1950er Unbekannt mit EVP-Preis: Fröhliche Hänsel und Gretel, DDR-Figur, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Unknown with EVP Price: Cheerful Hansel and Gretel, GDR Figure, 20 cm, German Wall Figure

DDR, EVP-PREISE: Ein Stempel wie „EVP: 7.00 M“ auf der Rückseite einer alten Kinder-Wandfigur verrät viel über ihre Herkunft: Die Figur wurde in der DDR (1949–1990) hergestellt, und der EVP – der Einzelhandelsverkaufspreis – betrug 7 DDR-Mark. Die DDR verwendete damals die Abkürzung „M“ für ihre Währung, während in der BRD (Bundesrepublik Deutschland) die Abkürzung „DM“ für die Deutsche Mark gebräuchlich war. Heute, im vereinigten Deutschland, gibt es nur noch eine Währung: den Euro.

🇬🇧 GDR, EVP-PRICES: A stamp like “EVP: 7.00 M” on the back of an old German Wall Figure reveals a lot about its origin. It was made in the GDR (1949–1990), and “EVP” stood for a fixed retail price. The “M” referred to the GDR currency, the Mark. Back then, East Germany (GDR) used “M,” while West Germany (FRG) used “DM” for the Deutsche Mark. Today, in reunified Germany, there is only one currency: the Euro. (Buch/25)

1950er Olschesa: Wunderbares filigranes liegendes Dornröschen mit Kerze, Handbemalt, 9×27 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Olschesa: Wonderful Delicate Sleeping Beauty Lying Down with Candle, Hand-painted, 9×27 cm, German Wall Figure

OLSCHESA: Typisch für diese Manufaktur aus der letzten Jahrhundertmitte sind die braun-gelben Herbstfarben. Ich kenne bisher etwa zehn verschiedene Motive. Die Augen der Figuren sind oft detailliert gezeichnet und man sieht häufig beide Augen (Frontalansicht). Der Sockel ist dezent verziert und der Rückseiten-Stempel „Abteilung kunstgewerbliche Handarbeit“ ist wohl ein Hinweis auf die DDR, ebenso wie der gezackte Aufkleber-Rest (wie eine Briefmarke), der meist bis auf einen kleinen Rest abgerissen wurde. Auf diesen „Briefmarken“ stand ursprünglich der Name des enteigneten Herstellers „Olschesa“. Wie viele verschiedene Motive „Olschesa“ wohl produziert hat? Die Zahlen auf den mit bekannten Rückseiten gehen jedenfalls von 100 bis 161. Weiß jemand mehr über Olschesa? Bitte schreiben Sie mir!

🇬🇧 OLSCHESA: The brown-yellow autumn colors are typical of this manufacturer from the middle of the last century. I know about ten different German Wall Figures by Olschesa so far. The figures’ eyes are often drawn in detail and you can often see both eyes (frontal view). The Olschesa base is discreetly decorated and the stamp on the back (which translates to “Department of Arts and Crafts”) is probably a reference to the GDR, as is the jagged sticker residue (like a stamp), which has mostly been torn off except for a small remainder. On these old “stamps” was originally the name of the expropriated manufacturer, Olschesa. How many different motifs did Olschesa produce? The numbers on the backs range from 100 to 161. Does anyone know more about Olschesa? Please get in touch! (Buch/25)

1930er Münchner-Kinder-Wandbilder: Große Hänsel und Gretel mit Rüschenhauben-Hexe als drei Einzelfiguren, Handbemalt, 26 cm, Märchen-Holzbilder 🇬🇧 1930s Münchner-Kinder-Wandbilder: Large Hansel and Gretel with Ruffled Bonnet Witch as Three Separate Figures, Hand-painted, 26 cm, German Wall Figures

MÜNCHNER KINDER-WANDBILDER: „Münchner Kinder-Wandbilder“ war der Name der frühen Münchner-Kunst. Die Sockel waren meist abgerundet und zeigen ein Wiesenmotiv. Diese Märchen-Holzbilder waren recht groß und wurden aus besonders dickem Sperrholz gefertigt. Die meisten stammen aus den 1930er-Jahren; einige Pappe-Figuren vermutlich auch aus den Kriegsjahren: Im Zweiten Weltkrieg war häufig auch das Holz von der Materialknappheit betroffen.

🇬🇧 MÜNCHNER KINDER-WANDBILDER: That was the name of the early Münchner-Kunst. You often found a rounded meadow base and the added word “Handmalerei” (hand-painted) on the back. The pictures were large and made from especially thick plywood. They were produced primarily in the 1930s, but presumably also during the war years, as some wall figures were made of cardboard. During the Second World War, materials often became scarce—in this case, plywood. (Buch/25)

1970er Eva Günther: Braunes Fliegenpilzhaus mit Rotkäppchen, Handbemalt, 20×20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Eva Günther: Brown Fly Agaric House with Little Red Riding Hood, Hand-painted, 20×20 cm, German Wall Figure

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EVA GÜNTHER, PREISE: Auf den Rückseiten der Märchen-Holzbilder von Eva Günther aus den 1950er bis 1980er Jahren finden sich oft mit Bleistift aufgeschriebene Preise – häufig in ungewöhnlichen Beträgen, etwa mit 5 oder 10 Pfennig am Ende. So kenne ich unter anderem eine aufwändig gezeichnete Froschkönig-Prinzessin für 3,95 DDR-Mark und ein schreitendes Rotkäppchen ebenfalls für 3,95 Mark – später in einer vereinfachten Version für 4,05 Mark. Ich vermute, dass die Figuren mit Preisen um die 4 Mark aus den 1950er Jahren stammen. Die Sandmännchen- beziehungsweise die Abendgruß-Figuren lassen sich gut datieren, da das DDR-Sandmännchen erst ab 1959 existierte. Auch hier scheint die Inflationstheorie zu passen: Ich kenne ein Sandmännchen, ein Schnatterinchen und einen Pittiplatsch – jeweils zu 5,45 Mark –, die ich den 1960er Jahren zuordnen würde.

🇬🇧 EVA GUENTHER, PRICES: On the backs of many of Eva Günther’s wall figures from the 1950s to the 1980s, you’ll find prices written in pencil—often with unusual amounts ending in 5 or 10 Pfennig. Since these figures were made in the GDR, the currency was GDR-Mark. For example, I’ve seen a finely drawn Frog Prince princess priced at 3.95 Mark, and a striding Little Red Riding Hood also for 3.95 Mark—later released in a simplified version for 4.05 Mark. I assume that the figures priced around 4 Mark date from the 1950s. The Little GDR Sandman („Sandmännchen“) wasn’t introduced until 1959, which makes the Sandman figures easier to date. My inflation theory applies as well: I know a Sandman, a Schnatterinchen, and a Pittiplatsch, each priced at 5.45 Mark, which I would attribute to the 1960s. (Buch/25)

1940er Weha-Kunst: Jahrhundertmitte Hänsel und Gretel mit Hauben-Hexe, Handbemalt, 21 + 23 cm, Märchen-Holzbilder 🇬🇧 1940s Weha-Kunst: Midcentury Hansel and Gretel with Bonneted Witch, Hand-painted, 21 + 23 cm, German Wall Figures

WEHA, ÜBERSICHT: „Weha“ steht für WEerkstätten HAupt. Diese Kunstgewerbe-Manufaktur wurde 1946, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, offiziell angemeldet. Dresden war zerstört, und der Architekt Fritz Haupt (Geburtsjahr 1913) konnte nicht mehr an seiner Hochschule unterrichten. So gründete er Weha-Kunst, später in Dippoldiswalde (Erzgebirge) ansässig. Weha ist berühmt für die kleinen Blumenkinder, aber es entstanden auch Märchen-Holzbilder. Die ersten Wandfiguren waren noch komplett handbemalt. Später ging man zum Siebdruck über. Einige der sehr frühen Märchen-Holzbilder entstanden eventuell auch schon vor der offiziellen Anmeldung 1946: Sie sollten in einem Kolonialwarenladen im zweiten Weltkrieg verkauft worden sein. Weiß jemand vielleicht mehr darüber? In der DDR war Weha enteignet worden. Der nach dem Mauerfall wiederaufgenommene Betrieb wurde im Frühling 2022 schließlich eingestellt.

🇬🇧 WEHA, OVERVIEW: “Weha” stands for WEerkstätten HAupt. Mr Fritz Haupt (born 1913) was an architect who had lost his job after the Second World War. He had worked at a Dresden University that was destroyed during the war. So he founded his famous workshop in Dippoldiswalde in the Ore Mountains, in 1946. Weha is most famous for their tiny flower girl figures, but they also produced German Wall Figures. The first wood plaques had still been hand-painted; later they switched to screen-printing. In the years that followed the workshop belonged to the communist GDR for several decades. Later the family got the rights of their company back but the business was finally closed down in 2022. (Buch/25)

1950er Edelholz Freiberg: Sich verbeugender grauer Gestiefelter Kater in Mittelalter-Kleidung, DDR, 20×18 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Edelholz Freiberg: Bowing Gray Puss in Boots in Medieval Clothing, GDR, 20×18 cm, German Wall Figure

DDR, VEBs: Die Deutsche Demokratische Republik (1949–1990) hat einige, aber nicht alle Hersteller von Märchen-Holzbildern in VEBs (Volkseigene Betriebe) umgewandelt oder ihnen einen solchen zugeordnet. Besonders betroffen waren die beiden großen Hersteller Edelholz Freiberg und Kurt Süß: Aus ihnen wurden der „VEB Kunstgewerbe Werkstätten Olbernhau“ und der „VEB Kunstgewerbliche Holzverarbeitung Meißen“, letzterer später umbenannt in „VEB Holzkunst Dresden BT. III Meißen“. Die Abkürzung BT steht dabei für Betriebsteil.

🇬🇧 GDR, VEBs: The Communist German Democratic Republic (1949–1990) transformed some, but not all, private producers of Wall Figures into VEBs (state-owned enterprises). This applied especially to the two major producers Edelholz Freiberg and Kurt Süß. They were renamed as follows: “VEB Kunstgewerbe Werkstätten Olbernhau” and also “VEB Kunstgewerbliche Holzverarbeitung Meißen,” which was later changed to “VEB Holzkunst Dresden BT. III Meißen.” The abbreviation BT stands for “Betriebsteil” (plant section). (Buch/25)

1950er Münchner-Kunst: Kleines Tannen-Sterntaler auf blauem Herzsockel, 17 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Münchner-Kunst: Small Pine Tree Star Money Girl on Blue Heart Base, 17 cm, German Wall Figure

MÜNCHNER, HERZ-SOCKEL: Die Märchen-Holzbilder der Manufaktur „Münchner-Kunst“ wurden um die Mitte des letzten Jahrhunderts herum produziert. Das auffälligste Kennzeichen war wohl der Herz-Sockel, den die Figuren ab den 1950er-Jahren bekamen: Die Figuren stehen auf roten, blauen oder gelben Herzen. Nur Hänsel und Gretel bekamen einen braunen Sockel.

🇬🇧 MUENCHNER, HEART BASE: The German Wall Figures by the manufacturer Münchner-Kunst were produced around the middle of the last century. The most striking feature is the (rather late) heart base: Many wood plaques are standing on a red, blue, or yellow heart. Only Hansel and Gretel got a brown heart–a gingerbread heart. (Buch/25)

1960er Münchner-Kunst: Sehr bespieltes großes Rotkäppchen auf blauem Herz-Sockel, 26 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Münchner-Kunst: Very Played Large Little Red Riding Hood on Blue Heart Base, 26 cm, German Wall Figure

Viele Kratzer und Farbabrieb und kleine Dellen – diese Figur hatte wohl ein Kind gerne in der Hand! Kein Wunder, denn dieses Rotkäppchen ist auch haptisch besonders schön: Die Farben sind so großzügig dick und satt aufgetragen, dass man die Schichten mit dem Finger fühlen kann!

🇬🇧 Many scratches and paint wear and small dents – my guess is a child played with it, a lot! No wonder since this Little Red Riding Hood is a haptic beauty: The colors are lush, applied so thick you can feel the layers with your finger.

1950er Münchner-Kunst: Kleines Engelkopf-Paar mit Blumenkränzen, Handbemalt, 25–16 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Münchner-Kunst: Small Pair of Angel Heads with Flower Crowns, Hand-painted, 25–16 cm, German Wall Figure

ENGEL UND RELIGIÖSES: Religiöse Themen sind auf den historischen Märchen-Holzbildern kaum zu finden. Es gibt jedoch zwei Ausnahmen: Zum einen das Weihnachtsmotiv, insbesondere die Krippenszene von Bethlehem mit Maria, Josef und dem Jesuskind. Die zweite Ausnahme sind Engel – sie werden von vielen Menschen nicht zwingend mit Religion verbunden: Selbst viele Nicht-Religiöse schätzen Engel als geliebte Schutzsymbole.

🇬🇧 ANGELS AND RELIGIOUS MOTIFS: Religious themes are rarely found on historic German Wall Figures. But there are two exceptions: One is the subject of Christmas, especially the nativity scene with Mary, Joseph, and the baby Jesus in the manger. The second exception are angels, which many people do not necessarily associate with religion: Even non-religious people often cherish angels as beloved symbols of protection. (Buch/25)

1950er Münchner-Kunst: Sammlung von Mini-Figuren mit rosa Dornröschen, 12 cm, Märchen-Holzbilder 🇬🇧 1950s Münchner-Kunst: Collection of Mini Figures with Pink Sleeping Beauty, 12 cm, German Wall Figures

MÜNCHNER, MINI-FIGUREN: Die Münchner-Kunst hat um die Jahrhundertmitte herum eine Reihe von ungewöhnlich kleinen Wandfiguren hergestellt, die ich sonst nur von der Niedersachsen-Kunst kenne. Diese Figuren haben eine Höhe von ungefähr 12 cm, und ich meine damit nicht die kleinen Schneewittchen-Zwerge (die hatten sehr viele Hersteller), sondern tatsächlich kleine Mini-Figuren mit Märchenszenen. So gab es ein Dornröschen mit Rosenbusch, Spinnrad und Spindel, ein Hänsel und Gretel mit Hexe und ein sehr originelles Schneewittchen, auf dem tatsächlich auch alle sieben Zwerge untergebracht sind – teilweise lugen nur die Zipfelmützen hervor.

🇬🇧 MUENCHNER, MINI FIGURES: The Münchner-Kunst produced a series of unusually small wall figures around the middle of the last century, that I have otherwise only seen from Niedersachsen-Kunst. These figures are about 12 cm tall, and I don’t mean the small Snow White dwarfs (which were made by many producers), but actual miniature fairy tale figures. Examples include: a Sleeping Beauty with rose bush, spinning wheel and spindle; a Hansel and Gretel with the witch – and a very original Snow White that manages to include all seven dwarfs, some of them only visible by their pointed caps. (Buch/25)