1960er Edelholz Freiberg als VEB Olbernhau: Tanzendes DDR-Rumpelstilzchen, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Edelholz Freiberg as VEB Olbernhau: Dancing East German Rumpelstiltskin, 20 cm, German Wall Figure

VEB OLBERNHAU: Die Deutsche Demokratische Republik (1949-1990) hat einige, aber nicht alle Hersteller von Märchen-Holzbildern in VEBs umgewandelt beziehungsweise sie einem der VEBs zugeordnet. Das betraf unter anderem Edelholz Freiberg, einen großen Hersteller von Kinder-Wandfiguren. So wurde Edelholz Freiberg schließlich dem „VEB Kunstgewerbe-Werkstätten Olbernhau“ zugeordnet, und von da an stand auf den Figuren-Rückseiten der neue Name.

🇬🇧 VEB OLBERNHAU: The GDR (German Democratic Republic, 1949-1990) changed some, but not all private producers of German Wall Figures to VEBs (state-owned enterprises). That was for example the case for Edelholz Freiberg. Edelholz Freiberg got the following new name: “VEB Kunstgewerbe Werkstätten Olbernhau”, which was stamped on the backs of the figures. (Buch/25)

1950er Irmscher Figuren: Schönes weißes Dornröschen aus Karl-Marx-Stadt, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Irmscher Figures: Beautiful White Briar Rose from Karl-Marx-Stadt, 20 cm, German Wall Figure

IRMSCHER FIGUREN: Von diesem Hersteller aus der ehemaligen DDR kenne ich etwa ein Dutzend Motive; die meisten sind klassische Märchenfiguren. Auf der Rückseite findet man oft folgenden Stempel: „Irmscher Figuren, Karl-Marx-Stadt“. Karl-Marx-Stadt heißt heute wieder Chemnitz. Die Irmscher Figuren sind etwas kleiner und aus etwas dickerem Holz als üblich. Die Farben haben oft einen leichten Gelbstich, es wurden dicke, satte Farben verwendet, und ein ebenso dicker und satter Firnis (Schutzschicht). Schöne und originelle Arbeiten von Irmscher Figuren, die ich von keiner anderen Manufaktur kenne: ein Schneewittchen mit Suppenterrine, ein gähnendes Dornröschen mit den vielen reizenden Details und eine grüne Froschkönig-Prinzessin mit einem großen doppelten Rüschenkragen.

🇬🇧 IRMSCHER FIGUREN: I know about a dozen different German Wall Figures from this manufacturer from the former GDR; most are classic Brother Grimm characters. The following stamp can often be found on the back: „Irmscher Figuren, Karl-Marx-Stadt.” Karl-Marx-Stadt is now called Chemnitz again. The Irmscher figures are slightly smaller and made of a bit thicker wood than usual. The colors often have a slight yellow tint. They have a thick color layer and an equally thick and rich varnish (protective layer). Here are some examples of the beautiful and original works of Irmscher Figuren that I don’t know from any other manufacturers: A Snow White with a soup tureen, a yawning Sleeping Beauty with lots of lovely details and a green Frog Princess with a large double ruffled collar. (Buch/25)

1950er Münchner-Kunst: Anthropomorphe Regenschirm-Entlein, Midcentury-Bestseller, 17 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Münchner-Kunst: Anthropomorphic Umbrella Ducklings, Midcentury Bestseller, 17 cm, German Wall Figure

MÜNCHNER, ANTHROPOMORPHE TIERE: Die ersten dieser vermenschlichten Tiere der Münchner-Kunst stammen aus den 1930er Jahren, zum Beispiel das Märchen-Holzbild mit der Schulkind-Katze mit Ranzen, Schwamm und der rosengefüllten Zuckertüte. Die marschierenden Trommel-Teddies datiere ich auf die frühen 1940er Jahre, wegen des Militär-Themas und der Fertigung aus Pappe (Materialknappheit im Zweiten Weltkrieg). Der größte anthropomorphe Münchner-Bestseller entstand in den Fünfzigerjahren: die niedlichen Regenschirm-Entlein auf blauem Herz-Sockel. Seltener sind die Spielplatz-Teddies mit Wippe und das Huckepack-Holzbild mit dem Elefanten-Papa und dem Elefanten-Kind. In den späten Siebzigerjahren entstand vermutlich die Punktekleid-Katze mit der kleinen Maus; beide tragen Regenschirmen. Diese Figur hat wohl „Rie-Bilder“ hergestellt, die letzten Besitzer der Münchner-Kunst. Typisch für die Rie-Bilder sind das besonders dicke Holz, die geweißte Rückseite und eine Renaissance der allerersten Machart: wieder größere Figuren mit Wiesen-Sockel.

🇬🇧 MUENCHNER, FIGURES WITH ANTHROPOMORPHIC ANIMALS: The first animals with human traits by the Münchner-Kunst date from the 1930s, for example the German Wall Figure with the schoolchild cat with a satchel, sponge, and rose-filled school cone. I date the marching drum teddies to the early 1940s due to the military theme and the use of cardboard (caused by material shortages during the Second World War). The biggest anthropomorphic Münchner bestseller was created in the 1950s: the cute umbrella ducks on a heart base. Rarer figures include the playground teddies with a seesaw and the piggyback plaque with elephant father and elephant child. The polka-dot cat with the little mouse and umbrellas might stems from the late 1970s. That figure was most likely made by Rie-Bilder, the last owner of the Münchner-Kunst. Typical features of the Rie-Bilder include especially thick plywood, a whitened back, and a renaissance of the earliest style: large figures with meadow base. (Buch/25)

1950er Münchner-Kunst: Seltene große Raben-Hexe, 25 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Münchner-Kunst: Rare Large Raven Witch, 25 cm, German Wall Figure

MÜNCHNER, BESITZER: Die Münchner-Kunst stellte im vergangenen Jahrhundert fünf Jahrzehnte lang Märchen-Holzbilder her. Es gab nach und nach vier verschiedene Besitzer mit unterschiedlichen Werkstätten. A) 1938–1947: Karl Jaeger mit Maria Wild, Baumstraße 8 in München (Geschäftsadresse). B) 1947–1956: Gerhard Jaeger mit Josef Riederer, Wittelsbacherstraße 6 sowie Ickstattstraße 16, beides in München. C) Die beiden letzten Inhaber waren Emil Knies und danach E. Hübner. Emil Knies hat noch in der Ickstattstraße produziert; bei E. Hübner ist die Werkstattadresse nicht bekannt.

🇬🇧 MUENCHNER, OWNERS: Münchner-Kunst produced many German Wall Figures in the last century. They existed for about half a century, with four different owners operating from different locations. A) 1938–1947: Karl Jaeger with Maria Wild, Baumstraße 8 in Munich (business address). B) 1947–1956: Gerhard Jaeger with Josef Riederer, Wittelsbacherstraße 6 as well as Ickstattstraße 16, both in Munich. C) The last two owners were Emil Knies and E. Hübner. Emil Knies continued production at Ickstattstraße 16; E. Hübner’s workshop address is unknown. (Buch/25)

1960er Weha-Kunst: Besonders kleiner Kleiner Däumling, Siebdruck, 16 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Weha-Kunst: Especially Small Little Thumb, Screen-printed, 16 cm, German Wall Figure

WEHA, ÜBERSICHT: „Weha“ steht für WEerkstätten HAupt. Diese Kunstgewerbe-Manufaktur wurde 1946, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, offiziell angemeldet. Dresden war zerstört, und der Architekt Fritz Haupt (Geburtsjahr 1913) konnte nicht mehr an seiner Hochschule unterrichten. So gründete er Weha-Kunst, später in Dippoldiswalde (Erzgebirge) ansässig. Weha ist berühmt für die kleinen Blumenkinder, aber es entstanden auch Märchen-Holzbilder. Die ersten Wandfiguren waren noch komplett handbemalt. Später ging man zum Siebdruck über. Einige der sehr frühen Märchen-Holzbilder entstanden eventuell auch schon vor der offiziellen Anmeldung 1946: Sie sollten in einem Kolonialwarenladen im zweiten Weltkrieg verkauft worden sein. Weiß jemand vielleicht mehr darüber? In der DDR war Weha enteignet worden. Der nach dem Mauerfall wiederaufgenommene Betrieb wurde im Frühling 2022 schließlich eingestellt.

🇬🇧 WEHA, OVERVIEW: “Weha” stands for WEerkstätten HAupt. Mr Fritz Haupt (born 1913) was an architect who had lost his job after the Second World War. He had worked at a Dresden University that was destroyed during the war. So he founded his famous workshop in Dippoldiswalde in the Ore Mountains, in 1946. Weha is most famous for their tiny flower girl figures, but they also produced German Wall Figures. The first wood plaques had still been hand-painted; later they switched to screen-printing. In the years that followed the workshop belonged to the communist GDR for several decades. Later the family got the rights of their company back but the business was finally closed down in 2022. (Buch/25)

1940er Münchner-Kunst: Breitformatiges Sieben-Raben-Schwesterchen mit bösem Mond und freundlichem Stern, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1940s Münchner-Kunst: Wide Format Seven Ravens Sister with Evil Moon and Friendly Star, German Wall Figure

MÜNCHNER, ERKENNUNGSZEICHEN: Bei den meisten Münchner-Kunst-Figuren (1930er- bis 1970er-Jahre) fehlt der Herstellername auf der Rückseite. Es gab aber ganz typische Sockel bei dieser Kunstgewerbe-Manufaktur: Die großen Figuren hatten oft den unten abgerundeten Wiesen-Sockel (1930er- und frühe 1940er-Jahre; dann erst wieder in den späten 1970er-Jahren). Die (meist kleineren) 1950er- und 1960er-Figuren mit dem typischen Herz-Sockel hatten wohl die höchsten Auflagen; dazu gehören auch die einzelnen Märchen-Holzbilder von Hänsel und Gretel mit dem Lebkuchen-Sockel, ebenfalls eine Spezialität der Münchner-Kunst. Und schauen Sie sich den typischen Stil dieser Manufaktur einmal genauer an: Auch daran erkennt man diesen Hersteller. Ein weiteres Erkennungszeichen: Häufig, wirklich sehr häufig, haben die Holzbilder aus München einen dreistelligen Zahlenstempel auf der Rückseite.

🇬🇧 MUENCHNER, IDENTIFYING MARKS: Most of the 1930s to 1970s German Wall Figures by Münchner-Kunst don’t have the producer’s name on the back. But the bases of the “Munich Art” are very typical and help identify this manufacturer: The large figures often had the meadow base with the rounded bottom (1930s and early 1940s; then again in the late 1970s). The 1950s and 1960s figures with the typical heart base were the greatest bestsellers; this also includes Hansel and Gretel with their gingerbread heart base, another specialty of Münchner-Kunst. What also helps is taking a closer look at the typical drawing style of this manufacturer—that’s another way to recognize them. And very important: often—really very often—the German Wall Figures from Munich have a three-digit number stamp on the back. (Buch/25)

1950er Unbekannt/DDR: Froschkönig-Prinzessin aus besonders dickem Schichtholz, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Unknown/GDR: Frog Prince Princess Made of Especially Thick Plywood, German Wall Figure

DDR, EVP-PREISE: Ein Stempel wie „EVP: 7.00 M“ auf der Rückseite einer alten Kinder-Wandfigur verrät viel über ihre Herkunft: Die Figur wurde in der DDR (1949–1990) hergestellt, und der EVP – der Einzelhandelsverkaufspreis – betrug 7 DDR-Mark. Die DDR verwendete damals die Abkürzung „M“ für ihre Währung, während in der BRD (Bundesrepublik Deutschland) die Abkürzung „DM“ für die Deutsche Mark gebräuchlich war. Heute, im vereinigten Deutschland, gibt es nur noch eine Währung: den Euro.

🇬🇧 GDR, EVP-PRICES: A stamp like “EVP: 7.00 M” on the back of an old German Wall Figure reveals a lot about its origin. It was made in the GDR (1949–1990), and “EVP” stood for a fixed retail price. The “M” referred to the GDR currency, the Mark. Back then, East Germany (GDR) used “M,” while West Germany (FRG) used “DM” for the Deutsche Mark. Today, in reunified Germany, there is only one currency: the Euro. (Buch/25)

1960er Weha-Kunst: Hänsel und Gretel mit grüner Hexe als zwei Figuren, Siebdruck, Märchen-Holzbilder 🇬🇧 1960s Weha-Kunst: Hansel and Gretel with Green Witch as Two Figures, Screen-printed, German Wall Figures

WEHA, ÜBERSICHT: „Weha“ steht für WEerkstätten HAupt. Diese Kunstgewerbe-Manufaktur wurde 1946, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, offiziell angemeldet. Dresden war zerstört, und der Architekt Fritz Haupt (Geburtsjahr 1913) konnte nicht mehr an seiner Hochschule unterrichten. So gründete er Weha-Kunst, später in Dippoldiswalde (Erzgebirge) ansässig. Weha ist berühmt für die kleinen Blumenkinder, aber es entstanden auch Märchen-Holzbilder. Die ersten Wandfiguren waren noch komplett handbemalt. Später ging man zum Siebdruck über. Einige der sehr frühen Märchen-Holzbilder entstanden eventuell auch schon vor der offiziellen Anmeldung 1946: Sie sollten in einem Kolonialwarenladen im zweiten Weltkrieg verkauft worden sein. Weiß jemand vielleicht mehr darüber? In der DDR war Weha enteignet worden. Der nach dem Mauerfall wiederaufgenommene Betrieb wurde im Frühling 2022 schließlich eingestellt.

🇬🇧 WEHA, OVERVIEW: “Weha” stands for WEerkstätten HAupt. Mr Fritz Haupt (born 1913) was an architect who had lost his job after the Second World War. He had worked at a Dresden University that was destroyed during the war. So he founded his famous workshop in Dippoldiswalde in the Ore Mountains, in 1946. Weha is most famous for their tiny flower girl figures, but they also produced German Wall Figures. The first wood plaques had still been hand-painted; later they switched to screen-printing. In the years that followed the workshop belonged to the communist GDR for several decades. Later the family got the rights of their company back but the business was finally closed down in 2022. (Buch/25)

1950er Münchner-Kunst: Schöne große Goldmarie mit braunen Zöpfen auf blauem Herzsockel, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Münchner-Kunst: Beautiful Large Golden Mary with Brown Braids on Blue Heart Base, German Wall Figure

FRAU HOLLE: Es gibt zwei unterschiedliche Versionen von diesem Märchen. Bei den Brüdern Grimm hat Frau Holle erschreckend große Zähne, und die Mädchen bleiben namenlos. Bei Ludwig Bechstein hingegen ist „Frau Holle“ ein Mann, und die Mädchen heißen Goldmarie und Pechmarie. Trotzdem scheint es jeder zu verstehen, wenn von „Frau Holles Goldmarie“ die Rede ist. Frau Holle, Goldmarie und Pechmarie sind sehr beliebte Motive auf den alten Märchen-Holzbildern aus dem letzten Jahrhundert. Ich kenne sie zum Beispiel von Mertens, Ravi und Original Bergischer Engel.

🇬🇧 MOTHER HOLLE: There are two very different versions of this fairy tale. In the Brothers Grimm version, Mother Holle/Hulda has enormous, frightening teeth, and the girls remain unnamed. In Ludwig Bechstein’s version, “Mother Holle” is a man, and the girls are called Goldmarie (Golden Mary) and Pechmarie (Pitch Mary). However, everyone understands the phrase “Mother Holle’s Golden Mary” — at least if they know the story. Mother Holle, Golden Mary, and Pitch Mary are very popular motifs on German Wall Figures of the last century. I’ve seen them, for example, from Mertens, Ravi, and Original Bergischer Engel. (Buch/25)

1960er Kurt Süß als VEB Dresden Meißen: Buntes Dornröschen mit Prinz auf rotem Sockel, 21×18 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Kurt Süß as VEB Dresden Meißen: Colorful Briar Rose with Prince on Red Base, 21×18 cm, German Wall Figure

VEB MEISSEN/DRESDEN: Die Deutsche Demokratische Republik (1949-1990) hat einige, aber nicht alle Hersteller von Märchen-Holzbildern in VEBs umgewandelt oder sie einem VEB zugeordnet. Das betraf auch die große Manufaktur von Kurt Süß: Aus ihr wurde der „VEB Kunstgewerbliche Holzverarbeitung Meißen“, später „VEB Holzkunst Dresden BT. III“ Meißen genannt. Das BT steht für Betriebsteil.

🇬🇧 VEB MEISSEN/DRESDEN: The Communist GDR (German Democratic Republic, 1949-1990) changed some, but not all private producers of German Wall Figures to VEBs (state-owned enterprises). That was also the case for the manufacturer Kurt Süß. They got the following new names: “VEB Kunstgewerbliche Holzverarbeitung Meißen” later called “VEB Holzkunst Dresden BT. III Meißen.” (Buch/25)