1960er Mertens-Kunst: Rumpelstilzchen mit spitzem lila Hut und Streifenpulli, Siebdruck, 22 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Rumpelstiltskin with Pointed Purple Hat and Striped Sweater, Screen-printed, 22 cm German Wall Figure

RUMPELSTILZCHEN: Die allermeisten Rumpelstilzchen-Holzbilder aus dem 20. Jahrhundert zeigen es mit dem berühmten Lagerfeuer. Der böse Brüder-Grimm-Gnom tanzt darum herum, schmiedet Pläne und ist voller Vorfreude. Aber es gibt Ausnahmen: Da sehen wir auch die (oft weinende) Müllerstochter zum Beispiel mit dem Stroh, das sie zu Gold spinnen soll. Und neben ihr das Rumpelstilzchen, das seine Hilfe anbietet und jedes Mal sinngemäß wissen will – „Was kriege ich dafür?“ Mein Favorit unter den Rumpelstilzchen ist die Art Deco Mertens-Figur aus den 1930er Jahren, wo das Rumpelstilzchen wie eine große Elfe aussieht, mit grünem kurzen Hoodie und nackten Beinen.

🇬🇧 RUMPELSTILTSKIN: Most of the Rumpelstiltskins on the German Wall Figures of the last century are shown with his famous campfire. The evil Brothers Grimm’s gnome is dancing around it, making plans and looking forward to the promised gift. But there are exceptions: I know wood pictures where we also see the (often crying) miller’s daughter for example with all the straw she’s supposed to spin to gold. Next to her we see Rumpelstiltskin (or Rumplestitskin or Rumple) offering his help. And always asking: “What’s in it for me?” My favorite is the antique Mertens Rumpelstiltskin wood plaque from the 1930s where he looks like a large fairy, with his short green hoodie and naked legs. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Gelb-oranger Zwerg mit großen Augen und Hasen-Hecke, Siebdruck, 23 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Yellow-Orange Dwarf with Big Eyes and Bunny Hedge, Screen-printed, 23 cm German Wall Figure

ZWERGE MIT TIEREN: Die Kombination von einem Zwerg und einem niedlichen Tier war auf den alten Märchen-Holzbildern sehr beliebt. Alfred Mertens zum Beispiel hatte gleich mehrere Wichtel-Serien mit Tieren: Zwerg mit Reh, mit Fuchs, mit Maus, mit Schmetterling, mit Eichhörnchen oder mit Vogel. Auch Grossmann, der Zwergen-Experte, kombinierte viele seiner Wichtel mit Tieren, zum Beispiel das frühe, noch ganz handbemalte Holzbild mit dem Pfötchen gebenden Fuchs. Beim Vorlagen-Hersteller Graupner waren Motive wie zum Beispiel „Beim Walddoktor“ und „Der Vogeldoktor“ sehr beliebt, wo ein Zwerg die Tiere liebevoll versorgt: Er verbindet das Bein eines Rehs oder gibt einem erkälteten Vogel mit einem Löffel Medizin.

🇬🇧 DWARFS WITH ANIMALS: The combination of gnome and animal on German Wall Figures was very popular back then. Alfred Mertens, for example, had several series with this combination: Dwarf with Doe, Dwarf with Fox, Dwarf with Mouse, Dwarf with Butterfly, Dwarf with Squirrel, or Dwarf with Bird. Grossmann, the dwarf expert, also combined many of their gnomes with animals. For example, there is a cute mid-century figure of a fox giving paw. The template producer Johannes Graupner/Graubele had some pretty motifs in store, too: “At the Forest Doctor’s” shows a dwarf fixing a doe’s injured knee, and “The Bird Doctor” has a dwarf spoon-feeding medicine to a bird with a cold. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Niedlicher Zwerg mit großen Augen und lächelndem Schmetterling, Siebdruck, 24 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Cute Dwarf with Big Eyes and Smiling Butterfly, Screen-printed, 24 cm German Wall Figure

MERTENS, ZWERGE: Die Zwerge gehörten von Anfang an, also schon in den 1930er-Jahren, zu den Standardmotiven von Alfred Mertens, wie zum Beispiel der „Gnom mit Ziehharmonika“ mit den (unten wirklich sehr weiten) Schlaghosen und in der großen Variante sogar mit einem niedlichen Küken dazu. In den 1950er-Jahren wurde diese Figur komplett überarbeitet, so dass nun ein kleinerer, oranger und auf einem Baumstamm sitzender Zwerg mit Vogel als „Gnom mit Ziehharmonika“ (Akkordeon) bezeichnet wurde – wiederum mit der Herstellernummer 95, aber in diesem Fall „C 95“. Das „C“ bezieht sich eventuell auf die dritte Version, denn vielleicht wurde die oben erwähnte große Variante im Nachhinein als zweite Version gerechnet. Ähnlich erging es auch den anderen Mertens-Wandfiguren mit Zwergenmotiv: Sie wandelten sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, bis in die 1980er-Jahre hinein.

🇬🇧 MERTENS, DWARFS: From the very beginning, in the 1930s, dwarfs were part of Alfred Mertens’ standard motifs—such as the “Gnom mit Ziehharmonika” (Concertina Dwarf) with his bell-bottom pants and, in the larger version, with a cute yellow chick. In the 1950s, this figure was completely redesigned as a smaller, orange dwarf sitting on a tree trunk with a bird, but still called the “Concertina Dwarf.” It again had the manufacturer number 95, but in this case “C 95.” The “C” may refer to the third version, as the large variant might later have been counted as version two. This kind of evolution also applies to other dwarf-themed wood plaques by Mertens: They changed from decade to decade, all the way into the 1980s. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Sandmännchen mit Sternencape und ohne Sockel, Siebdruck, 20 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Little Sandman with Star Cape and Without Base, Screen-printed, 20 cm German Wall Figure

OHNE SOCKEL: In den späteren Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts begannen die meisten großen Hersteller von Märchen-Holzbildern den (vorher meist braunen) Sockel am unteren Ende der Figuren einzusparen. Die Kunden wollten die Figuren einfach nur aufhängen, so dass die Aufsteck-Möglichkeit von früher nicht mehr nötig war: Es gab keine Dioramen mehr und keine der alten Kinder-Garderoben mit den eingeleimten dünnen Figuren.

🇬🇧 WITHOUT BASE: In the later decades of the last century most manufactures of German Wall Figures produced their wood pictures without the (formerly mostly brown) base. It had turned out that most people just wanted to hang the pictures, so that the inlaying option had become obsolete: The manufacturers did not produce dioramas anymore and none of the old coat racks with the glued in thin figures. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Sitzendes Aschenputtel mit roten Haaren und roter Weste, Siebdruck, 18 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Seated Cinderella with Red Hair and Red Vest, Screen-printed, 18 cm German Wall Figure

MERTENS, GRÖSSENSCHRUMPFUNG: Mit dem Zweiten Weltkrieg wurden die Märchen-Holzbilder von Mertens-Kunst kleiner. Das geschah aus der Not heraus: Die Manufaktur von Alfred Mertens hatte besonders unter der Materialknappheit zu leiden. Die einstmals bis zu 30 cm großen Wandfiguren wurden mit einem Mal weniger als 20 cm hoch. Das sparte Holz sowie auch Farben und Firnis, die ebenfalls schwer erhältlich waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die meisten Figuren erst einmal klein, dann pendelten sie sich bei einem Durchschnitt von etwa 21 cm ein. Die stolzen Größen der alten Mertens-Figuren aus den Vorkriegsjahren waren somit Vergangenheit.

🇬🇧 MERTENS, SIZE SHRINKING: During the Second World War, the German Wall Figures by Mertens-Kunst became smaller. That was due to the fact that Alfred Mertens’ workshop suffered especially from material shortages—not only varnish and paint, but wood had become scarce as well. The once up to 30 cm tall wood plaques suddenly shrank to under 20 cm. In the first postwar years, most figures remained small, and later settled at an average height of about 21 cm. The proud sizes of the prewar Mertens wood pictures were history. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Brüderchen und Schwesterchen mit psychedelischem Kopftuch, Siebdruck, 23 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Little Brother and Sister with Psychedelic Headscarf, Screen-printed, 23 cm German Wall Figure

PSYCHEDELISCHE ELEMENTE: Vor allem Mertens-Kunst hat seine Märchen-Holzbilder im Laufe der Jahrzehnte immer wieder der aktuellen Mode, dem aktuellen Design angepasst; man findet zum Beispiel in den 1960er und 1970er Jahren auch psychedelische Elemente auf den Mertens-Holzbildern. Sie wurden allerdings dezent verwendet; man erkennt sie oft erst auf den zweiten Blick. Bei einem Brüderchen und Schwesterchen von 1968 hat das Mädchen-Kopftuch psychedelische Kreise; und bei einem Schneewittchen von 1973 (mit der weißen Blume im Haar) ist es das Kleid, das unten am Saum psychedelisch anmutende Verzierungen hat.

🇬🇧 PSYCHEDELIC ELEMENTS: Over the decades, especially Mertens-Kunst has repeatedly adapted their German Wall Figures to the current fashion and the current design; for example, on the 1960s and 1970s Mertens figures, you can find psychedelic elements. However, they were used discreetly–you often only recognize them at second glance. On a 1968 Little Brother and Little Sister wood plaque, the girl’s headscarf has psychedelic circles, and on a 1973 Snow White (the one with the white flower in her hair), it’s the dress that has some psychedelic embellishments at the bottom. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Kleiner Faschingsjunge mit Fächer 9 cm 🇬🇧 Small Vintage Carnival Boy

MERTENS, CHRISTBAUMSCHMUCK: Außer den Märchen-Holzbildern hat Alfred Mertens vor allem in den 1970er-Jahren viele kleine Holzfiguren als Baumbehang hergestellt – für Advent und Weihnachten. Oben haben sie ein kleines Loch für ein (meist rotes) Band zum Aufhängen. Es gab zum Beispiel eine Engelserie mit Attributen wie Teddy, Puppe, Schaukelpferd, Ball, Trommel, Stern oder Herz. Eine andere Serie zeigt Fachwerkhäuser mit Schneedach und eine Kirche. Diese Schneedorf-Häuser wirken besonders feierlich, weil sie Dunkelheit suggerierten – denn von drinnen scheint Licht, und die Schneetannen daneben erinnern mit ihrer hellblauen Farbe an Winterdämmerung. Eine andere Serie mit orange-gelb-braunen Farben zeigt psychedelische Weihnachts-Symbole: Christbaumkugel, Stern, Glocke, Herz und Tanne. Weitere Mertens-Weihnachtsanhänger waren unter anderem noch Weihnachtsmann, Schneemann, Schäfer und der Schornsteinfeger als Glücksbringer für Silvester und Neujahr.

🇬🇧 MERTENS, CHRISTMAS TREE DECORATION: Apart from the German Wall Figures, Alfred Mertens also produced many small wooden ornaments in the 1970s for Advent and Christmas. These tree decorations had a small hole at the top for a (usually red) string to hang them. There was a series of angels with attributes such as teddy bear, doll, rocking horse, ball, drum, star, or heart. Another series showed half-timbered houses with snow-covered roofs and a church. These snowy village houses appeared especially festive because they suggested darkness—light often shone from inside, and snow-covered fir trees in pale blue stood beside them, evoking a wintry twilight. One orange-yellow-brown series consisted of psychedelic Christmas symbols: star, bell, heart, fir tree, and Christmas bauble. Other Mertens ornaments included Santa Claus, snowman, shepherd, and the classic chimney sweep as a good-luck charm for New Year’s Eve and New Year. (Buch/25)

Mertens-Kunst mit Christinchen-Widmung von 1975: Dirndl-Rotkäppchen mit langen blonden Zöpfen, Siebdruck, 21 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 Alfred Mertens with “Christinchen” Dedication from 1975: Dirndl Little Red Riding Hood with Long Blond Braids, Screen-printed, 21 cm German Wall Figure

MÄRCHEN-ATTRIBUTE: Es sind stets die kleinen Beigaben, die uns zeigen, welches Märchen auf einem Märchen-Holzbild gemeint ist. Ein Mädchen mit roter Kappe und Kuchenkorb, eine schlafende Prinzessin mit Spindel oder Rosenbusch, ein schwarzhaariges Mädchen mit Zwergen oder eine alte Frau mit Schneewolke – und wir wissen intuitiv, wer sie sind. Jedenfalls, wenn wir zu denen gehören, die immer noch Rotkäppchen, Dornröschen, Schneewittchen und Frau Holle kennen.

🇬🇧 FAIRY TALES, ATTRIBUTES: It’s the small added details that help us recognize a fairy tale on a German Wall Figure. A girl with a red cap and a cake basket, a sleeping princess with a spindle or a rose bush, a black-haired girl with dwarfs, or an old woman with a snow cloud—and we intuitively know who they are. That is, if we still remember Little Red Riding Hood, Sleeping Beauty, Snow White, and Mother Holle. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Niedliche Gänsemagd im langen grauen Rock, ohne Sockel, Siebdruck, 19 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Cute Goose Girl in Long Gray Skirt, Without Base, Screen-printed, 19 cm German Wall Figure

MERTENS, HANDSTEMPEL-ENDE: Kurz vor 1970 hatte Mertens-Kunst damit begonnen, das Copyright-Jahr auf die Rückseiten zu drucken – was ein Segen für Sammler heutzutage ist. Damit war für Mertens die Zeit der manuellen Handstempel endgültig vorbei, und der Rückseitendruck erfolgte komplett maschinell. Es gibt allerdings noch eine Übergangsphase zwischen den letzten Handstempeln und der Copyright-Jahr-Bedruckung: Ich ordne diese Figuren den früheren 1960er-Jahren zu, als die Alfred-Mertens-Figuren schon komplett maschinell bedruckte Rückseiten hatten, aber noch keine Jahreszahl angegeben wurde.

🇬🇧 MERTENS, END OF HANDSTAMPING: Shortly before 1970, Mertens-Kunst began printing the copyright year on the backs of their German Wall Figures–a true blessing for collectors nowadays! That also marked the end of the hand-stamped backs by Mertens, as all printing was done mechanically from then on. However, there was a transition phase between the last hand-stamps and the copyright year markings: I assign these figures to the early 1960s, when the backs were already fully machine printed but the year had not yet been added. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Klassische Sieben-Raben-Schwester auf grauem Sockel, Siebdruck, 22 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Classic Seven Ravens Sister on Gray Base, Screen-printed, 22 cm German Wall Figure

MIT SOCKEL: Viele der frühen Märchen-Holzbilder aus dem letzten Jahrhundert hatten einen Sockel. Damit ist das untere Ende der Figur gemeint, das meist eine dreieckige Form hatte. Dieser Sockel ermöglichte das Einfügen der Figur in ein Märchen-Diorama (von Mertens auch „Fries“ genannt) oder eine Kindergarderobe, ohne dass von dem eigentlichen Motiv etwas abgeschnitten werden musste. Die meisten dieser Sockel waren braun, aber es gab auch bunte Sockel – allerdings seltener. Die frühen Bremer Stadtmusikanten von Mertens hatten zum Beispiel einen gelben Sockel, und auch einige der frühen Sieben Raben von Mertens hatten bunte Sockel in Blau und Grün. Auch Heller hatte manchmal bunte Sockel, beispielsweise bei den tanzenden Maikinder mit blauem Blumenkranz aus den 1930er-Jahren: Sie tanzen mitten in einem großen, frühlingsgrünen Sockel.

WITH BASE: Many of the early German Wall Figures from the last century had a base. This refers to the lower end of the figure, which often had a triangular shape. This base made it possible to insert the figure into a fairy tale diorama (also called a frieze) or a children’s coat rack without having to trim the actual motif. Most of these bases were brown, but there were also colorful ones, although they were less common. The early Bremen Town Musicians by Mertens, for example, had an orange base, and some of the early Seven Ravens by Mertens had colorful bases in blue and green. Heller also used colorful bases occasionally—for example, the dancing May children with a blue flower crown from the 1930s: they are dancing in the middle of a large green base. (Buch/25)