1960er Mertens-Kunst: Lockende böse Hexe mit spitzer weißer Rüschenhaube, Siebdruck, 22 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Luring Evil Witch with Pointed White Ruffled Bonnet, Screen-printed, 22 cm German Wall Figure

MERTENS, HÄNSEL UND GRETEL: Bisher kenne ich rund fünfundzwanzig verschiedene Hänsel-und-Gretel-Figuren von Alfred Mertens – die Hexen mitgezählt. Die Figuren wurden so gestaltet, dass die beiden Kinder in Not zusammen auf einer Figur erscheinen und die Hexe eine Einzelfigur war. Man musste also immer zwei Figuren kaufen, um das Märchen komplett zu haben. Wie immer bei Mertens-Kunst ging man mit der Mode: So trug eine Gretel aus den 1940er-Jahren ein schwarzes Mieder, auf dem die Schnürung angedeutet war. Wer hätte gedacht, dass diese „altmodischen“ Mieder in den 2020er-Jahren tatsächlich wieder modern wurden?

🇬🇧 MERTENS, HANSEL AND GRETEL: I’ve known roughly 25 different Hansel and Gretel figures by Alfred Mertens so far, including the witches. Most of the figures were designed so that the two children in distress appear together on one figure, while the witch was always a separate piece. So you had to buy two figures to have the complete fairy tale. As always with Mertens-Kunst, they followed fashion: for example, one Gretel from the 1940s wore a black bodice with decorative lacing. Who would have thought that these “old-fashioned” corsets would actually become fashionable again in the 2020s? (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Orange-gelber Zwerg mit Rehkitz und großen Augen, Siebdruck, 24 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Orange-Yellow Dwarf with Fawn and Big Eyes, Screen-printed, 24 cm German Wall Figure

ZWERGE MIT TIEREN: Die Kombination von einem Zwerg und einem niedlichen Tier war auf den alten Märchen-Holzbildern sehr beliebt. Alfred Mertens zum Beispiel hatte gleich mehrere Wichtel-Serien mit Tieren: Zwerg mit Reh, mit Fuchs, mit Maus, mit Schmetterling, mit Eichhörnchen oder mit Vogel. Auch Grossmann, der Zwergen-Experte, kombinierte viele seiner Wichtel mit Tieren, zum Beispiel das frühe, noch ganz handbemalte Holzbild mit dem Pfötchen gebenden Fuchs. Beim Vorlagen-Hersteller Graupner waren Motive wie zum Beispiel „Beim Walddoktor“ und „Der Vogeldoktor“ sehr beliebt, wo ein Zwerg die Tiere liebevoll versorgt: Er verbindet das Bein eines Rehs oder gibt einem erkälteten Vogel mit einem Löffel Medizin.

🇬🇧 DWARFS WITH ANIMALS: The combination of gnome and animal on German Wall Figures was very popular back then. Alfred Mertens, for example, had several series with this combination: Dwarf with Doe, Dwarf with Fox, Dwarf with Mouse, Dwarf with Butterfly, Dwarf with Squirrel, or Dwarf with Bird. Grossmann, the dwarf expert, also combined many of their gnomes with animals. For example, there is a cute mid-century figure of a fox giving paw. The template producer Johannes Graupner/Graubele had some pretty motifs in store, too: “At the Forest Doctor’s” shows a dwarf fixing a doe’s injured knee, and “The Bird Doctor” has a dwarf spoon-feeding medicine to a bird with a cold. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Frau Holle mit Wolkensockel und Punktekopftuch, Siebdruck, 22 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Mother Holle with Cloud Base and Polka-Dot Headscarf, Screen-printed, 22 cm German Wall Figure

FRAU HOLLE: Es gibt zwei unterschiedliche Versionen von diesem Märchen. Bei den Brüdern Grimm hat Frau Holle erschreckend große Zähne, und die Mädchen bleiben namenlos. Bei Ludwig Bechstein hingegen ist „Frau Holle“ ein Mann, und die Mädchen heißen Goldmarie und Pechmarie. Trotzdem scheint es jeder zu verstehen, wenn von „Frau Holles Goldmarie“ die Rede ist. Frau Holle, Goldmarie und Pechmarie sind sehr beliebte Motive auf den alten Märchen-Holzbildern aus dem letzten Jahrhundert. Ich kenne sie zum Beispiel von Mertens, Ravi und Original Bergischer Engel.

🇬🇧 MOTHER HOLLE: There are two very different versions of this fairy tale. In the Brothers Grimm version, Mother Holle/Hulda has enormous, frightening teeth, and the girls remain unnamed. In Ludwig Bechstein’s version, “Mother Holle” is a man, and the girls are called Goldmarie (Golden Mary) and Pechmarie (Pitch Mary). However, everyone understands the phrase “Mother Holle’s Golden Mary” — at least if they know the story. Mother Holle, Golden Mary, and Pitch Mary are very popular motifs on German Wall Figures of the last century. I’ve seen them, for example, from Mertens, Ravi, and Original Bergischer Engel. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Niedliches Sockel-Rotkäppchen mit Schnallenweste, Siebdruck, 22 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Cute Little Red Riding Hood with Base and Buckled Vest, Screen-printed, 22 cm German Wall Figure

WIE HEISSEN DIE DENN JETZT? Die Märchen-Holzbilder aus dem letzten Jahrhundert haben viele Namen; so viele, dass sie eigentlich keinen haben. Ich habe den Genre-Namen „Märchen-Holzbilder“ geprägt, denn es sind Bilder aus Holz, meist mit klassischem Märchenmotiv. Mein englischer Genre-Name beschreibt die zusätzlichen Eigenschaften der „German Wall Figures“: Sie stammen zu 99 % aus Deutschland und sind Figuren, die man an die Wand hängt. Selbst die Hersteller hatten damals unterschiedliche Bezeichnungen für die Figuren. Sie nannten sie damals „Wandfiguren“ (Mertens), „Märchenfiguren“ (Heller), „Märchen-Wandfriese“ (Ravi) oder auch „Kinder-Wandbilder“ (Münchner).

🇬🇧 WHAT ARE THEY CALLED, NOW? The German Wall Figures from the last century have many names—so many that they basically have none. I coined two genre names: The German one is “Märchen-Holzbilder”, which translates to fairy tale wood pictures. The English genre name describes their other key features: “German Wall Figures.” 99% of them (millions, actually) were made in Germany and meant to be hung on the wall. Even the manufacturers used different terms back then: “Wandfiguren” (Mertens), “Märchenfiguren” (Heller), “Märchen-Wandfriese” (Ravi), or “Kinder-Wandbilder” (Münchner). (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Blaues Schneewittchen im psychedelischen Kleid, Siebdruck, 21×17 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Blue Snow White in Psychedelic Dress, Screen-printed, 21×17 cm German Wall Figure

MERTENS, UTE MERTENS: Ute Mertens, die Tochter von Alfred Mertens, ist bisher die einzige Künstlerin von Mertens-Kunst, von der ich den Namen weiß. Ihr Name steht auf Zehntausenden von Mertens-Wandfiguren der 1960er- bis 1980er-Jahre. Eventuell hat Ute Mertens auch schon in den 1950er-Jahren die Entwürfe gezeichnet. Leider weiß ich nichts über die frühen Künstler und Künstlerinnen, die vor Ute Mertens für das Design der Figuren verantwortlich waren – vor allem in den 1930er- und 1940er-Jahren, als die Mertens-Figuren noch ganz anders gezeichnet worden sind. Kann jemand helfen? Bitte schreiben Sie mir!

🇬🇧 MERTENS, UTE MERTENS: Ute Mertens, the daughter of Alfred Mertens, is the only Mertens-Kunst artist whose name I’ve known so far. Her name appears on tens of thousands of Mertens wall figures from the 1960s to the 1980s. She may have already been designing the Mertens wood plaques in the 1950s. Unfortunately, I don’t know anything about the earlier artists who created the designs before Ute Mertens—especially in the 1930s and 1940s, when the figures had a very different style. Can anyone help? Please get in touch! (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Sitzender kleiner glücklicher blauer Vogel-Zwerg, Siebdruck, 13 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Seated Small Happy Blue Bird Dwarf, Screen-printed, 13 cm German Wall Figure

MERTENS, SCHNEEWITTCHEN-ZWERGE: Mertens-Kunst hat viele kleine Zwerge hergestellt, die das Schneewittchen ergänzen sollten. Es gibt verschiedene Serien dieser Märchen-Holzbilder, von denen die Zwerge mit den kleinen braunen Sockeln wohl die höchsten Auflagen hatten. Diese haben alle noch einen kleinen Handstempel auf der Rückseite. Folgende Motive gehören zu den Nummern: 21/1: Grün mit Fliegenpilzen, 21/2: Rot mit Marienkäfer, 21/3: Blau mit Stein, 21/4: Blau mit Vogel, 21/5: Rot mit Blume, 21/6: Gelb mit Stock.

🇬🇧 MERTENS, SNOW WHITE DWARFS: Mertens-Kunst produced many small dwarfs to accompany the Snow White figure. To complete the famous set, you needed seven dwarfs: The Mertens Snow White figure already included one dwarf, so six additional ones were required. There were several different series of these small dwarfs, the most known being the version with the little brown base—all of those have a hand stamp on the back. Here are the numbers and motifs: 21/1: Green with Fly Agaric Mushrooms, 21/2: Red with Ladybug, 21/3: Blue with Stone, 21/4: Blue with Bird, 21/5: Red with Flower, 21/6: Yellow with Walking Stick (translated). (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Rumpelstilzchen mit spitzem lila Hut und Streifenpulli, Siebdruck, 22 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Rumpelstiltskin with Pointed Purple Hat and Striped Sweater, Screen-printed, 22 cm German Wall Figure

RUMPELSTILZCHEN: Die allermeisten Rumpelstilzchen-Holzbilder aus dem 20. Jahrhundert zeigen es mit dem berühmten Lagerfeuer. Der böse Brüder-Grimm-Gnom tanzt darum herum, schmiedet Pläne und ist voller Vorfreude. Aber es gibt Ausnahmen: Da sehen wir auch die (oft weinende) Müllerstochter zum Beispiel mit dem Stroh, das sie zu Gold spinnen soll. Und neben ihr das Rumpelstilzchen, das seine Hilfe anbietet und jedes Mal sinngemäß wissen will – „Was kriege ich dafür?“ Mein Favorit unter den Rumpelstilzchen ist die Art Deco Mertens-Figur aus den 1930er Jahren, wo das Rumpelstilzchen wie eine große Elfe aussieht, mit grünem kurzen Hoodie und nackten Beinen.

🇬🇧 RUMPELSTILTSKIN: Most of the Rumpelstiltskins on the German Wall Figures of the last century are shown with his famous campfire. The evil Brothers Grimm’s gnome is dancing around it, making plans and looking forward to the promised gift. But there are exceptions: I know wood pictures where we also see the (often crying) miller’s daughter for example with all the straw she’s supposed to spin to gold. Next to her we see Rumpelstiltskin (or Rumplestitskin or Rumple) offering his help. And always asking: “What’s in it for me?” My favorite is the antique Mertens Rumpelstiltskin wood plaque from the 1930s where he looks like a large fairy, with his short green hoodie and naked legs. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Gelb-oranger Zwerg mit großen Augen und Hasen-Hecke, Siebdruck, 23 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Yellow-Orange Dwarf with Big Eyes and Bunny Hedge, Screen-printed, 23 cm German Wall Figure

ZWERGE MIT TIEREN: Die Kombination von einem Zwerg und einem niedlichen Tier war auf den alten Märchen-Holzbildern sehr beliebt. Alfred Mertens zum Beispiel hatte gleich mehrere Wichtel-Serien mit Tieren: Zwerg mit Reh, mit Fuchs, mit Maus, mit Schmetterling, mit Eichhörnchen oder mit Vogel. Auch Grossmann, der Zwergen-Experte, kombinierte viele seiner Wichtel mit Tieren, zum Beispiel das frühe, noch ganz handbemalte Holzbild mit dem Pfötchen gebenden Fuchs. Beim Vorlagen-Hersteller Graupner waren Motive wie zum Beispiel „Beim Walddoktor“ und „Der Vogeldoktor“ sehr beliebt, wo ein Zwerg die Tiere liebevoll versorgt: Er verbindet das Bein eines Rehs oder gibt einem erkälteten Vogel mit einem Löffel Medizin.

🇬🇧 DWARFS WITH ANIMALS: The combination of gnome and animal on German Wall Figures was very popular back then. Alfred Mertens, for example, had several series with this combination: Dwarf with Doe, Dwarf with Fox, Dwarf with Mouse, Dwarf with Butterfly, Dwarf with Squirrel, or Dwarf with Bird. Grossmann, the dwarf expert, also combined many of their gnomes with animals. For example, there is a cute mid-century figure of a fox giving paw. The template producer Johannes Graupner/Graubele had some pretty motifs in store, too: “At the Forest Doctor’s” shows a dwarf fixing a doe’s injured knee, and “The Bird Doctor” has a dwarf spoon-feeding medicine to a bird with a cold. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Niedlicher Zwerg mit großen Augen und lächelndem Schmetterling, Siebdruck, 24 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Cute Dwarf with Big Eyes and Smiling Butterfly, Screen-printed, 24 cm German Wall Figure

MERTENS, ZWERGE: Die Zwerge gehörten von Anfang an, also schon in den 1930er-Jahren, zu den Standardmotiven von Alfred Mertens, wie zum Beispiel der „Gnom mit Ziehharmonika“ mit den (unten wirklich sehr weiten) Schlaghosen und in der großen Variante sogar mit einem niedlichen Küken dazu. In den 1950er-Jahren wurde diese Figur komplett überarbeitet, so dass nun ein kleinerer, oranger und auf einem Baumstamm sitzender Zwerg mit Vogel als „Gnom mit Ziehharmonika“ (Akkordeon) bezeichnet wurde – wiederum mit der Herstellernummer 95, aber in diesem Fall „C 95“. Das „C“ bezieht sich eventuell auf die dritte Version, denn vielleicht wurde die oben erwähnte große Variante im Nachhinein als zweite Version gerechnet. Ähnlich erging es auch den anderen Mertens-Wandfiguren mit Zwergenmotiv: Sie wandelten sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, bis in die 1980er-Jahre hinein.

🇬🇧 MERTENS, DWARFS: From the very beginning, in the 1930s, dwarfs were part of Alfred Mertens’ standard motifs—such as the “Gnom mit Ziehharmonika” (Concertina Dwarf) with his bell-bottom pants and, in the larger version, with a cute yellow chick. In the 1950s, this figure was completely redesigned as a smaller, orange dwarf sitting on a tree trunk with a bird, but still called the “Concertina Dwarf.” It again had the manufacturer number 95, but in this case “C 95.” The “C” may refer to the third version, as the large variant might later have been counted as version two. This kind of evolution also applies to other dwarf-themed wood plaques by Mertens: They changed from decade to decade, all the way into the 1980s. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Sandmännchen mit Sternencape und ohne Sockel, Siebdruck, 20 cm Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Little Sandman with Star Cape and Without Base, Screen-printed, 20 cm German Wall Figure

OHNE SOCKEL: In den späteren Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts begannen die meisten großen Hersteller von Märchen-Holzbildern den (vorher meist braunen) Sockel am unteren Ende der Figuren einzusparen. Die Kunden wollten die Figuren einfach nur aufhängen, so dass die Aufsteck-Möglichkeit von früher nicht mehr nötig war: Es gab keine Dioramen mehr und keine der alten Kinder-Garderoben mit den eingeleimten dünnen Figuren.

🇬🇧 WITHOUT BASE: In the later decades of the last century most manufactures of German Wall Figures produced their wood pictures without the (formerly mostly brown) base. It had turned out that most people just wanted to hang the pictures, so that the inlaying option had become obsolete: The manufacturers did not produce dioramas anymore and none of the old coat racks with the glued in thin figures. (Buch/25)