anmeldung in Pfullingen war am 5.10.1936, in der Panoramastraße 20, später Bergstraße 15, ab 1971 in der Carl-Zeiss-Straße 7. Einige Mertens-Holzbilder scheinen mir allerdings älter zu sein als 1936. Weiß jemand, ob Alfred Mertens zuvor vielleicht in einer anderen Stadt seine Manufaktur hatte? Die allerletzten Märchen-Holzbilder von Mertens-Kunst wurden in den 1980er-Jahren hergestellt. So kann man sagen, dass die Ära der Mertens-Wandfiguren (mindestens) sechs Jahrzehnte lang andauerte – von den 1930er- bis zu den 1980er-Jahren.

🇬🇧 MERTENS, OVERVIEW: If Alfred Mertens, the founder of Mertens-Kunst, were still alive today, he would be over 120 years old. He was born on March 21st, 1898, in Wiesbaden. Wiesbaden is about 250 kilometers from Pfullingen, the town where Mertens-Kunst later began production on October 5th, 1936—first at Panoramastraße 20, later at Bergstraße 15, and from 1971 at Carl-Zeiss-Straße 7. However, some German Wall Figures by Mertens appear to be older than 1936. Does anyone know if Alfred Mertens may have had a handicraft studio in a different city before Pfullingen? The very last fairy tale pictures by Mertens-Kunst were produced in the 1980s. So it can be said that the era of Mertens wall figures lasted (at least) six decades—from the 1930s to the 1980s. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Blondes Sternenschweif-Sterntaler im hellblauen Kleid, Siebdruck, 24 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Blonde Star-Tail Sterntaler in Light Blue Dress, Screen-printed, 24 cm, German Wall Figure

MERTENS, ÜBERSICHT: Wenn Alfred Mertens, der Gründer von Mertens-Kunst, heute noch leben würde, wäre er inzwischen über 120 Jahre alt. Alfred Mertens wurde am 21.3.1898 in Wiesbaden geboren. Das liegt rund 250 Kilometer von Pfullingen entfernt, wo Mertens-Kunst später produziert hat. Die Anmeldung in Pfullingen war am 5.10.1936, in der Panoramastraße 20, später Bergstraße 15, ab 1971 in der Carl-Zeiss-Straße 7. Einige Mertens-Holzbilder scheinen mir allerdings älter zu sein als 1936. Weiß jemand, ob Alfred Mertens zuvor vielleicht in einer anderen Stadt seine Manufaktur hatte? Die allerletzten Märchen-Holzbilder von Mertens-Kunst wurden in den 1980er-Jahren hergestellt. So kann man sagen, dass die Ära der Mertens-Wandfiguren (mindestens) sechs Jahrzehnte lang andauerte – von den 1930er- bis zu den 1980er-Jahren.

🇬🇧 MERTENS, OVERVIEW: If Alfred Mertens, the founder of Mertens-Kunst, were still alive today, he would be over 120 years old. He was born on March 21st, 1898, in Wiesbaden. Wiesbaden is about 250 kilometers from Pfullingen, the town where Mertens-Kunst later began production on October 5th, 1936—first at Panoramastraße 20, later at Bergstraße 15, and from 1971 at Carl-Zeiss-Straße 7. However, some German Wall Figures by Mertens appear to be older than 1936. Does anyone know if Alfred Mertens may have had a handicraft studio in a different city before Pfullingen? The very last fairy tale pictures by Mertens-Kunst were produced in the 1980s. So it can be said that the era of Mertens wall figures lasted (at least) six decades—from the 1930s to the 1980s. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Hellblaues Sterntaler mit Sternenkranz und Tannenwald, Siebdruck, 24 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Light Blue Star Money Girl with Star Crown and Pine Trees, Screen-printed, 24 cm, German Wall Figure

MERTENS, HANDSTEMPEL-ENDE: Kurz vor 1970 hatte Mertens-Kunst damit begonnen, das Copyright-Jahr auf die Rückseiten zu drucken – was ein Segen für Sammler heutzutage ist. Damit war für Mertens die Zeit der manuellen Handstempel endgültig vorbei, und der Rückseitendruck erfolgte komplett maschinell. Es gibt allerdings noch eine Übergangsphase zwischen den letzten Handstempeln und der Copyright-Jahr-Bedruckung: Ich ordne diese Figuren den früheren 1960er-Jahren zu, als die Alfred-Mertens-Figuren schon komplett maschinell bedruckte Rückseiten hatten, aber noch keine Jahreszahl angegeben wurde.

🇬🇧 MERTENS, END OF HANDSTAMPING: Shortly before 1970, Mertens-Kunst began printing the copyright year on the backs of their German Wall Figures–a true blessing for collectors nowadays! That also marked the end of the hand-stamped backs by Mertens, as all printing was done mechanically from then on. However, there was a transition phase between the last hand-stamps and the copyright year markings: I assign these figures to the early 1960s, when the backs were already fully machine printed but the year had not yet been added. (Buch/25)