1950er Münchner-Kunst-Kopie (?): Schönes Aschenputtel mit langem Flechtzopf, 20 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1950s Münchner-Kunst Copy (?): Beautiful Cinderella with Long Braid, 20 cm, Fretsaw Craft

AUGENWEISS: Die allermeisten Hersteller von Märchen-Holzbildern aus dem letzten Jahrhundert haben ihre Figuren ohne Augenweiß gezeichnet. Magda Heller hat die Gesichter ihrer Märchenkinder immer nur mit einem braunen Stift gezeichnet, und auch die späteren Siebdruckfiguren von Heller bekamen braune Gesichtszüge. Es gibt nur wenige Ausnahmen, zum Beispiel den kleinen „Mohr“-Hampelmann von Magda Heller: Da kann man das Augenweiß deutlich sehen, sogar in zwei verschiedenen Weiß-Schattierungen. Bei Mertens kommt das Augenweiß schon etwas häufiger vor, ist aber immer noch sehr selten; das Gleiche trifft auf Grossmann und die Münchner Hersteller zu. Ich kenne nur einen alten Hersteller mit dem Namen „Kunsttruhe“, bei dem alle Figuren das Augenweiß zeigen.

🇬🇧 EYE WHITE: The vast majority of manufacturers of German Wall Figures from the last century drew their wood plaques without the whites of the eyes. Magda Heller always drew the faces of her fairy tale children using only a brown pencil, and Heller’s later screen-printed figures also had brown facial features. There are only a few exceptions—for example, Magda Heller’s small “Moor” jumping jack toy: There, you can clearly see the whites of the eyes, even in two different shades of white. The whites of the eyes are somewhat more common on Alfred Mertens’s wood plaques but are still very rare; the same applies to Grossmann and the Munich producers. I know of only one old manufacturer called “Kunsttruhe,” whose German Wall Figures consistently show the whites of the eyes. (Buch/25)

1940er Unbekannt: Sammlung von kleinen Laubsägearbeiten mit Kindern, 10–16 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1940s Unknown: Collection of Small Fretsaw Crafts with Children, 10–16 cm, German Wall Figure

HOBBYARBEITEN, QUALITÄTS-UNTERSCHIEDE: Manchmal findet man alte Laubsägefiguren aus dem letzten Jahrhundert, die einfach großartig ausgeführt worden sind. Deren Hersteller hätten im letzten Jahrhundert sicher kein Problem gehabt, bei einer der großen Märchen-Holzbild-Manufakturen eine Anstellung zu finden. Vielen Hobbyarbeiten sieht man die Hobbyarbeit deutlich an, aber auch das hat seinen Charme. Oder es ist sehr anrührend – wie zum Beispiel bei einer Figur mit der Widmung „Für Mama zum Geburtstag 1948.“

🇬🇧 HOBBY CRAFTS, DIFFERENT QUALITIES: In the last century there was the very popular German hobby of making your own fretsaw wood plaques. Templates came from many producers, and some motifs were extremely popular. Some of those hobby items are so beautifully done that the crafter would easily have found a job with one of the professional manufacturers of German Wall Figures. With most homemade figures you can tell a hobby craft is a hobby craft—but still, that can be very charming. Or it can be touching, for example if a child had written “Mommy’s birthday 1948” (translated) on the back. (Buch/25)

1950er „Axtzwerg-Sammlung“: Sandmann mit Augensand und Rosenwiege, 20 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1950s „Axe Dwarf Collection“: Sandman with Eye Sand and Rose Cradle, 20 cm, Fretsaw Craft

AXTZWERG-SAMMLUNG: Ich kenne eine Sammlung von fünf Laubsägearbeiten, die eine Urenkelin von ihrem Urgroßvater bekommen hatte – alles ungewöhnliche Figuren: Sandmann, Schneewittchen, Rotkäppchen mit Wolf und ein Tannenbaum-Zwerg mit Axt. Die Urenkelin erzählte, dass ihr Urgroßvater sehr gerne Grafiker geworden wäre, es aber nicht durfte. Er lebte in Sachsen; dass er damals dort in der DDR „eingesperrt“ war (die Menschen durften das Land seinerzeit nicht verlassen), war keine Ausnahme, da der kommunistische Staat vielen Menschen ihren Wunschberuf verwehrt hatte, selbst wenn eine große Begabung vorlag. So stellte er handwerkliche Dinge für den Eigenbedarf her – zunächst für die Tochter, dann für die Enkelin; schließlich bekam die Urenkelin die Figuren. Es ist ein großes Glück, wenn Menschen ihre eigenen Talente sehr gut kennen und einen entsprechenden Berufswunsch haben – und umso trauriger, wenn sie diesen Beruf dann nicht ausüben dürfen.

🇬🇧 AXE DWARF COLLECTION: I know a collection of five fretsaw figures that a great-granddaughter received from her great-grandfather–all unusual wall figures: a Sandman, Snow White, Little Red Riding Hood with the Wolf, and a Christmas-tree-chopping axe dwarf. She said that her great-grandfather had wanted to become a graphic artist but wasn’t allowed to do so at the time. He lived in Saxony. So if he grew up „locked up“ in the GDR (people weren’t allowed to leave the country back then), this was not unusual, as the communist state denied many people their desired careers, even if there was a lot of talent. So he crafted handmade items for his family–first for his daughter, then for his granddaughter and great-granddaughter. It is a wonderful gift when people truly know their talents and have a clear career goal–and all the more tragic when they are unable to pursue it. (Buch/25)

1960er Graupner: Kleiner Brottaschen-Zwerg auf Fliegenpilz, 14 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1960s Graupner: Little Bread Bag Dwarf on Toadstool, 14 cm, Fretsaw Craft

GRAUPNER, ÜBERSICHT: Johannes Graupner war ein bedeutender Hersteller von Laubsägevorlagen, die von 1930er- bis zu den 1990er Jahren hergestellt wurden. Er gründete seine Firma, indem er Anfang der 1930er Jahre ein in Cannstatt (Stuttgart) ansässiges Unternehmen übernahm, das Vorlagen für Laubsägearbeiten herstellte. Der neue Betrieb entwickelte sich zu einem Familienunternehmen und brachte wunderschöne Vorlagen hervor – nach und nach unter drei verschiedenen Namen: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner und Graubele. Der älteste mir bekannte Graupner-Katalog stammt aus den 1930er Jahren. Später erschienen die meisten Vorlagen unter dem Namen „Graubele“. Ab etwa 1959 wurde wieder der Name „Graupner“ verwendet, bis in die 1990er Jahre hinein.

🇬🇧 GRAUPNER, OVERVIEW: Johannes Graupner was a major producer of fretsaw figure templates from the 1930s to the 1990s. He founded his company by taking over a Cannstatt (Stuttgart) business that had been producing fretsaw templates in the early 1930s. The new business developed into a family-run company that produced beautiful templates under three different names over time: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner, and Graubele. The oldest Graupner catalog I know dates back to the 1930s. Later, most templates were published under the name “Graubele.” From around 1959 onward, the name “Graupner” was used again until the 1990s. (Buch/25)

1940er Graupner: Reizendes rosa Bowle-Schneewittchen im Zwergenkreis, 24 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1940s Graupner: Pink Punch Bowl Snow White in Circle of Dwarfs, 24 cm, Fretsaw Craft

GRAUPNER, ÜBERSICHT: Johannes Graupner war ein bedeutender Hersteller von Laubsägevorlagen, die von 1930er- bis zu den 1990er Jahren hergestellt wurden. Er gründete seine Firma, indem er Anfang der 1930er Jahre ein in Cannstatt (Stuttgart) ansässiges Unternehmen übernahm, das Vorlagen für Laubsägearbeiten herstellte. Der neue Betrieb entwickelte sich zu einem Familienunternehmen und brachte wunderschöne Vorlagen hervor – nach und nach unter drei verschiedenen Namen: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner und Graubele. Der älteste mir bekannte Graupner-Katalog stammt aus den 1930er Jahren. Später erschienen die meisten Vorlagen unter dem Namen „Graubele“. Ab etwa 1959 wurde wieder der Name „Graupner“ verwendet, bis in die 1990er Jahre hinein.

🇬🇧 GRAUPNER, OVERVIEW: Johannes Graupner was a major producer of fretsaw figure templates from the 1930s to the 1990s. He founded his company by taking over a Cannstatt (Stuttgart) business that had been producing fretsaw templates in the early 1930s. The new business developed into a family-run company that produced beautiful templates under three different names over time: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner, and Graubele. The oldest Graupner catalog I know dates back to the 1930s. Later, most templates were published under the name “Graubele.” From around 1959 onward, the name “Graupner” was used again until the 1990s. (Buch/25)

Unbekannt mit Datum 1966: Igel Mecki als Hasen-Zylinder-Zauberer mit Ostereiern, 24 cm Laubsägearbeit 🇬🇧 Unknown with Date 1966: Mecki the Hedgehog as Rabbit-Hat Magician with Easter Eggs, 24 cm Hobby Craft

ÄRA: Die Ära der Märchen-Holzbilder dauerte von den 1920er- bis zu den 1980er-Jahren. Vor allem in Deutschland wurden Millionen dieser Kinder-Wandfiguren hergestellt, aber auch im Ausland – besonders in den Niederlanden. Zu den großen deutschen Manufakturen gehörten vor allem Hellerkunst, Mertens-Kunst, Ravi-Kunst, Grossmann Reit im Winkl, Original Bergischer Engel, die Münchner-Kunst und viele mehr. Insgesamt – inklusive der vielen kleinen, inzwischen vergessenen Manufakturen – gab es in Deutschland wohl mehrere Hundert. Und natürlich entstanden auch zahlreiche Laubsägearbeiten, die zu Hause als Hobbyarbeit gefertigt wurden. Meist griff man dabei auf Vorlagen zurück, von denen es im letzten Jahrhundert eine große Auswahl gab.

🇬🇧 ABOUT THE ERA: The era of German Wall Figures lasted from the 1920s to the 1980s. In Germany, millions of these children’s wood pictures were produced, but also in other countries–especially the Netherlands. Large German manufacturers were Hellerkunst, Mertens-Kunst, Ravi-Kunst, Grossmann Reit im Winkl, Original Bergischer Engel, Münchner-Kunst, and many more. In total–including the many small, now-forgotten manufacturers–there were probably several hundred in Germany. And of course, there were also countless hobby craft items made at home, most often based on templates, which were widely available throughout the last century. (9/5)

1960er Graupner: Filigraner kleiner Nachtwächter mit Haus und Eule, 17×16 cm Laubsägearbeit 🇬🇧 1960s Graupner: Delicate Small Night Watchman with House and Owl, 17×16 cm Hobby Craft

KLEINER BASTLER, GROSSER MEISTER: Viele Eltern haben damals das Laubsäge-Hobby ihrer Kinder gerne unterstützt. Die Kinder (oft, aber nicht immer Jungen) schulten ihr handwerkliches und künstlerisches Geschick und schufen etwas Nützliches, oft ein Geschenk für Mama, Opa oder die kleine Schwester. Eine kluge Werbung hat dies in den 1940er Jahren auf einem Laubsäge-Werkzeug-Set mit 4 Wörtern unübertrefflich formuliert: „Kleiner Bastler – großer Meister.“

🇬🇧 YOUNG CRAFTER, OLD MASTER: Many parents back then liked their children making hobby craft items with their fretsaw tools. Most of the time, but not always, it was boys, honing their arts and crafts talent. They also created something useful, often a birthday or Christmas present for Mum, Grandpa or the little sister. A clever 1940s advertisement for a children’s fretsaw tool set put it perfectly in four words: “Young Crafter–Old Master” (translated). (9/5)

1940er Unbekannt: Reizende Sammlung mit Gartenkindern und Apfelbaum, 12–14 cm Laubsägearbeiten 🇬🇧 1940s Unknown: Delightful Set with Garden Children and Apple Tree, 12–14 cm Hobby Crafts

ÄRA: Die Ära der Märchen-Holzbilder dauerte von den 1920er- bis zu den 1980er-Jahren. Vor allem in Deutschland wurden Millionen dieser Kinder-Wandfiguren hergestellt, aber auch im Ausland – besonders in den Niederlanden. Zu den großen deutschen Manufakturen gehörten vor allem Hellerkunst, Mertens-Kunst, Ravi-Kunst, Grossmann Reit im Winkl, Original Bergischer Engel, die Münchner-Kunst und viele mehr. Insgesamt – inklusive der vielen kleinen, inzwischen vergessenen Manufakturen – gab es in Deutschland wohl mehrere Hundert. Und natürlich entstanden auch zahlreiche Laubsägearbeiten, die zu Hause als Hobbyarbeit gefertigt wurden. Meist griff man dabei auf Vorlagen zurück, von denen es im letzten Jahrhundert eine große Auswahl gab.

🇬🇧 ABOUT THE ERA: The era of German Wall Figures lasted from the 1920s to the 1980s. In Germany, millions of these children’s wood pictures were produced, but also in other countries–especially the Netherlands. Large German manufacturers were Hellerkunst, Mertens-Kunst, Ravi-Kunst, Grossmann Reit im Winkl, Original Bergischer Engel, Münchner-Kunst, and many more. In total–including the many small, now-forgotten manufacturers–there were probably several hundred in Germany. And of course, there were also countless hobby craft items made at home, most often based on templates, which were widely available throughout the last century. (9/5)

Unbekannt, signiert 1963: Bunte Mode-Kinder beim Schneemannbauen, 22×20 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 Unknown, signed 1963: Colorful Fashion Children Building a Snowman, 22×20 cm, Hobby Craft

HOBBYARBEITEN, QUALITÄTS-UNTERSCHIEDE: Manchmal findet man alte Laubsägefiguren aus dem letzten Jahrhundert, die einfach großartig ausgeführt worden sind. Deren Hersteller hätten im letzten Jahrhundert sicher kein Problem gehabt, bei einer der großen Märchen-Holzbild-Manufakturen eine Anstellung zu finden. Vielen Hobbyarbeiten sieht man die Hobbyarbeit deutlich an, aber auch das hat seinen Charme. Oder es ist sehr anrührend – wie zum Beispiel bei einer Figur mit der Widmung „Für Mama zum Geburtstag 1948.“

🇬🇧 HOBBY CRAFTS, DIFFERENT QUALITIES: In the last century there was the very popular German hobby of making your own fretsaw wood plaques. Templates came from many producers, and some motifs were extremely popular. Some of those hobby items are so beautifully done that the crafter would easily have found a job with one of the professional manufacturers of German Wall Figures. With most homemade figures you can tell a hobby craft is a hobby craft—but still, that can be very charming. Or it can be touching, for example if a child had written “Mommy’s birthday 1948” (translated) on the back. (Buch/25)

1940er Graupner: Zwerg beim Fliegenpilz-Anmalen im Rundrahmen, 14 cm Laubsägearbeit 🇬🇧 1940s Graupner: Dwarf Painting a Fly Agaric in Round Frame, 14 cm Hobby Craft

RAHMEN-ARBEITEN: Es gab im letzten Jahrhundert auch Märchen-Holzbilder und Laubsägearbeiten mit einem Rahmen, der meist rechteckig, manchmal aber auch rund oder oval war. Die Hobbyarbeiten mit Rahmen waren besonders schwierig auszuführen, denn es bedeutete zusätzliche Sägekunst. Es gab nur wenige Kunstgewerbe-Manufakturen, die Rahmen-Arbeiten hergestellt haben. Eine Manufaktur hat mehrere Figuren mit Rahmen hergestellt, vor allem eine niedliche Dirndl-Gänsemagd im grünen Rahmen, die ich schon häufiger gesehen habe. Ein Exemplar davon trägt folgenden Stempel auf der Rückseite: „Kunstgewerbe Rebhun [sic], Stuttgart, Lindenstr. 11“. Das könnte natürlich ein reines Kunstgewerbe-Geschäft gewesen sein, also nicht der eigentliche Hersteller: Ich nenne diese Märchen-Holzbilder aber vorübergehend „Rebhun-Figuren“, um der Manufaktur erstmal überhaupt einen Namen geben zu können. Wenn Sie den Hersteller kennen, schreiben Sie mir bitte!

🇬🇧 FIGURES WITH FRAMES: In the last century there were some German Wall Figures and also hobby craft figures that were surrounded by a frame. Most of those frames were square, but I’ve also seen round or oval ones. For a hobby crafter, this kind of work was very intricate–You needed special fretsaw skills. I’ve known only very few manufacturers that sold framed wood figures. One of those producers had very cute motifs, especially a little dirndl goose girl with a green frame that I’ve come across more than once. One of those figures has a stamp on the back saying: “Kunstgewerbe Rebhun [sic], Stuttgart, Lindenstr. 11”. The first word translates to “Arts and Crafts” which means it might have been only a store selling those figures. I’ve decided to call this manufacturer “Rebhun-Figures” to have a temporary name for them. If you know the real name–Please get in touch! (Buch/25)