1950er Graupner: Tischlein deck dich mit Knüppel aus dem Sack, 19 cm, Katalog Nr. 5246, Laubsägearbeit 🇬🇧 1950s Graubele: The Wishing Table with Cudgel in the Sack, 19 cm, Catalog No. 5246, Hobby Craft

TISCHLEIN DECK DICH: Das Brüder-Grimm-Märchen „Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack“ bedient drei menschliche Grundbedürfnisse. Alle drei ergeben, was jeder sich wünscht: 1. Immer genug zu Essen (der Tisch) 2. Immer genug Geld (der Goldesel) 3. Immer genug Schutz gegen böse Menschen (der Knüppel aus dem Sack). Man findet die drei Motive als Hobbyarbeiten (Laubsägearbeiten zum Beispiel nach Vorlagen von Graupner und Dullien). Die Dullien-Vorlage ist ein sehr hohes Holzbrettchen mit dem „Tischlein“ unter einem großen Baum. Als Manufakturen-Arbeiten erschienen die Motive zum Beispiel von Heller und Ravi. Heller hat gleich zwei Figuren zum „Tischlein“ entworfen: Auf beiden sieht man den ältesten Schneidersohn, aber nur auf einem der beiden Tischchen steht eine Weinflasche, und zwar bei der späteren Variante. Insgesamt ist das Motiv aber eher selten auf den Märchen-Holzbildern aus dem letzten Jahrhundert zu finden.

🇬🇧 THE WISHING-TABLE: The Brothers Grimm fairy tale “The Wishing Table, the Gold-Ass, and the Cudgel in the Sack” serves three basic human needs. All three result in what everyone desires: 1. Always enough food (the table) 2. Always enough money (the Gold-Ass) 3. Always enough protection against evil people (the cudgel in the sack). These three motifs can be found as hobby craft figures: The templates came, for example, from Graupner and Dullien. The Dullien template is a very tall wooden board with the „Table“ under a large tree. The motifs appeared as manufacturer-made figures by Hellerkunst and Ravi-Kunst, for example. Heller designed two figures showing the Wishing Table: Both depict the tailor’s eldest son, but only one of the two tables has a wine bottle on it, and that is the later version. Overall, the motif is rather rare on the German Wall Figures from the last century. (Buch/25)

Unbekannt mit Widmung „Kriegsweihnacht 1942“: Zwerg mit Hohner-Akkordeon, Laubsägearbeit 🇬🇧 Unknown, Inscribed “War Christmas 1942”: Dwarf with Hohner Accordion, Hobby Craft

GLÜCKSFALL DATUM: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eine Jahreszahl auf einem alten Märchen-Holzbild finde. Meist sind die Daten zuverlässig und sie sagen mir, dass diese Kinder-Wandfigur mindestens so alt ist wie das Jahr, das auf die Rückseite geschrieben wurde. Es ist immer wieder spannend zu beobachten, wie verschiedene Daten verschiedene Gefühle wachrufen: Vergleichen Sie zum Beispiel „Weihnachten 1942“ mit „Sommerferien 1972“!

🇬🇧 LUCKY DATE FIND: I’m always happy when I find a certain year stated on an old German Wall Figure. Most of those dates are reliable, and they tell me the figure is at least as old as the year written on its back. It’s always fascinating how different dates evoke different feelings: Compare for example “Christmas 1942” to “Summer 1972”! (Buch/25)

1940er Graupner: Spaßzwerg mit Trompete auf Steinpilz sitzend, Laubsägearbeit 🇬🇧 1940s Graubele: Fun Dwarf Sitting on Porcini Mushroom with Trumpet, Hobby Craft

GRAUPNER, SPASSZWERGE AB 1939: Johannes Graupner/Graubele hat im letzten Jahrhundert eine Serie von Zwergen als Laubsägevorlagen herausgebracht, die ich „Spaßzwerge“ nenne, denn sie sind alle fröhlich und ein wenig albern. Sie tauchten erstmals zu Beginn des Zweiten Weltkriegs im Graupner-Katalog von 1939 auf und finden sich auch noch in den Katalogen der 1950er Jahre. Zu den Motiven der „Spaßzwerge“ gehören: Zwerg mit Banjo, Zwerg auf einem Fliegenpilz mit Liederbuch, Zwerg auf einem Steinpilz mit einer Flöte, Zwerg mit Blumenhemd, Zwerg mit Sonnenblumen und ein besonders schöner Zwerg mit einem Erdbeerkorb.

🇬🇧 GRAUPNER, FUN DWARFS STARTING 1939: Johannes Graupner/Graubele made a series of gnomes as fretsaw templates in the last century, which I call the “fun dwarfs” because they are all cheerful and a bit silly. They actually first appeared at the beginning of the Second World War, in the Graupner catalog from 1939. These fun dwarfs can still be found in the Graupner catalogs from the 1950s. There are the following motifs in the “Fun Dwarfs” series: with banjo, on a toadstool with songbook, on a porcini mushroom with flute, wearing a flower shirt, with sunflowers, and with a strawberry basket. (Buch/25)

Unbekannt mit Widmung Weihnachten 1945: Laufender Zwerg auf Tannenzweig-Sockel, Laubsägearbeit 🇬🇧 Unknown dated Christmas 1945: Running Dwarf on Fir Branch Base, Hobby Craft

GLÜCKSFALL DATUM: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eine Jahreszahl auf einem alten Märchen-Holzbild finde. Meist sind die Daten zuverlässig und sie sagen mir, dass diese Kinder-Wandfigur mindestens so alt ist wie das Jahr, das auf die Rückseite geschrieben wurde. Es ist immer wieder spannend zu beobachten, wie verschiedene Daten verschiedene Gefühle wachrufen: Vergleichen Sie zum Beispiel „Weihnachten 1942“ mit „Sommerferien 1972“!

🇬🇧 LUCKY DATE FIND: I’m always happy when I find a certain year stated on an old German Wall Figure. Most of those dates are reliable, and they tell me the figure is at least as old as the year written on its back. It’s always fascinating how different dates evoke different feelings: Compare for example “Christmas 1942” to “Summer 1972”! (Buch/25)

1950er Unbekannt: Hübscher kleiner Dandy-Junge mit Schal und Punktehut, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Unknown: Pretty Small Dandy Boy with Scarf and Polka Dot Hat, German Wall Figure

MÄRCHEN ODER KEIN MÄRCHEN? Das ist die wichtigste Grundfrage zu den Motiven der Kinder-Wandfiguren aus dem letzten Jahrhundert. Die Holzbilder-Ära hatte im Grunde nur zwei Themenbereiche: Eine Figur war entweder ein Märchen oder kein Märchen. Dann war es oft ein reines Kindermotiv, zum Beispiel ein Frühlingskind mit Blumen oder ein frierender kleiner Junge mit Schneeball – wie die berühmte Heller-Figur aus den 1930er-Jahren. Die häufigsten Motive waren allerdings die klassischen Brüder-Grimm-Märchen, daher auch der Genre-Name: Märchen-Holzbilder.

🇬🇧 FAIRY TALE OR NOT A FAIRY TALE? That is the most important basic question concerning the motifs of last century’s German Wall Figures. You can divide the wood figure era into two main types: The figure either showed a fairy tale—or not. In the latter case, it was often a simple child motif, for example a spring girl with flowers or a freezing little boy with a snowball, like the famous Heller figure from the 1930s. Most of the motifs, however, were classic Brothers Grimm fairy tales—that’s why the German genre name is “Märchen-Holzbild,” meaning fairy tale wood picture. (Buch/25)

1940er MA-Sammlung USA: Verängstigte Bremer Stadtmusikanten, 19 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1940s MA Collection USA: Frightened Town Musicians of Bremen, 19 cm, Hobby Craft

IN DIE USA UND ZURÜCK: Besonders kurz nach dem Zweiten Weltkrieg fanden viele Märchen-Holzbilder den Weg von Deutschland in die USA. Vor allem die alliierten Soldaten aus den Vereinigten Staaten kauften sie gerne als Mitbringsel für die Heimreise oder sie schickten sie nach Hause, für ihre Kinder, Nichten und Neffen. Es waren eben sehr ungewöhnliche, typisch deutsche und oft besonders schöne Mitbringsel. Auch nach der Besatzungszeit wurden viele Wandfiguren in die USA geschickt, viele der großen Manufakturen bekamen Bestellungen aus „Übersee“. Von einigen Figuren weiß ich ganz genau, dass sie in der USA gewesen waren, weil ich sie selbst von dort erworben habe und sie nun wieder in Deutschland sind – vielleicht auch nur vorläufig?

🇬🇧 TO THE USA AND BACK: American soldiers bought many German Wall Figures when they were stationed in Germany after the Second World War. Those beautiful wood plaques made perfect gifts for their kids, nieces and nephews back home, always very special–very often very beautiful. Also in the decades following the 1940s they remained popular in the United States of America. Many German arts and crafts manufacturers got large orders from “Übersee” (overseas). There are several figures of which I definitely know they made the journey to the USA and back: those that I bought from the USA myself. (Buch/25)

1940er MA-Sammlung/USA: Der Wolf und die sieben Geißlein mit tränenreichem Kuss, 19 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1940s MA Collection/USA: The Wolf and the Seven Little Goats with Tearful Kiss, 19 cm, Hobby Craft

IN DIE USA UND ZURÜCK: Besonders kurz nach dem Zweiten Weltkrieg fanden viele Märchen-Holzbilder den Weg von Deutschland in die USA. Vor allem die alliierten Soldaten aus den Vereinigten Staaten kauften sie gerne als Mitbringsel für die Heimreise oder sie schickten sie nach Hause, für ihre Kinder, Nichten und Neffen. Es waren eben sehr ungewöhnliche, typisch deutsche und oft besonders schöne Mitbringsel. Auch nach der Besatzungszeit wurden viele Wandfiguren in die USA geschickt, viele der großen Manufakturen bekamen Bestellungen aus „Übersee“. Von einigen Figuren weiß ich ganz genau, dass sie in der USA gewesen waren, weil ich sie selbst von dort erworben habe und sie nun wieder in Deutschland sind – vielleicht auch nur vorläufig?

🇬🇧 TO THE USA AND BACK: American soldiers bought many German Wall Figures when they were stationed in Germany after the Second World War. Those beautiful wood plaques made perfect gifts for their kids, nieces and nephews back home, always very special–very often very beautiful. Also in the decades following the 1940s they remained popular in the United States of America. Many German arts and crafts manufacturers got large orders from “Übersee” (overseas). There are several figures of which I definitely know they made the journey to the USA and back: those that I bought from the USA myself. (Buch/25)

1950er Graupner: Filigran ausgesägter Münchhausen beim Wildenten-Flug, Laubsägearbeit 🇬🇧 1950s Graubele: Delicately Cut-Out Münchhausen on Wild Duck Flight, Hobby Craft

GRAUPNER, ÜBERSICHT: Johannes Graupner war ein bedeutender Hersteller von Laubsägevorlagen, die von 1930er- bis zu den 1990er Jahren hergestellt wurden. Er gründete seine Firma, indem er Anfang der 1930er Jahre ein in Cannstatt (Stuttgart) ansässiges Unternehmen übernahm, das Vorlagen für Laubsägearbeiten herstellte. Der neue Betrieb entwickelte sich zu einem Familienunternehmen und brachte wunderschöne Vorlagen hervor – nach und nach unter drei verschiedenen Namen: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner und Graubele. Der älteste mir bekannte Graupner-Katalog stammt aus den 1930er Jahren. Später erschienen die meisten Vorlagen unter dem Namen „Graubele“. Ab etwa 1959 wurde wieder der Name „Graupner“ verwendet, bis in die 1990er Jahre hinein.

🇬🇧 GRAUPNER, OVERVIEW: Johannes Graupner was a major producer of fretsaw figure templates from the 1930s to the 1990s. He founded his company by taking over a Cannstatt (Stuttgart) business that had been producing fretsaw templates in the early 1930s. The new business developed into a family-run company that produced beautiful templates under three different names over time: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner, and Graubele. The oldest Graupner catalog I know dates back to the 1930s. Later, most templates were published under the name “Graubele.” From around 1959 onward, the name “Graupner” was used again until the 1990s. (Buch/25)

1950er Graupner: Tischlein deck dich mit neugierigem Hasen, 18 cm (Katalog: 5244), Laubsägearbeit 🇬🇧 1950s Graubele: The Wishing Table with Curious Hare, 18 cm (Catalog: 5244), Hobby Craft

TISCHLEIN DECK DICH: Das Brüder-Grimm-Märchen „Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack“ bedient drei menschliche Grundbedürfnisse. Alle drei ergeben, was jeder sich wünscht: 1. Immer genug zu Essen (der Tisch) 2. Immer genug Geld (der Goldesel) 3. Immer genug Schutz gegen böse Menschen (der Knüppel aus dem Sack). Man findet die drei Motive als Hobbyarbeiten (Laubsägearbeiten zum Beispiel nach Vorlagen von Graupner und Dullien). Die Dullien-Vorlage ist ein sehr hohes Holzbrettchen mit dem „Tischlein“ unter einem großen Baum. Als Manufakturen-Arbeiten erschienen die Motive zum Beispiel von Heller und Ravi. Heller hat gleich zwei Figuren zum „Tischlein“ entworfen: Auf beiden sieht man den ältesten Schneidersohn, aber nur auf einem der beiden Tischchen steht eine Weinflasche, und zwar bei der späteren Variante. Insgesamt ist das Motiv aber eher selten auf den Märchen-Holzbildern aus dem letzten Jahrhundert zu finden.

🇬🇧 THE WISHING-TABLE: The Brothers Grimm fairy tale “The Wishing Table, the Gold-Ass, and the Cudgel in the Sack” serves three basic human needs. All three result in what everyone desires: 1. Always enough food (the table) 2. Always enough money (the Gold-Ass) 3. Always enough protection against evil people (the cudgel in the sack). These three motifs can be found as hobby craft figures: The templates came, for example, from Graupner and Dullien. The Dullien template is a very tall wooden board with the „Table“ under a large tree. The motifs appeared as manufacturer-made figures by Hellerkunst and Ravi-Kunst, for example. Heller designed two figures showing the Wishing Table: Both depict the tailor’s eldest son, but only one of the two tables has a wine bottle on it, and that is the later version. Overall, the motif is rather rare on the German Wall Figures from the last century. (Buch/25)

1950er Graupner: Der Wolf und die sieben Geißlein mit Harke und Kiepe, Laubsägearbeit 🇬🇧 1950s Graubele: The Wolf and the Seven Little Goats with Rake and Basket, Hobby Craft

DER WOLF UND DIE 7 GEISSLEIN: Ilse Schneider aus der Eifel hat gleich mehrere Märchen-Holzbilder zu diesem Brüder-Grimm-Märchen entworfen – etwa die Mutter Geiß mit einer Kiepe und einer Sichel in der Hand, mit der sie dem Wolf an den Kragen ging. Weha aus dem Erzgebirge gab dem kleinsten Geißlein eine riesige Schere in die Hand – mehr als halb so groß wie das Geißlein selbst – und bei einer Figur aus den 1930er-Jahren von Wrangell (Karin von Wrangel) blöken sich die Mutter und das kleinste Geißlein auf reizende Weise gegenseitig an. Auch im Hobbybereich wurde dieses Märchen vielfach umgesetzt: Der Vorlagen-Hersteller Johannes Graupner/Graubele schuf mehrere Laubsägearbeiten dazu, darunter eine große Figur mit der ganzen Familie zusammen, bei der die kleinen Geißlein wunderschöne Schürzenkleider und Anzüge mit weißen Kragen tragen.

🇬🇧 THE WOLF AND THE 7 LITTLE GOATS: Ilse Schneider from the Eifel region designed several German Wall Figures based on this Brothers Grimm fairy tale, including the mother goat with a back basket and the sickle in her hand, which she used to deal with the wolf. Weha from the Ore Mountains gave the smallest kid a huge pair of scissors—larger than half the kid’s size, and a 1930s figure by Wrangel/Wrangell shows the mother goat and the smallest goat charmingly bleating at each other. There were also hobby creations inspired by this tale: the template producer Graupner/Graubele created several fretsaw designs, including a large figure showing the entire goat family together, with all the seven little kids wearing beautiful pinafore dresses and suits with white collars. (Buch/25)