1940er Graupner: Frühes schmales weißes Sterntaler, Laubsägearbeit 🇬🇧 1940s Graubele: Narrow White Star Money Girl, Hobby Craft

GRAUPNER, ÜBERSICHT: Johannes Graupner war ein bedeutender Hersteller von Laubsägevorlagen, die von 1930er- bis zu den 1990er Jahren hergestellt wurden. Er gründete seine Firma, indem er Anfang der 1930er Jahre ein in Cannstatt (Stuttgart) ansässiges Unternehmen übernahm, das Vorlagen für Laubsägearbeiten herstellte. Der neue Betrieb entwickelte sich zu einem Familienunternehmen und brachte wunderschöne Vorlagen hervor – nach und nach unter drei verschiedenen Namen: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner und Graubele. Der älteste mir bekannte Graupner-Katalog stammt aus den 1930er Jahren. Später erschienen die meisten Vorlagen unter dem Namen „Graubele“. Ab etwa 1959 wurde wieder der Name „Graupner“ verwendet, bis in die 1990er Jahre hinein.

🇬🇧 GRAUPNER, OVERVIEW: Johannes Graupner was a major producer of fretsaw figure templates from the 1930s to the 1990s. He founded his company by taking over a Cannstatt (Stuttgart) business that had been producing fretsaw templates in the early 1930s. The new business developed into a family-run company that produced beautiful templates under three different names over time: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner, and Graubele. The oldest Graupner catalog I know dates back to the 1930s. Later, most templates were published under the name “Graubele.” From around 1959 onward, the name “Graupner” was used again until the 1990s. (Buch/25)

1970er Graupner(?): Kniendes Sterntaler mit Goldmünzen, 19 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1970s Graubele(?): Kneeling Star Money Girl with Gold Coins, 19 cm, Hobby Craft

KINDCHENSCHEMA: Das „Kindchenschema“ ist ein wissenschaftlicher Begriff. Große Köpfe und große Augen werden intuitiv als besonders niedlich und schützenswert empfunden. Der Begriff wurde im letzten Jahrhundert vom Nobelpreisträger Konrad Lorenz (Zoologe) geprägt. Vor allem in den Sechziger- und Siebzigerjahren waren diese besonders niedlichen Motive sehr beliebt. Viele Hersteller von Märchen-Holzbildern wandten das Kindchenschema an. Beispiel: Das 1930er-Mertens-Schneewittchen mit dem knielangen Zopf und dem Babybauch hat einen sehr kleinen Kopf, während das 1960er-Ballkleid-Schneewittchen von Mertens einen dreimal so großen Kopf hat.

🇬🇧 CUTENESS: “Cuteness” is actually a scientific expression. The German term for it (“Kindchenschema”) is internationally used: It was coined by the German zoologist Konrad Lorenz (Nobel Prize winner) in the last century. A large head and big eyes make people (and mammals, too) intuitively want to protect the young ones. These cute motifs were especially popular in the 1960s and 1970s. Many producers of German Wall Figures applied this to their children’s wood plaques. Example: The 1930s Mertens Snow White with the longest braid (and a baby belly) has a very small head, while the 1960s Mertens “Ball Dress Snow White” has a head three times its size. (Buch/25)

1930er Unbekannt: Antikes kleines Schneewittchen im neuen Jahrtausend, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1930s Unknown: Antique Small Snow White in the New Millennium, German Wall Figure

MÄRCHEN-ATTRIBUTE: Es sind stets die kleinen Beigaben, die uns zeigen, welches Märchen auf einem Märchen-Holzbild gemeint ist. Ein Mädchen mit roter Kappe und Kuchenkorb, eine schlafende Prinzessin mit Spindel oder Rosenbusch, ein schwarzhaariges Mädchen mit Zwergen oder eine alte Frau mit Schneewolke – und wir wissen intuitiv, wer sie sind. Jedenfalls, wenn wir zu denen gehören, die immer noch Rotkäppchen, Dornröschen, Schneewittchen und Frau Holle kennen.

🇬🇧 FAIRY TALES, ATTRIBUTES: It’s the small added details that help us recognize a fairy tale on a German Wall Figure. A girl with a red cap and a cake basket, a sleeping princess with a spindle or a rose bush, a black-haired girl with dwarfs, or an old woman with a snow cloud—and we intuitively know who they are. That is, if we still remember Little Red Riding Hood, Sleeping Beauty, Snow White, and Mother Holle. (Buch/25)

1940er Münchner-Kunst-Kopie: Rattenfänger von Hameln mit Backenbart, 26 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1940s Münchner-Kunst Copy: Pied Piper of Hamelin with Sideburns, 26 cm, Hobby Craft

ZWEITER WELTKRIEG, NOTKOPIEN: Die Jahre im und nach dem Zweiten Weltkrieg waren für viele Menschen hart. In Deutschland entstanden damals tausende von Märchen-Holzbild-Hobbyarbeiten, die für den Verkauf hergestellt wurden. Aber nicht jede 1940er Hobby-Laubsägearbeit wurde aus der Not heraus gefertigt. Woran also erkennt die Verkaufsabsicht? Am deutlichsten daran, dass viele Motive mehrfach herstellt wurden. Ich kenne Sammlungen, denen nicht nur zum Beispiel das gleiche Rotkäppchen dreimal beilag, sondern auch die Vorlagen, von denen kopiert wurde: Ein Faltblatt mit Ilse Schneider-Motiven aus der Eifel oder Pauspapier mit Motiven von Heller. „Nachahmungen werden verfolgt“ stand auf einigen Mertens-Rückseiten aus dieser Zeit.

🇬🇧 SECOND WORLD WAR, HARD TIMES COPIES: The years in and after the Second World War were hard for many people. In Germany, many tried crafting fairy tale fretsaw figures to sell them. But not every 1940s fretsaw item was made to sell and survive: How can you tell the difference? The easiest telltale sign would be that someone had made many copies of the same motif. I’ve known of collections that contained not only something like three times the same Little Red Riding Hood but also the templates that were used: real figures from the prewar nursery or paper templates, copied from Heller or Ilse Schneider (Eifel). Back then, there were stamps on some backs of Mertens figures: “Copying will be prosecuted” (translated). (Buch25)

1960er Krick: Die drei weisen Affen, DDR, 18×20 cm, Papier-Vorlage, Laubsägearbeit 🇬🇧 1960s Krick: The Three Wise Monkeys, GDR, 18×20 cm, Paper Template, Hobby Craft

KRICK: Die Hersteller „Krick“ hat sehr originelle Laubsäge-Vorlagen aus Papier produziert, oft anthropomorphe Tiere. „Krick“ wurde eigentlich von Klaus Krick gegründet, dann aber 1958 in der ehemaligen DDR verstaatlicht. Klaus Krick gelang die Flucht in den Westen, aber die DDR hat den Namen Krick offenbar weiterverwendet, selbst als die Firma in den „VEB Moba“ eingeflossen war. So entstanden etwa Mitte der 1960er-Jahre unter anderem die berühmten drei weisen Affen in Kinderkleidung und ein Pfadfindermädchen als Igel mit einer Ziehharmonika. Klaus Krick selbst baute seine Firma in Knittlingen (Baden-Württemberg) ganz neu auf, die inzwischen auf Modellbau spezialisiert ist und von seinem Sohn Matthias Krick geführt wird. (Stand 2025) Ein Traditionsunternehmen, zumal auch der Vater von Klaus Krick, Ferdinand Krick, vor langer Zeit in Leipzig seine eigene Firma gehabt hatte, den Verlag „FKV“, der unter anderem Brettspiele herstellte.

🇬🇧 KRICK: The company “Krick” produced very original fretsaw templates out of paper, often featuring anthropomorphic animals. “Krick” was originally founded by Klaus Krick, but was expropriated in 1958 by the former GDR. Klaus Krick managed to escape to the West, but the GDR apparently continued to use the Krick name even after the company was incorporated into “VEB Moba.” In the mid-1960s, Krick paper templates such as the famous three wise monkeys in children’s clothing and a scout hedgehog girl with an accordion were produced. Klaus Krick himself completely rebuilt his company in Knittlingen (Baden-Württemberg), which now specializes in model building and is run by his son Matthias Krick (as of 2025). A traditional company, especially since Klaus Krick’s father, Ferdinand Krick, had long ago run his own business in Leipzig: the publishing house “FKV,” which produced board games, among other things. (Buch/25)

1960er Krick: Junge Pioniere als Igel und Affe, DDR, 19×19 cm, Papier-Vorlage, Laubsägearbeit 🇬🇧 1960s Krick: Young Pioneers as Hedgehog and Monkey, GDR, 19×19 cm, Paper Template, Hobby Craft

KRICK: Die Hersteller „Krick“ hat sehr originelle Laubsäge-Vorlagen aus Papier produziert, oft anthropomorphe Tiere. „Krick“ wurde eigentlich von Klaus Krick gegründet, dann aber 1958 in der ehemaligen DDR verstaatlicht. Klaus Krick gelang die Flucht in den Westen, aber die DDR hat den Namen Krick offenbar weiterverwendet, selbst als die Firma in den „VEB Moba“ eingeflossen war. So entstanden etwa Mitte der 1960er-Jahre unter anderem die berühmten drei weisen Affen in Kinderkleidung und ein Pfadfindermädchen als Igel mit einer Ziehharmonika. Klaus Krick selbst baute seine Firma in Knittlingen (Baden-Württemberg) ganz neu auf, die inzwischen auf Modellbau spezialisiert ist und von seinem Sohn Matthias Krick geführt wird. (Stand 2025) Ein Traditionsunternehmen, zumal auch der Vater von Klaus Krick, Ferdinand Krick, vor langer Zeit in Leipzig seine eigene Firma gehabt hatte, den Verlag „FKV“, der unter anderem Brettspiele herstellte.

🇬🇧 KRICK: The company “Krick” produced very original fretsaw templates out of paper, often featuring anthropomorphic animals. “Krick” was originally founded by Klaus Krick, but was expropriated in 1958 by the former GDR. Klaus Krick managed to escape to the West, but the GDR apparently continued to use the Krick name even after the company was incorporated into “VEB Moba.” In the mid-1960s, Krick paper templates such as the famous three wise monkeys in children’s clothing and a scout hedgehog girl with an accordion were produced. Klaus Krick himself completely rebuilt his company in Knittlingen (Baden-Württemberg), which now specializes in model building and is run by his son Matthias Krick (as of 2025). A traditional company, especially since Klaus Krick’s father, Ferdinand Krick, had long ago run his own business in Leipzig: the publishing house “FKV,” which produced board games, among other things. (Buch/25)

1940er Laubsäge-Werkzeug-Box mit Werbetext „Junger Bastler – Alter Meister“ 🇬🇧 1940s Fretwork Tool Box with Advertisement Text “Young Hobbyist – Old Master,”

KLEINER BASTLER, GROSSER MEISTER: Viele Eltern haben damals das Laubsäge-Hobby ihrer Kinder gerne unterstützt. Die Kinder (oft, aber nicht immer Jungen) schulten ihr handwerkliches und künstlerisches Geschick und schufen etwas Nützliches, oft ein Geschenk für Mama, Opa oder die kleine Schwester. Eine kluge Werbung hat dies in den 1940er Jahren auf einem Laubsäge-Werkzeug-Set mit 4 Wörtern unübertrefflich formuliert: „Kleiner Bastler – großer Meister.“

🇬🇧 YOUNG CRAFTER, OLD MASTER: Many parents back then liked their children making hobby craft items with their fretsaw tools. Most of the time, but not always, it was boys, honing their arts and crafts talent. They also created something useful, often a birthday or Christmas present for Mum, Grandpa or the little sister. A clever 1940s advertisement for a children’s fretsaw tool set put it perfectly in four words: “Young Crafter–Old Master” (translated). (9/5)

1940er Signo(?): Lustiger Froschkönig mit fliehender Prinzessin, 15×25 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1940s Signo(?): Funny Frog Prince with Fleeing Princess, 15×25 cm, Hobby Craft

SIGNO: Signo war ein Vorlagen-Hersteller in der ehemaligen DDR, der auch Brüder-Grimm-Motive als Laubsägearbeiten (Papiervorlagen) im Programm hatte. Signo war gleichzeitig der Nachfolger von Hartmann („Hartmanns patentierte Laubsäge-Vorlagen“) aus den 1930er Jahren; sehr viele Motive waren gleich oder ähnlich. Die Vorlagen erschienen häufig als kleine Hefte im Querformat (etwa in DIN A5 Größe), oft mit dem Titel „Laubsäge-Vorlagen zum Aufbügeln“ – Es gab aber auch Faltbögen. Markante Motive sind zum Beispiel der aufrecht laufende anthropomorphe Froschkönig mit Cape und Krone, der Hans im Glück mit dem berühmten Goldklumpen auf der Schulter, das Rumpelstilzchen mit einer sehr seltsamen Mütze, die wie ein Tannenzapfen aussieht und das Dornröschen, dem die böse Fee (mit einer altmodischen Haube) die Spindel reicht.

🇬🇧 SIGNO: Signo was a template producer in the former GDR that also had Brothers Grimm fairy tale characters as fretsaw templates on paper in its range. Signo was also the successor to Hartmann (“Hartmann’s Laubsäge-Vorlagen”) from the 1930s; many motifs were the same or similar. The templates often appeared as small booklets in landscape format (around DIN A5 size), often with the title “Iron-on fretsaw templates”; But there were also folding sheets. Striking motifs include the upright walking anthropomorphic Frog Prince with a cape and crown, the Hans in Luck with the nugget of gold on his shoulder, the Rumpelstiltskin with the strange hat that looks like a pine cone and the Sleeping Beauty to whom the evil fairy (wearing a bonnet) hands the spindle. (Buch/25)

1940er Graupner(?): Filigraner Osterhase mit Blumen-Wanderstock, 17 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1940s Graubele(?): Delicate Easter Bunny with Flower Walking Stick, 17 cm, Hobby Craft

HOBBY-QUALITÄTEN: Manchmal findet man alte Laubsägefiguren aus dem letzten Jahrhundert, die einfach großartig ausgeführt worden sind. Deren Hersteller hätten im letzten Jahrhundert sicher kein Problem gehabt, bei einer der großen Märchen-Holzbild-Manufakturen eine Anstellung zu finden. Vielen Hobbyarbeiten sieht man die Hobbyarbeit deutlich an, aber auch das hat seinen Charme. Oder es ist sehr anrührend – wie zum Beispiel bei einer Figur mit der Widmung „Für Mama zum Geburtstag 1948.“

🇬🇧 HOBBY QUALITIES: In the last century there was the very popular German hobby of making your own fretsaw wood plaques. Templates came from many producers, and some motifs were extremely popular. Some of those hobby items are so beautifully done that the crafter would easily have found a job with one of the professional manufacturers of German Wall Figures. With most homemade figures you can tell a hobby craft is a hobby craft—but still, that can be very charming. Or it can be touching, for example if a child had written “Mommy’s birthday 1948” (translated) on the back. (Buch/25)

1950er Unbekannt: Wunderschönes kleines Wiegenkind mit Kasperle, 14 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1950s Unknown: Beautiful Small Cradle Child with Punch, 14 cm, Hobby Craft

HOBBYARBEITEN, ÜBERSICHT: Die weitaus bekanntesten Laubsägefiguren sind immer noch die Hobbyarbeiten, die im letzten Jahrhundert zu Hause gebastelt wurden. Erstaunlicherweise kennen jedoch selbst die meisten älteren Leute in den 2020er Jahren in Deutschland die kunstgewerblichen Figuren zum Beispiel von Heller oder Mertens überhaupt nicht. Das liegt daran, dass die meisten Eltern im letzten Jahrhundert ihren Kindern keine teuren Geschenke in Kunstgewerbe-Geschäften kauften, denn es war ja oft gerade die Zeit vor, in oder nach einem Weltkrieg. Man muss also grundsätzlich zwei Arten von Laubsägefiguren unterscheiden: die selbstgebastelten Hobbyarbeiten und die Manufakturen-Arbeiten, die ich Märchen-Holzbilder nenne.

🇬🇧 HOBBY CRAFTS, OVERVIEW: The most famous German fretsaw figures are still the hobby craft items. They were home made in the last century by every other family. Even in the 2020s, most elderly people in Germany have never heard of the professionally crafted fairy tale wall figures made by manufacturers like Heller or Mertens. That’s because most parents in the last century didn’t take their children to expensive arts and crafts stores, especially during those periods before, during, or just after a world war. So we basically need to distinguish between two kinds of fretsaw items: The hobby crafts and the manufacturer-made wall plaques. I call the latter German Wall Figures—or in German: Märchen-Holzbilder. (Buch/25)