1950er Paul May: Rosa Aschenputtel mit Steinofen 20cm 🇬🇧Pink Cinderella with Stone Oven (Märchen-Holzbild, German Wall Figure)

PAUL MAY: Die Märchen-Holzbilder von Paul May stammen vermutlich aus den 1950er und 1960er Jahren. Sie fallen oft durch ihre Pastellfarben auf und durch ihre eigenen Motive, zum Beispiel das Schneewittchen mit dem rosa Leibchen, das beide Hände von einem Zwerg hält oder der Kopfwehzwerg unter einem großen Fliegenpilz. Man findet leider nur selten einen Firmen-Hinweis auf der Rückseite. Ich kenne allerdings einen geprägten roten Aufkleber. Auf der kleinen runden Fläche ist viel Text untergebracht: „Paul May Inh. Friedrich May Drechslermstr. [sic] Gegr. 1902 Holzkunst-Werkstatt – Naumburg/S. Neustr. 41“. Die Stadt Naumburg an der Saale liegt im Bundesland Sachsen-Anhalt. Weiß jemand mehr über diesen historischen Hersteller von Märchen-Holzbildern? Bitte schreiben Sie mir!

🇬🇧 PAUL MAY: This producer’s German Wall Figures are most likely from the 1950s and 1960s. They often stand out for their pastel colors and their unique motifs, for example the Snow White in the pink bodice holding both hands of a gnome or the headache dwarf under a large toadstool. Unfortunately, the company’s name is rarely found on the backs of the figures, but I know an embossed red sticker. This small and round sticker contains a great deal of text: „Paul May, Owner: Friedrich May, Drechslermstr. [sic], Founded in 1902, Wood Art Workshop–Naumburg/S. Neustr. 41” (translated). The city of Naumburg an der Saale is located in the German state of Saxony-Anhalt. Does anyone know more about this historic manufacturer of German Wall Figures? Please get in touch! (Buch/25)

1950er Münchner-Kunst (?): Schönes Aschenputtel mit langem Flechtzopf 20 cm 🇬🇧 Pretty Cinderella with Long Braid (Märchen-Holzbild, German Wall Figure)

AUGENWEISS: Die allermeisten Hersteller von Märchen-Holzbildern aus dem letzten Jahrhundert haben ihre Figuren ohne Augenweiß gezeichnet. Magda Heller hat die Gesichter ihrer Märchenkinder immer nur mit einem braunen Stift gezeichnet, und auch die späteren Siebdruckfiguren von Heller bekamen braune Gesichtszüge. Es gibt nur wenige Ausnahmen, zum Beispiel den kleinen „Mohr“-Hampelmann von Magda Heller: Da kann man das Augenweiß deutlich sehen, sogar in zwei verschiedenen Weiß-Schattierungen. Bei Mertens kommt das Augenweiß schon etwas häufiger vor, ist aber immer noch sehr selten; das Gleiche trifft auf Grossmann und die Münchner Hersteller zu. Ich kenne nur einen alten Hersteller mit dem Namen „Kunsttruhe“, bei dem alle Figuren das Augenweiß zeigen.

🇬🇧 EYE WHITE: The vast majority of manufacturers of German Wall Figures from the last century drew their wood plaques without the whites of the eyes. Magda Heller always drew the faces of her fairy tale children using only a brown pencil, and Heller’s later screen-printed figures also had brown facial features. There are only a few exceptions—for example, Magda Heller’s small “Moor” jumping jack toy: There, you can clearly see the whites of the eyes, even in two different shades of white. The whites of the eyes are somewhat more common on Alfred Mertens’s wood plaques but are still very rare; the same applies to Grossmann and the Munich producers. I know of only one old manufacturer called “Kunsttruhe,” whose German Wall Figures consistently show the whites of the eyes. (Buch/25)

1960er Münchner-Kunst: Kniendes Aschenputtel mit Kopf-Taube und Blumensockel 26cm 🇬🇧 Kneeling Cinderella with Head Dove (Märchen-Holzbild, German Wall Figure)

MÜNCHNER, BESITZER: Die Münchner-Kunst stellte im vergangenen Jahrhundert fünf Jahrzehnte lang Märchen-Holzbilder her. Es gab nach und nach vier verschiedene Besitzer mit unterschiedlichen Werkstätten. A) 1938–1947: Karl Jaeger mit Maria Wild, Baumstraße 8 in München (Geschäftsadresse). B) 1947–1956: Gerhard Jaeger mit Josef Riederer, Wittelsbacherstraße 6 sowie Ickstattstraße 16, beides in München. C) Die beiden letzten Inhaber waren Emil Knies und danach E. Hübner. Emil Knies hat noch in der Ickstattstraße produziert; bei E. Hübner ist die Werkstattadresse nicht bekannt.

🇬🇧 MUENCHNER, OWNERS: Münchner-Kunst produced many German Wall Figures in the last century. They existed for about half a century, with four different owners operating from different locations. A) 1938–1947: Karl Jaeger with Maria Wild, Baumstraße 8 in Munich (business address). B) 1947–1956: Gerhard Jaeger with Josef Riederer, Wittelsbacherstraße 6 as well as Ickstattstraße 16, both in Munich. C) The last two owners were Emil Knies and E. Hübner. Emil Knies continued production at Ickstattstraße 16; E. Hübner’s workshop address is unknown. (Buch/25)

1960er Rie-Bilder/Münchner-Kunst: Große Gänsemagd mit wehenden Haaren, Handbemalt 25cm 🇬🇧 Large Goose Girl with Flowing Hair (Märchen-Holzbild, German Wall Figure)

RIE-BILDER: Die „Rie-Bilder“ waren vermutlich späte Figuren der Münchner-Kunst, aus den 1970er Jahren. Sie sind größer, aus dickerem Holz und haben eine geweißte Rückseite. Auf einigen findet man folgenden Stempel: „Rie-Bilder ges. gesch.“ Manche Motive sind fast gleich, zum Beispiel die rote Froschkönig-Prinzessin auf blauem Herz-Sockel: In den 1950er-Jahren 17 cm klein, als Rie-Bilder 27 cm groß. Die Größe, das dicke Holz sowie der halbrunde Wiesen-Sockel erinnern an die frühen „Münchner Kinder-Wandbilder“ aus den 1930er-Jahren. War es ein „Back to the Roots“? Der Name „Rie-Bilder“ könnte von „Riederer“ kommen; die Manufaktur wurde in den 1950er und 1960er Jahren von Gerhard Jaeger und Josef Riederer geführt. Die späteren Besitzer der Münchner-Kunst hießen anders: Emil Knies und danach E. Hübner. Die Abmeldung war am 4.12.1981.

🇬🇧 RIE-BILDER: The “Rie-Bilder” from the 1970s seem to be successors of the Münchner-Kunst. Rie-Bilder are larger, made of thicker wood, and have whitened backs. Sometimes, you can find the stamp on the back: “Rie-Bilder ges. gesch.” Some of the motifs are almost identical, for example the red Frog Prince princess on a blue heart base, which used to be 17 cm tall but became 27 cm as a Rie-Bilder figure. The larger size, thicker wood, and meadow base strongly resemble the early “Munich Art” figures from the 1930s. Could it have been a “back to the roots” approach? The name Rie-Bilder might come from “Riederer,” because the company Münchner-Kunst was managed by Gerhard Jaeger and Josef Riederer in the 1950s and 1960s. However, their successors had very different names: Emil Knies and later E. Hübner. The deregistration was on December 4th, 1981. Does anyone know more about Rie-Bilder (Rie-Pictures) or the Münchner-Kunst? I’d be glad to learn more about them. (Buch/25)

1950er Edelholz Freiberg: Seltener roter Hans im Glück mit Dorf-Sockel, Handbemalt, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Edelholz Freiberg: Rare Red Hans in Luck with Village Base, Hand-painted, 22 cm, German Wall Figure

EDELHOLZ FREIBERG, ALLGEMEINE ÜBERSICHT: Diese Manufaktur aus dem Erzgebirge stellte von den 1940er- bis vermutlich in die 1960er-Jahre Märchen-Holzbilder unter eigenem Namen her. Die Inhaberin – und vermutlich auch die Künstlerin – war Margarethe Edel. Daher stammt wohl auch der Firmenname „Edelholz“, der zudem noch gut zur hohen Qualität der Figuren passt. Im Jahr 1942 wurde „Edelholz Freiberg“ ins Handelsregister von Freiberg eingetragen – mitten im Zweiten Weltkrieg. Wahrscheinlich in den 1960er-Jahren kam es zur Enteignung durch die DDR, so dass die Manufaktur fortan zum „VEB Kunstgewerbe-Werkstätten Olbernhau“ gehörte und unter diesem Namen mindestens ein weiteres Jahrzehnt Wandfiguren herstellte.

🇬🇧 EDELHOLZ FREIBERG, BASIC OVERVIEW: This manufacturer from the Ore Mountains produced German Wall Figures from the 1940s to presumably the 1960s under its own name. The owner–and most likely also the artist–was Margarethe Edel. The name “Edelholz” (literally “precious wood”) likely stems from her surname and fits well with the high quality of the figures. “Edelholz Freiberg” was officially registered in the Freiberg commercial register in 1942, during the Second World War. Most likely in the 1960s, the company was nationalized by the GDR and became part of the “VEB Kunstgewerbe-Werkstätten Olbernhau,” which continued to produce German Wall Figures under that name for at least another decade. (Buch/25)

1960er Weha-Kunst: Hübsche Gänsemagd in Lila und Blau, Siebdruck 26cm 🇬🇧 Goose Girl in Purple and Blue (Märchen-Holzbild, German Wall Figure)

WEHA, ÜBERSICHT: „Weha“ steht für WEerkstätten HAupt. Diese Kunstgewerbe-Manufaktur wurde 1946, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, offiziell angemeldet. Dresden war zerstört, und der Architekt Fritz Haupt (Geburtsjahr 1913) konnte nicht mehr an seiner Hochschule unterrichten. So gründete er Weha-Kunst, später in Dippoldiswalde (Erzgebirge) ansässig. Weha ist berühmt für die kleinen Blumenkinder, aber es entstanden auch Märchen-Holzbilder. Die ersten Wandfiguren waren noch komplett handbemalt. Später ging man zum Siebdruck über. Einige der sehr frühen Märchen-Holzbilder entstanden eventuell auch schon vor der offiziellen Anmeldung 1946: Sie sollten in einem Kolonialwarenladen im zweiten Weltkrieg verkauft worden sein. Weiß jemand vielleicht mehr darüber? In der DDR war Weha enteignet worden. Der nach dem Mauerfall wiederaufgenommene Betrieb wurde im Frühling 2022 schließlich eingestellt.

🇬🇧 WEHA, OVERVIEW: “Weha” stands for WEerkstätten HAupt. Mr Fritz Haupt (born 1913) was an architect who had lost his job after the Second World War. He had worked at a Dresden University that was destroyed during the war. So he founded his famous workshop in Dippoldiswalde in the Ore Mountains, in 1946. Weha is most famous for their tiny flower girl figures, but they also produced German Wall Figures. The first wood plaques had still been hand-painted; later they switched to screen-printing. In the years that followed the workshop belonged to the communist GDR for several decades. Later the family got the rights of their company back but the business was finally closed down in 2022. (Buch/25)

1930er Münchner-Kinder-Wandbilder: König mit Vogelbart „Die drei Vögelchen“, Handbemalt 26 cm 🇬🇧 King with Bird Beard (Märchen-Holzbild, German Wall Figure)

MÜNCHNER, ÜBERSICHT: Der Hersteller „Münchner-Kunst“ existierte etwa ein halbes Jahrhundert lang, von den 1930er- bis 1970er-Jahren, mit mehreren Besitzern. Deshalb verwende ich auch den Genre-Namen „Münchner-Kunst“ für diese Figuren. Auf den frühen Märchen-Holzbildern stand auf der Rückseite häufig „Münchner Kinder-Wandbilder, Handmalerei“. Später gab es manchmal folgende Rückseiten-Namen: „Münchner Kunst und Handwerk“, „Jaeger & Riederer“ sowie „Rie-Bilder ges. gesch.“ Eines der Erkennungszeichen für die Münchner-Kunst der Jahrhundertmitte ist auch folgendes: ein größerer Stempel mit einer dreistelligen Zahl, zum Beispiel „133“ oder „375“.

🇬🇧 MUENCHNER, OVERVIEW: The “Münchner-Kunst” (Munich Art) existed for about half a century, from the 1930s to the 1970s, under several different owners. That’s why I use the genre name “Münchner-Kunst” for these figures. On many early German Wall Figures (fairy tale wood pictures), the back often read: “Münchner Kinder-Wandbilder Handmalerei.” Later on, although more rarely, the following names appeared: “Münchner Kunst und Handwerk,” “Jaeger & Riederer,” and “Rie-Bilder ges. gesch.” A typical mark of Münchner-Kunst around midcentury was also this: a rather large stamp with a three-digit number such as “133” or “375.” (Buch/25)

1950er Edelholz Freiberg: Breitformatiges Brüderchen und Schwesterchen mit Tannenwald, 19×18 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Edelholz Freiberg: Wide-Format Brother and Sister with Pine Trees, 19×18 cm, German Wall Figure

EDELHOLZ FREIBERG, ALLGEMEINE ÜBERSICHT: Diese Manufaktur aus dem Erzgebirge stellte von den 1940er- bis vermutlich in die 1960er-Jahre Märchen-Holzbilder unter eigenem Namen her. Die Inhaberin – und vermutlich auch die Künstlerin – war Margarethe Edel. Daher stammt wohl auch der Firmenname „Edelholz“, der zudem noch gut zur hohen Qualität der Figuren passt. Im Jahr 1942 wurde „Edelholz Freiberg“ ins Handelsregister von Freiberg eingetragen – mitten im Zweiten Weltkrieg. Wahrscheinlich in den 1960er-Jahren kam es zur Enteignung durch die DDR, so dass die Manufaktur fortan zum „VEB Kunstgewerbe-Werkstätten Olbernhau“ gehörte und unter diesem Namen mindestens ein weiteres Jahrzehnt Wandfiguren herstellte.

🇬🇧 EDELHOLZ FREIBERG, BASIC OVERVIEW: This manufacturer from the Ore Mountains produced German Wall Figures from the 1940s to presumably the 1960s under its own name. The owner–and most likely also the artist–was Margarethe Edel. The name “Edelholz” (literally “precious wood”) likely stems from her surname and fits well with the high quality of the figures. “Edelholz Freiberg” was officially registered in the Freiberg commercial register in 1942, during the Second World War. Most likely in the 1960s, the company was nationalized by the GDR and became part of the “VEB Kunstgewerbe-Werkstätten Olbernhau,” which continued to produce German Wall Figures under that name for at least another decade. (Buch/25)

1960er Kurt Süß: Schneewittchen mit Glassarg und Prinz, DDR 13×22cm 🇬🇧 Snow White with Glass Coffin and Prince (Märchen-Holzbild, German Wall Figure)

KURT SÜSS, MARKANTE MOTIVE: Zu den besonders ungewöhnlichen Märchen-Holzbildern von Kurt Süß gehört das „auferstehende“ Schneewittchen im Glas-Sarg aus den 1960er-Jahren, umrankt von rosaroten Rosen. Die schönsten Farben zeigt wohl das sich räkelnde, lächelnde Dornröschen im weiß-gelben Kleid – neben ihr kniet der Prinz im königsblauen Hemd. Auffällig sind auch die drei Igel-Figuren von Kurt Süß: zum einen die klassische Hase-und-Igel-Szene mit dem Schild „Ziel“, zum anderen ein häusliches Igelpaar (er mit langer Pfeife, sie mit Schürze) ähnlich den alten Mecki-und-Micki-Figuren.

🇬🇧 KURT SÜSS, STRIKING MOTIFS: Among the most unusual German Wall Figures by Kurt Süß is the 1960s depiction of Snow White rising from her glass coffin, surrounded by pink and red roses. The most beautiful colors can be found on a different motif: the lolling, smiling Sleeping Beauty in a white and yellow dress, with a kneeling prince at her side in a royal blue shirt. Also striking are the three hedgehog plaques by Kurt Süß: one shows the classic “Hare and the Hedgehog” fairy tale with a “Finish” sign, the others feature a domestic hedgehog couple–the male with a long pipe, the female in an apron–reminiscent of the Mecki and Micki characters from the old Hörzu magazines. (Buch/25)

1960er Weha-Kunst: Zartes Barfuß-Aschenputtel, Siebdruck 25cm 🇬🇧 Delicate Barefoot Cinderella (Märchen-Holzbild, German Wall Figure)

WEHA, ÜBERSICHT: „Weha“ steht für WEerkstätten HAupt. Diese Kunstgewerbe-Manufaktur wurde 1946, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, offiziell angemeldet. Dresden war zerstört, und der Architekt Fritz Haupt (Geburtsjahr 1913) konnte nicht mehr an seiner Hochschule unterrichten. So gründete er Weha-Kunst, später in Dippoldiswalde (Erzgebirge) ansässig. Weha ist berühmt für die kleinen Blumenkinder, aber es entstanden auch Märchen-Holzbilder. Die ersten Wandfiguren waren noch komplett handbemalt. Später ging man zum Siebdruck über. Einige der sehr frühen Märchen-Holzbilder entstanden eventuell auch schon vor der offiziellen Anmeldung 1946: Sie sollten in einem Kolonialwarenladen im zweiten Weltkrieg verkauft worden sein. Weiß jemand vielleicht mehr darüber? In der DDR war Weha enteignet worden. Der nach dem Mauerfall wiederaufgenommene Betrieb wurde im Frühling 2022 schließlich eingestellt.

🇬🇧 WEHA, OVERVIEW: “Weha” stands for WEerkstätten HAupt. Mr Fritz Haupt (born 1913) was an architect who had lost his job after the Second World War. He had worked at a Dresden University that was destroyed during the war. So he founded his famous workshop in Dippoldiswalde in the Ore Mountains, in 1946. Weha is most famous for their tiny flower girl figures, but they also produced German Wall Figures. The first wood plaques had still been hand-painted; later they switched to screen-printing. In the years that followed the workshop belonged to the communist GDR for several decades. Later the family got the rights of their company back but the business was finally closed down in 2022. (Buch/25)