1940er Graupner: Origineller Zwerg, laufend, Fliegenpilz-Freund an der Hand, im Rundrahmen (Katalog 5072), Laubsägearbeit 🇬🇧 1940s Graubele: Original Running Gnome Holding Fly Agaric Friend’s Hand in Round Frame (Catalog 5072), Hobby Craft

FLIEGENPILZE: Fliegenpilze waren beliebte Motive auf den Märchen-Holzbildern im letzten Jahrhundert. Sie sehen einfach reizend aus – obwohl es sich eigentlich um Giftpilze handelt. Der Zauber liegt wohl auch im Farbschema: ein kräftiges Rot als Kontrast zu den weißen Punkten. Das macht sie oft zu echten Hinguckern! Eine der schönsten Figuren mit diesem Motiv ist wohl der wunderbare „Glückspilz“ von Mertens – die kleine zarte Elfe mit dem großen Fliegenpilz-Hut aus den 1930er- und 1940er-Jahren.

🇬🇧 TOADSTOOLS: Toadstools, especially the fly agaric variety, were popular motifs on mid-century German Wall Figures. They look charming, even though they are actually poisonous. It’s probably the bold red color contrasted with white dots that makes them so visually appealing. One of the most beautiful figures featuring this motif is likely the little “Glückspilz” by Mertens–the small elf with the oversized toadstool hat, dating from the 1930s and the 1940s. (Buch/25)

1950er Unbekannt: Wunderbarer Schnecken-Reiter-Zwerg mit Mond, 18 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1950s Unknown: Wonderful Snail-Riding Gnome with Moon, 18 cm, Hobby Craft

HOBBYARBEITEN, QUALITÄTS-UNTERSCHIEDE: Manchmal findet man alte Laubsägefiguren aus dem letzten Jahrhundert, die einfach großartig ausgeführt worden sind. Deren Hersteller hätten im letzten Jahrhundert sicher kein Problem gehabt, bei einer der großen Märchen-Holzbild-Manufakturen eine Anstellung zu finden. Vielen Hobbyarbeiten sieht man die Hobbyarbeit deutlich an, aber auch das hat seinen Charme. Oder es ist sehr anrührend – wie zum Beispiel bei einer Figur mit der Widmung „Für Mama zum Geburtstag 1948.“

🇬🇧 HOBBY CRAFTS, DIFFERENT QUALITIES: In the last century there was the very popular German hobby of making your own fretsaw wood plaques. Templates came from many producers, and some motifs were extremely popular. Some of those hobby items are so beautifully done that the crafter would easily have found a job with one of the professional manufacturers of German Wall Figures. With most homemade figures you can tell a hobby craft is a hobby craft—but still, that can be very charming. Or it can be touching, for example if a child had written “Mommy’s birthday 1948” (translated) on the back. (Buch/25)

1960er Unbekannt: 3D Bayern-Bub mit Schmetterling und interessanter Rückseite 18x16cm / Laubsägearbeit 🇬🇧 3D Bavarian Boy with Butterfly and Interesting Back / Mid-Century Fretwork Craft

KLEINER BASTLER, GROSSER MEISTER: Viele Eltern haben damals das Laubsäge-Hobby ihrer Kinder gerne unterstützt. Die Kinder (oft, aber nicht immer Jungen) schulten ihr handwerkliches und künstlerisches Geschick und schufen etwas Nützliches, oft ein Geschenk für Mama, Opa oder die kleine Schwester. Eine kluge Werbung hat dies in den 1940er Jahren auf einem Laubsäge-Werkzeug-Set mit 4 Wörtern unübertrefflich formuliert: „Kleiner Bastler – großer Meister.“

🇬🇧 YOUNG CRAFTER, OLD MASTER: Many parents back then liked their children making hobby craft items with their fretsaw tools. Most of the time, but not always, it was boys, honing their arts and crafts talent. They also created something useful, often a birthday or Christmas present for Mum, Grandpa or the little sister. A clever 1940s advertisement for a children’s fretsaw tool set put it perfectly in four words: “Young Crafter–Old Master” (translated). (9/5)

1950er Unbekannt: Filigraner Wanderjunge mit Lederhosen und Edelweiß-Hut, 24 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Unknown: Delicate Hiking Boy with Lederhosen and Edelweiss Hat, 24 cm, German Wall Figure

HOBBYARBEITEN, ÜBERSICHT: Die weitaus bekanntesten Laubsägefiguren sind immer noch die Hobbyarbeiten, die im letzten Jahrhundert zu Hause gebastelt wurden. Erstaunlicherweise kennen jedoch selbst die meisten älteren Leute in den 2020er Jahren in Deutschland die kunstgewerblichen Figuren zum Beispiel von Heller oder Mertens überhaupt nicht. Das liegt daran, dass die meisten Eltern im letzten Jahrhundert ihren Kindern keine teuren Geschenke in Kunstgewerbe-Geschäften kauften, denn es war ja oft gerade die Zeit vor, in oder nach einem Weltkrieg. Man muss also grundsätzlich zwei Arten von Laubsägefiguren unterscheiden: die selbstgebastelten Hobbyarbeiten und die Manufakturen-Arbeiten, die ich Märchen-Holzbilder nenne.

🇬🇧 HOBBY CRAFTS, OVERVIEW: The most famous German fretsaw figures are still the hobby craft items. They were home made in the last century by every other family. Even in the 2020s, most elderly people in Germany have never heard of the professionally crafted fairy tale wall figures made by manufacturers like Heller or Mertens. That’s because most parents in the last century didn’t take their children to expensive arts and crafts stores, especially during those periods before, during, or just after a world war. So we basically need to distinguish between two kinds of fretsaw items: The hobby crafts and the manufacturer-made wall plaques. I call the latter German Wall Figures—or in German: Märchen-Holzbilder. (Buch/25)

1950er Graupner: Teig schleckender Bäckerjunge mit Mäusen (Katalog Nr. 5226), 24 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1950s Graubele: Dough-Licking Baker Boy with Mice (Catalog No. 5226), 24 cm, Hobby Craft

GRAUPNER, ÜBERSICHT: Johannes Graupner war ein bedeutender Hersteller von Laubsägevorlagen, die von 1930er- bis zu den 1990er Jahren hergestellt wurden. Er gründete seine Firma, indem er Anfang der 1930er Jahre ein in Cannstatt (Stuttgart) ansässiges Unternehmen übernahm, das Vorlagen für Laubsägearbeiten herstellte. Der neue Betrieb entwickelte sich zu einem Familienunternehmen und brachte wunderschöne Vorlagen hervor – nach und nach unter drei verschiedenen Namen: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner und Graubele. Der älteste mir bekannte Graupner-Katalog stammt aus den 1930er Jahren. Später erschienen die meisten Vorlagen unter dem Namen „Graubele“. Ab etwa 1959 wurde wieder der Name „Graupner“ verwendet, bis in die 1990er Jahre hinein.

🇬🇧 GRAUPNER, OVERVIEW: Johannes Graupner was a major producer of fretsaw figure templates from the 1930s to the 1990s. He founded his company by taking over a Cannstatt (Stuttgart) business that had been producing fretsaw templates in the early 1930s. The new business developed into a family-run company that produced beautiful templates under three different names over time: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner, and Graubele. The oldest Graupner catalog I know dates back to the 1930s. Later, most templates were published under the name “Graubele.” From around 1959 onward, the name “Graupner” was used again until the 1990s. (Buch/25)

1950er Graupner: Wunderschöne Jahreszeiten-Kinder mit Thermometer (Katalog: 5211), 24 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1950s Graubele: Beautiful Seasons Children with Thermometer (Catalog: 5211), 24 cm, Hobby Craft

GRAUPNER, ÜBERSICHT: Johannes Graupner war ein bedeutender Hersteller von Laubsägevorlagen, die von 1930er- bis zu den 1990er Jahren hergestellt wurden. Er gründete seine Firma, indem er Anfang der 1930er Jahre ein in Cannstatt (Stuttgart) ansässiges Unternehmen übernahm, das Vorlagen für Laubsägearbeiten herstellte. Der neue Betrieb entwickelte sich zu einem Familienunternehmen und brachte wunderschöne Vorlagen hervor – nach und nach unter drei verschiedenen Namen: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner und Graubele. Der älteste mir bekannte Graupner-Katalog stammt aus den 1930er Jahren. Später erschienen die meisten Vorlagen unter dem Namen „Graubele“. Ab etwa 1959 wurde wieder der Name „Graupner“ verwendet, bis in die 1990er Jahre hinein.

🇬🇧 GRAUPNER, OVERVIEW: Johannes Graupner was a major producer of fretsaw figure templates from the 1930s to the 1990s. He founded his company by taking over a Cannstatt (Stuttgart) business that had been producing fretsaw templates in the early 1930s. The new business developed into a family-run company that produced beautiful templates under three different names over time: Cannstatter Laubsäge-Arbeiten, Graupner, and Graubele. The oldest Graupner catalog I know dates back to the 1930s. Later, most templates were published under the name “Graubele.” From around 1959 onward, the name “Graupner” was used again until the 1990s. (Buch/25)

1940er Großartige Kopie der Hellerkunst-Laternenkinder, 25 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 1940s Excellent Copy of the Hellerkunst Lantern Children, 25 cm, Hobby Craft

ZWEITER WELTKRIEG, NOTKOPIEN: Die Jahre im und nach dem Zweiten Weltkrieg waren für viele Menschen hart. In Deutschland entstanden damals tausende von Märchen-Holzbild-Hobbyarbeiten, die für den Verkauf hergestellt wurden. Aber nicht jede 1940er Hobby-Laubsägearbeit wurde aus der Not heraus gefertigt. Woran also erkennt die Verkaufsabsicht? Am deutlichsten daran, dass viele Motive mehrfach herstellt wurden. Ich kenne Sammlungen, denen nicht nur zum Beispiel das gleiche Rotkäppchen dreimal beilag, sondern auch die Vorlagen, von denen kopiert wurde: Ein Faltblatt mit Ilse Schneider-Motiven aus der Eifel oder Pauspapier mit Motiven von Heller. „Nachahmungen werden verfolgt“ stand auf einigen Mertens-Rückseiten aus dieser Zeit.

🇬🇧 SECOND WORLD WAR, HARD TIMES COPIES: The years in and after the Second World War were hard for many people. In Germany, many tried crafting fairy tale fretsaw figures to sell them. But not every 1940s fretsaw item was made to sell and survive: How can you tell the difference? The easiest telltale sign would be that someone had made many copies of the same motif. I’ve known of collections that contained not only something like three times the same Little Red Riding Hood but also the templates that were used: real figures from the prewar nursery or paper templates, copied from Heller or Ilse Schneider (Eifel). Back then, there were stamps on some backs of Mertens figures: “Copying will be prosecuted” (translated). (Buch25)

Graupner mit Datierung 1961: Breitformatiges Dornröschen mit Spindel und böser Fee mit gestärkter Haube, 20×20 cm, Laubsägearbeit 🇬🇧 Graubele, dated 1961: Wide Format Sleeping Beauty with Spindle and Evil Fairy Wearing Starched Bonnet, 20×20 cm, Hobby Craft

GLÜCKSFALL DATUM: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eine Jahreszahl auf einem alten Märchen-Holzbild finde. Meist sind die Daten zuverlässig und sie sagen mir, dass diese Kinder-Wandfigur mindestens so alt ist wie das Jahr, das auf die Rückseite geschrieben wurde. Es ist immer wieder spannend zu beobachten, wie verschiedene Daten verschiedene Gefühle wachrufen: Vergleichen Sie zum Beispiel „Weihnachten 1942“ mit „Sommerferien 1972“!

🇬🇧 LUCKY DATE FIND: I’m always happy when I find a certain year stated on an old German Wall Figure. Most of those dates are reliable, and they tell me the figure is at least as old as the year written on its back. It’s always fascinating how different dates evoke different feelings: Compare for example “Christmas 1942” to “Summer 1972”! (Buch/25)

1950er Graupner Graubele: Glückliche Zeltlager-Jungen mit Ziehharmonika, Laubsägearbeit 🇬🇧 1950s Graubele: Happy Camp Boys with Accordion, Hobby Craft

HELLER, KATALOGE: Der erste Hellerkunst-Katalog erschien Ende der 1920er Jahre. Er enthält neben den ersten Märchen-Holzbildern, Kindern und Zwergen noch drei fantastische Wandfiguren mit Goethes Faust, Gretchen und dem Teufel Mephisto. Der zweite Katalog zeigt schon bekanntere Motive, darunter auch das große Schneeweißchen und Rosenrot mit dem Bären. Der dritte Katalog ist kein gedruckter Papierkatalog wie die ersten beiden, sondern er besteht aus vielen dünnen Sperrholz-Seiten, die man umblättern kann. Er entstand wohl um 1950 herum und hat noch eine weitere Besonderheit: Die Motive darin sind alle handgemalt, direkt auf die Holzseiten gezeichnet, sicherlich noch von Magda Heller selbst. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es nur zwei Exemplare davon. Einen der Kataloge konnte ich jedenfalls durchblättern und fotografieren, als ich die Firma Heller vor einigen Jahren, am 6. Oktober 2021, in der Eifel besuchen durfte.

🇬🇧 HELLER, CATALOGS: The first Hellerkunst catalog was printed in the late 1920s. Apart from the early fairy tale motifs, some children and dwarfs, it also includes wonderful figures of Goethe’s Faust including Gretchen and the devil Mephisto. The second catalog shows more familiar motifs, for example the large Snow-White and Rose-Red figure with the giant bear. The third catalog from the 1950s is not made of paper, so it was never printed: It’s made of many thin plywood pages and each motif is painted on the wood, most likely by Magda Heller herself. If I remember correctly there are only two copies that were made back then. I had the chance to look at one of them and take pictures several years ago, in October 2021, when I visited the manufacturer Jan Heller in the Eifel region. (Buch/25)

1950er Graupner: Zwerg Purzel mit Kerze, 19×14 cm, Laubsägevorlage 🇬🇧 1950s Graubele: Gnome Purzel with Candle, 19×14 cm, Fretsaw Template

GRAUPNER, ZWERG PURZEL: Der niedliche Zwerg Purzel war eine erfolgreiche Jahrhundertmitte-Serie von Johannes Graupner/Graubele. Es gab viele verschiedene Motive von Zwerg Purzel als Laubsägevorlage-Brettchen: Zwerg Purzel mit Flöte, Zwerg Purzel mit Weintraube, Zwerg Purzel mit Pilz und Laterne, Zwerg Purzel mit Winterkerze, Zwerg Purzel mit Schnecke, Zwerg Purzel mit Äpfeln, Zwerg Purzel mit Ziege und Zwerg Purzel mit Frosch. Alle Figuren von Zwerg Purzel sind also Hobbyarbeiten und fallen in ihrer Qualität sehr unterschiedlich aus.

🇬🇧 GRAUPNER, DWARF PURZEL: The cute Dwarf Purzel was a successful mid-century series by Johannes Graupner/Graubele. There were many different motifs of Dwarf Purzel as wooden fretsaw templates: Dwarf Purzel with flute, Dwarf Purzel with grapes, Dwarf Purzel with mushroom and lantern, Dwarf Purzel with winter candle, Dwarf Purzel with snail, Dwarf Purzel with apples, Dwarf Purzel with goat, and Dwarf Purzel with frog. All Dwarf Purzel German wall figures are hobby craft works–made with very different levels of craftsmanship. (Buch/25)