1960er Mertens-Kunst: Garstiger Zwerg von Schneeweißchen und Rosenrot mit eingeklemmtem Bart, Glanzdruckversion, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Grumpy Dwarf from Snow-White and Rose-Red with Trapped Beard, Glossy Print Version, 22 cm, German Wall Figure

WIE HEISSEN DIE DENN JETZT? Die Märchen-Holzbilder aus dem letzten Jahrhundert haben viele Namen; so viele, dass sie eigentlich keinen haben. Ich habe den Genre-Namen „Märchen-Holzbilder“ geprägt, denn es sind Bilder aus Holz, meist mit klassischem Märchenmotiv. Mein englischer Genre-Name beschreibt die zusätzlichen Eigenschaften der „German Wall Figures“: Sie stammen zu 99 % aus Deutschland und sind Figuren, die man an die Wand hängt. Selbst die Hersteller hatten damals unterschiedliche Bezeichnungen für die Figuren. Sie nannten sie damals „Wandfiguren“ (Mertens), „Märchenfiguren“ (Heller), „Märchen-Wandfriese“ (Ravi) oder auch „Kinder-Wandbilder“ (Münchner).

🇬🇧 WHAT ARE THEY CALLED, NOW? The German Wall Figures from the last century have many names—so many that they basically have none. I coined two genre names: The German one is “Märchen-Holzbilder”, which translates to fairy tale wood pictures. The English genre name describes their other key features: “German Wall Figures.” 99% of them (millions, actually) were made in Germany and meant to be hung on the wall. Even the manufacturers used different terms back then: “Wandfiguren” (Mertens), “Märchenfiguren” (Heller), “Märchen-Wandfriese” (Ravi), or “Kinder-Wandbilder” (Münchner). (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: „Ständchen“-Zwerg mit singendem Vogel, gelbe Variante, Siebdruck, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: “Serenade” Dwarf with Singing Bird, Yellow Version, Screen-printed, 22 cm, German Wall Figure

BLICKRICHTUNG: Ich wurde einmal gefragt, ob die meisten Märchen-Holzbilder aus dem letzten Jahrhundert eher nach rechts oder nach links schauen. Beim Scrollen durch meine umfangreiche Holzbilder-Fotobücherei (rund 20 000 Fotos) kam ich zu folgendem Ergebnis: Beide Blickrichtungen sind etwa gleich häufig vertreten. Was mir beim Scrollen außerdem auffiel: Die allermeisten Wandfiguren wurden im Profil gezeichnet. Es gibt verhältnismäßig wenige Figuren, die einen mit beiden Augen anschauen. Umgekehrt ist es bei den Hampelmännern, die von den meisten Herstellern von Märchen-Holzbildern ebenfalls produziert wurden: Dort sind in der Regel beide Augen sichtbar, und die Profilansicht ist eher die Ausnahme.

🇬🇧 FACING RIGHT OR LEFT? I was once asked whether the German Wall Figures from the last century tend to face right or left. While scrolling through my extensive photo library of wood plaques (around 20,000 photos), I came to the following conclusion: Both directions are about equally represented. What also struck me while scrolling: The vast majority of the wood pictures are drawn in profile. There are relatively few figures that look at you with both eyes. The opposite is true for the jumping jacks, which were also produced by most manufacturers of German Wall Figures – There, both eyes are usually visible, and profile views are rather the exception. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Rosa Mohnblumen-Schneewittchen mit Tiara, Siebdruck, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Pink Poppy Snow White with Tiara, Screen-printed, 20 cm, German Wall Figure

MERTENS, SCHNEEWITTCHEN: Eines der frühesten Mertens-Schneewittchen ist das sehr schlichte gelbe Apfel-Schneewittchen, ohne Krone und mit einem grünen Zwerg im kurzen Kleidchen aus den 1930er-Jahren. Danach kam das weiße Art Deco-Schneewittchen mit Babybauch, knielangem Zopf und dem Gratulations-Zwerg mit Blumen und langen Hosen. Die Figur war sehr beliebt und wurde in den 1930er- und 1940er-Jahren tausendfach produziert. Dann gab es kurzzeitig ein mageres kleines Schneewittchen in kräftigem Gelb mit einer kleinen Prinzessinnenkrone. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte die zwanzigjährige Phase mit den weiß-gelben (mehr weiß als gelb) Schneewittchen in vielen Varianten. Später folgten unter anderem das hellblaue Ballkleid-Schneewittchen und das lila-weiße Schneewittchen mit Hochfrisur. Das letzte Mertens-Schneewittchen in durchschnittlicher Größe war das weiß-rosa Mohnblumen-Schneewittchen von 1979. Danach folgte nur noch das sehr ungewöhnliche Schneewittchen von 1984 in einer riesigen Sondergröße (40 cm) mit Apfel und T-Shirt.

🇬🇧 MERTENS, SNOW WHITES: One of the earliest Mertens Snow Whites figures was the simple (crownless) yellow apple Snow White with the green dwarf in a short hoodie dress from the 1930s. Next came the white Art Deco Snow White with a baby bump, knee-length braid, and the congratulatory flower dwarf in long trousers. This figure was very popular and was produced in the 1930s and 1940s. Then there was a short phase with a skinny little Snow White in bright yellow with a small princess crown. After the Second World War followed a 20-year phase of white-and-yellow (more white than yellow) Snow Whites in many variations. Later came, among others, the light blue ballgown Snow White and the white-and-purple Snow White with the very tall beehive hair. The last regular-sized Mertens Snow White was the white-and-pink poppy Snow White from 1979. The very last Mertens Snow White from 1984 was a huge 40 cm figure with an apple and a T-shirt. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Schlafender oranger „Zaungäste“-Zwerg mit blauen Vögeln, Siebdruck, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Sleeping Orange “Fence Guests” Dwarf with Blue Birds, Screen-printed, 20 cm, German Wall Figure

ÄRA: Die Ära der Märchen-Holzbilder dauerte von den 1920er- bis zu den 1980er-Jahren. Vor allem in Deutschland wurden Millionen dieser Kinder-Wandfiguren hergestellt, aber auch im Ausland – besonders in den Niederlanden. Zu den großen deutschen Manufakturen gehörten vor allem Hellerkunst, Mertens-Kunst, Ravi-Kunst, Grossmann Reit im Winkl, Original Bergischer Engel, die Münchner-Kunst und viele mehr. Insgesamt – inklusive der vielen kleinen, inzwischen vergessenen Manufakturen – gab es in Deutschland wohl mehrere Hundert. Und natürlich entstanden auch zahlreiche Laubsägearbeiten, die zu Hause als Hobbyarbeit gefertigt wurden. Meist griff man dabei auf Vorlagen zurück, von denen es im letzten Jahrhundert eine große Auswahl gab.

🇬🇧 ABOUT THE ERA: The era of German Wall Figures lasted from the 1920s to the 1980s. In Germany, millions of these children’s wood pictures were produced, but also in other countries–especially the Netherlands. Large German manufacturers were Hellerkunst, Mertens-Kunst, Ravi-Kunst, Grossmann Reit im Winkl, Original Bergischer Engel, Münchner-Kunst, and many more. In total–including the many small, now-forgotten manufacturers–there were probably several hundred in Germany. And of course, there were also countless hobby craft items made at home, most often based on templates, which were widely available throughout the last century. (9/5)

1950er Mertens-Kunst: Schüchterner kleiner Hänsel mit verstecktem Lebkuchen, Siebdruck, 19 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Shy Little Hansel with Hidden Gingerbread Cookie, Screen-printed, 19 cm, German Wall Figure

MERTENS, HÄNSEL UND GRETEL: Bisher kenne ich rund fünfundzwanzig verschiedene Hänsel-und-Gretel-Figuren von Alfred Mertens – die Hexen mitgezählt. Die Figuren wurden so gestaltet, dass die beiden Kinder in Not zusammen auf einer Figur erscheinen und die Hexe eine Einzelfigur war. Man musste also immer zwei Figuren kaufen, um das Märchen komplett zu haben. Wie immer bei Mertens-Kunst ging man mit der Mode: So trug eine Gretel aus den 1940er-Jahren ein schwarzes Mieder, auf dem die Schnürung angedeutet war. Wer hätte gedacht, dass diese „altmodischen“ Mieder in den 2020er-Jahren tatsächlich wieder modern wurden?

🇬🇧 MERTENS, HANSEL AND GRETEL: I’ve known roughly 25 different Hansel and Gretel figures by Alfred Mertens so far, including the witches. Most of the figures were designed so that the two children in distress appear together on one figure, while the witch was always a separate piece. So you had to buy two figures to have the complete fairy tale. As always with Mertens-Kunst, they followed fashion: for example, one Gretel from the 1940s wore a black bodice with decorative lacing. Who would have thought that these “old-fashioned” corsets would actually become fashionable again in the 2020s? (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Rote Froschkönig-Prinzessin mit gelbem Unterkleid und Tiara, Siebdruck, 21 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Red Frog Prince Princess with Yellow Underdress and Tiara, Screen-printed, 21 cm, German Wall Figure

MERTENS, FROSCHKÖNIG: Ich kenne inzwischen mehr als fünfzehn verschiedene Märchen-Holzbilder mit dem Froschkönig von Alfred Mertens. Drei möchte ich besonders hervorheben: Die älteste Frosch-Prinzessin stammt aus den 1930er-Jahren, ist schmal, gelb gekleidet, trägt eine breite Krone und besitzt noch keinen Titelstempel auf der Rückseite. Aus den späten 1930ern stammt die prachtvollste Version – türkis, mit Wasserfall-Haaren und einem weit ausgestellten Rock, ganz im Stil der Brünhild-Schlötter-Märchenkinder. Der allerletzte Mertens-Froschkönig wurde 1985 hergestellt, mit einer Strubbelhaar-Prinzessin.

🇬🇧 MERTENS, FROG PRINCE: I’ve seen more than 15 different German Wall Figures by Alfred Mertens featuring the Frog Prince—always shown with the princess. In German, the Brothers Grimm fairy tale is called “Froschkönig,” which translates literally to “Frog King” instead of “Frog Prince”. I’d like to highlight three specific versions: The oldest princess, from the 1930s, is slim, yellow-dressed, with a wide crown—and no title stamp on the back. The most exquisite one, from the late 1930s (also produced in the 1940s), has waterfall hair and a wide turquoise dress—ethereal and elegant. The last version, from 1985, has tousled hair and a distinctly modern look. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Breitformatiges Rotkäppchen mit fliegenden Zöpfen und Wolf, Siebdruck, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Wide-format Little Red Riding Hood with Flying Braids and Wolf, Screen-printed, 20 cm, German Wall Figure

ÄRA: Die Ära der Märchen-Holzbilder dauerte von den 1920er- bis zu den 1980er-Jahren. Vor allem in Deutschland wurden Millionen dieser Kinder-Wandfiguren hergestellt, aber auch im Ausland – besonders in den Niederlanden. Zu den großen deutschen Manufakturen gehörten vor allem Hellerkunst, Mertens-Kunst, Ravi-Kunst, Grossmann Reit im Winkl, Original Bergischer Engel, die Münchner-Kunst und viele mehr. Insgesamt – inklusive der vielen kleinen, inzwischen vergessenen Manufakturen – gab es in Deutschland wohl mehrere Hundert. Und natürlich entstanden auch zahlreiche Laubsägearbeiten, die zu Hause als Hobbyarbeit gefertigt wurden. Meist griff man dabei auf Vorlagen zurück, von denen es im letzten Jahrhundert eine große Auswahl gab.

🇬🇧 ABOUT THE ERA: The era of German Wall Figures lasted from the 1920s to the 1980s. In Germany, millions of these children’s wood pictures were produced, but also in other countries–especially the Netherlands. Large German manufacturers were Hellerkunst, Mertens-Kunst, Ravi-Kunst, Grossmann Reit im Winkl, Original Bergischer Engel, Münchner-Kunst, and many more. In total–including the many small, now-forgotten manufacturers–there were probably several hundred in Germany. And of course, there were also countless hobby craft items made at home, most often based on templates, which were widely available throughout the last century. (9/5)

1950er Mertens-Kunst: Hellblaues „Frühling“-Mädchen mit gelber Tulpe, Siebdruck, 19 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Light Blue “Spring” Girl with Yellow Tulip, Screen-printed, 19 cm, German Wall Figure

JAHRESZEITEN-SERIEN: Viele Manufakturen haben im letzten Jahrhundert Märchen-Holzbilder zu den vier Jahreszeiten hergestellt. Es waren meist Mädchen und Jungen, die die Kinderkleidung zeigten, die damals gerade in Mode war. Die alten Mädchenkleider der Dreißigerjahre zum Beispiel hatten andere Farben und Schnitte als die Kleider der Siebziger! Von Heller gab es auch eine Jahreszeiten-Reihe mit Zwergen. Dazu gehören folgende Figuren, die alle laufend dargestellt werden: Frühlings-Zwerg mit Tulpe, Sommer-Zwerg mit Rechen, Herbst-Zwerg mit Apfelkiepe und Winter-Zwerg als Sternträger.

🇬🇧 SEASONS SERIES: Many of the old manufacturers produced German Wall Figures that belonged to the four seasons. In most cases those were cute girls and boys sporting the children’s fashion of their decade. Compare for example the girls’ dresses on the wood plaques of the Thirties to those of the Seventies: very different in style and color! Heller also designed a seasons series with dwarfs, all of them walking: spring dwarf with tulip, summer dwarf with rake, autumn dwarf with apple basket and winter dwarf as a star bearer (Sternträger/Sternsinger). (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Weißer Gestiefelter Kater mit roter Weste, Siebdruck, 23 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: White Puss in Boots with Red Vest, Screen-printed, 23 cm, German Wall Figure

MERTENS, GESTIEFELTER KATER: Ich kenne bisher lediglich vier verschiedene Märchen-Holzbilder, die Alfred Mertens von dem Gestiefelten Kater gemacht hat. Die älteste Figur ist weiß und nackt mit einem Gewehr; dann folgen ein weißer Kater mit einer roten Weste, ein weiß-grauer Kater mit offenem Cape und der schwarz-weiße Kater mit großen Augen.

🇬🇧 MERTENS, PUSS IN BOOTS: I have seen four different German Wall Figures of the Puss in Boots motif by Alfred Mertens so far. The oldest figure is white and naked with a rifle; then came white with a red vest, white-grey with an open cape, and white-black with cheerful large eyes. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Weißgelbes kleines Schneewittchen auf braunem Sockel, Siebdruck, 19 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Small White and Yellow Snow White on Brown Base, Screen-printed, 19 cm, German Wall Figure

BLICKRICHTUNG: Ich wurde einmal gefragt, ob die meisten Märchen-Holzbilder aus dem letzten Jahrhundert eher nach rechts oder nach links schauen. Beim Scrollen durch meine umfangreiche Holzbilder-Fotobücherei (rund 20 000 Fotos) kam ich zu folgendem Ergebnis: Beide Blickrichtungen sind etwa gleich häufig vertreten. Was mir beim Scrollen außerdem auffiel: Die allermeisten Wandfiguren wurden im Profil gezeichnet. Es gibt verhältnismäßig wenige Figuren, die einen mit beiden Augen anschauen. Umgekehrt ist es bei den Hampelmännern, die von den meisten Herstellern von Märchen-Holzbildern ebenfalls produziert wurden: Dort sind in der Regel beide Augen sichtbar, und die Profilansicht ist eher die Ausnahme.

🇬🇧 FACING RIGHT OR LEFT? I was once asked whether the German Wall Figures from the last century tend to face right or left. While scrolling through my extensive photo library of wood plaques (around 20,000 photos), I came to the following conclusion: Both directions are about equally represented. What also struck me while scrolling: The vast majority of the wood pictures are drawn in profile. There are relatively few figures that look at you with both eyes. The opposite is true for the jumping jacks, which were also produced by most manufacturers of German Wall Figures – There, both eyes are usually visible, and profile views are rather the exception. (Buch/25)