1960er Mertens-Kunst: Peterchens Mondfahrt im Punkte-Schlafanzug mit Teddybär, Siebdruck, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Little Peter’s Journey to the Moon in Polka Dot Pajamas with Teddy Bear, Screen-printed, German Wall Figure

PETERCHENS MONDFAHRT: Dieses Märchen schrieb der Autor Gerdt von Bassewitz vor über hundert Jahren. Die tierliebenden Geschwister Peter und Anneliese reisen zum Mond, um dem Maikäfer Herr Sumsemann zu helfen, einen alten Fluch zu brechen und so endlich sein sechstes Beinchen zu bekommen. Peter nimmt seinen Hampelmann und Anneliese ihre Puppe mit auf die Reise. Die meisten Figuren zeigen nur Peter und den Mond. Eine der schönsten Einzelfiguren ist von Alfred Mertens aus den Vierzigerjahren: Peterchen mit Strampelanzug in einer großen Mondsichel.

🇬🇧 LITTLE PETER’S JOURNEY TO THE MOON: This fairy tale was written by Gerdt von Bassewitz. It’s now over a hundred years old. The animal-loving siblings Peter and Anneli are traveling to the moon to help maybug Mr. Sumsemann to undo a curse and get his missing sixth leg back. Little Peter takes his jumping jack toy along, and Anneli her doll. Most wood pictures only show Peter and the moon. The most beautiful single figure is from the forties, made by Alfred Mertens: „Peterchen“ in a romping suit, sitting in a half moon. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Hans im Glück mit winkendem Hut und Glücksklee am Ohr, Siebdruck, 21 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Hans in Luck with Waving Hat and Lucky Clover at Ear, Screen-printed, 21 cm, German Wall Figure

MERTENS, KLUGE RÜCKSEITEN: In den 1960er-Jahren bekamen die Märchen-Holzbilder von Alfred Mertens maschinenbedruckte Rückseiten: Name, Ort, Copyright-Jahr, Titel der Figur in drei Sprachen und jahrzehntelang „Made in Western Germany“. Das bedeutete, jede Figur war jederzeit schnell für den Export bereit und brauchte keinen zusätzlichen Auslandsstempel. Und jedes einzelne Wort war „international“ gewählt: „© 1972 by Alfred Mertens Pfullingen“ – kein unnötiges deutsches Wort dazwischen wie „Hersteller“, das man im Ausland nicht verstehen würde.

🇬🇧 MERTENS, CLEVER BACKS: From the 1960s on, the German Wall Figures by Alfred Mertens had machine-printed text on their backs: the manufacturer’s name and town, the copyright year, the figure’s title in German, English, and French, and for many years the phrase “Made in Western Germany.” This meant that each figure was instantly ready for export—no additional hand-stamp like those used by other producers for items shipped abroad. Every single word was chosen to be as internationally understandable as possible: for example, “© 1972 by Alfred Mertens Pfullingen.” No superfluous German words like Hersteller (producer); no confusing letters like Ä, Ö, or Ü. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst (?), Grossmann (?): Kleines auf Holz geklebtes Schneewittchen mit Rehkitz, 14 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Alfred Mertens (?): Small Snow White with Fawn Glued on Wood, 14 cm, German Wall Figure

ÄRA: Die Ära der Märchen-Holzbilder dauerte von den 1920er- bis zu den 1980er-Jahren. Vor allem in Deutschland wurden Millionen dieser Kinder-Wandfiguren hergestellt, aber auch im Ausland – besonders in den Niederlanden. Zu den großen deutschen Manufakturen gehörten vor allem Hellerkunst, Mertens-Kunst, Ravi-Kunst, Grossmann Reit im Winkl, Original Bergischer Engel, die Münchner-Kunst und viele mehr. Insgesamt – inklusive der vielen kleinen, inzwischen vergessenen Manufakturen – gab es in Deutschland wohl mehrere Hundert. Und natürlich entstanden auch zahlreiche Laubsägearbeiten, die zu Hause als Hobbyarbeit gefertigt wurden. Meist griff man dabei auf Vorlagen zurück, von denen es im letzten Jahrhundert eine große Auswahl gab.

🇬🇧 ABOUT THE ERA: The era of German Wall Figures lasted from the 1920s to the 1980s. In Germany, millions of these children’s wood pictures were produced, but also in other countries–especially the Netherlands. Large German manufacturers were Hellerkunst, Mertens-Kunst, Ravi-Kunst, Grossmann Reit im Winkl, Original Bergischer Engel, Münchner-Kunst, and many more. In total–including the many small, now-forgotten manufacturers–there were probably several hundred in Germany. And of course, there were also countless hobby craft items made at home, most often based on templates, which were widely available throughout the last century. (9/5)

1960er Mertens-Kunst: Steckenpferd-Junge mit Lasso, 23 cm, Plastikbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Hobby Horse Boy with Lasso, 23 cm, Plastic Picture

MERTENS, PLASTIKBILDER: Ende der Sechzigerjahre hat Mertens-Kunst – ähnlich wie Heller – mit Kunststoffmaterialien experimentiert. So erschienen etwa ein Dutzend verschiedene rechteckige kleine Bilder, die mehr oder weniger Plastikanteile hatten und heute selten sind. Manchmal wurde auch Holz (Pressholz) verarbeitet und nur der Rand mit Kunststoff beklebt, aber vorne war immer ein Papierbild aufgeklebt. Die Motive zeigten Große-Augen-Kinder in aktueller Mode mit Namen wie Peter und Susi oder stellten Brüder-Grimm-Märchen dar. Sie gehören zur Vintage-Epoche der Alfred-Mertens-Manufaktur, als bereits sein Sohn Reiner Mertens die Geschäfte übernommen hatte. Das Design der Motive stammt von Ute Mertens, der Tochter von Alfred Mertens, die zu dieser Zeit fast alle Entwürfe für Mertens gemacht hat.

🇬🇧 MERTENS, PLASTIC PICTURES: At the end of the 1960s, Mertens-Kunst—like Heller—experimented with synthetic materials. They produced around a dozen different, rather small rectangular pictures with varying amounts of plastic components. Sometimes pressed wood was used and only the edges were covered with plastic, but there was always a paper image glued to the front. These pictures are rare today. The motifs featured Big-Eyed Children dressed in current fashion with names like Peter and Susi, or they depicted Brothers Grimm fairy tales. These items belong to the vintage era of the Alfred Mertens company, when his son Reiner Mertens had already taken over the business side. The designs came from Ute Mertens, a daughter of Alfred Mertens, who at that time created nearly all Mertens-Kunst motifs. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Niedlicher kleiner Hans im Glück mit Ziernaht-Tunika, Siebdruck, 16 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Cute Small Hans in Luck with Decorative Seam Tunic, Screen-printed, 16 cm, German Wall Figure

OHNE SOCKEL: In den späteren Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts begannen die meisten großen Hersteller von Märchen-Holzbildern den (vorher meist braunen) Sockel am unteren Ende der Figuren einzusparen. Die Kunden wollten die Figuren einfach nur aufhängen, so dass die Aufsteck-Möglichkeit von früher nicht mehr nötig war: Es gab keine Dioramen mehr und keine der alten Kinder-Garderoben mit den eingeleimten dünnen Figuren.

🇬🇧 WITHOUT BASE: In the later decades of the last century most manufactures of German Wall Figures produced their wood pictures without the (formerly mostly brown) base. It had turned out that most people just wanted to hang the pictures, so that the inlaying option had become obsolete: The manufacturers did not produce dioramas anymore and none of the old coat racks with the glued in thin figures. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Oranger Zwerg mit großen Augen und gelbem Schmetterling, Siebdruck, 21 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Orange Dwarf with Big Eyes and Yellow Butterfly, Screen-printed, 21 cm, German Wall Figure

ZWERGE MIT TIEREN: Die Kombination von einem Zwerg und einem niedlichen Tier war auf den alten Märchen-Holzbildern sehr beliebt. Alfred Mertens zum Beispiel hatte gleich mehrere Wichtel-Serien mit Tieren: Zwerg mit Reh, mit Fuchs, mit Maus, mit Schmetterling, mit Eichhörnchen oder mit Vogel. Auch Grossmann, der Zwergen-Experte, kombinierte viele seiner Wichtel mit Tieren, zum Beispiel das frühe, noch ganz handbemalte Holzbild mit dem Pfötchen gebenden Fuchs. Beim Vorlagen-Hersteller Graupner waren Motive wie zum Beispiel „Beim Walddoktor“ und „Der Vogeldoktor“ sehr beliebt, wo ein Zwerg die Tiere liebevoll versorgt: Er verbindet das Bein eines Rehs oder gibt einem erkälteten Vogel mit einem Löffel Medizin.

🇬🇧 DWARFS WITH ANIMALS: The combination of gnome and animal on German Wall Figures was very popular back then. Alfred Mertens, for example, had several series with this combination: Dwarf with Doe, Dwarf with Fox, Dwarf with Mouse, Dwarf with Butterfly, Dwarf with Squirrel, or Dwarf with Bird. Grossmann, the dwarf expert, also combined many of their gnomes with animals. For example, there is a cute mid-century figure of a fox giving paw. The template producer Johannes Graupner/Graubele had some pretty motifs in store, too: “At the Forest Doctor’s” shows a dwarf fixing a doe’s injured knee, and “The Bird Doctor” has a dwarf spoon-feeding medicine to a bird with a cold. (Buch/25)

1980er Mertens-Kunst: Pastellfarbener Pierrot-Harlekin in Pastellfarben, Siebdruck, 26 cm, Hampelmann 🇬🇧 1980s Alfred Mertens: Pastel Pierrot Harlequin in Pastel Colors, Screen-printed, 26 cm, Jumping Jack

MERTENS, HAMPELMANN-COUP: Man muss zunächst wissen, dass Anfang der 1960er-Jahre immer noch der Hersteller „Original Bergischer Engel“ der Marktführer für Hampelmänner in Deutschland war. Dann passierten zwei Dinge gleichzeitig: Johanna Gruner-Witkop, die Besitzerin des Original Bergischer Engel, wollte ihren Betrieb aufgeben, und Alfred Mertens und sein Sohn Reiner Mertens wollten in das Hampelmann-Geschäft einsteigen. Frau Gruner-Witkop verkaufte also alle Rechte und Maschinen des Original Bergischer Engel mitsamt den wichtigen Produktionsgeheimnissen an Mertens. So kam es, dass die allergrößte Anzahl an verkauften Hampelmännern im letzten Jahrhundert tatsächlich von Mertens-Kunst stammt.

🇬🇧 MERTENS, JUMPING JACK COUP: To understand the importance of this, you first have to know that in the early 1960s the manufacturer Original Bergischer Engel was still the market leader for German jumping jack figures. Then two things happened at the same time: Johanna Gruner-Witkop, the owner of Original Bergischer Engel, decided to leave the business, and Alfred Mertens and his son Reiner Mertens wanted to enter the jumping jack market. Mrs. Gruner-Witkop sold all rights, machinery, and valuable production secrets of Original Bergischer Engel to Mertens. Looking back from the 2020s, it turns out that the largest number of jumping jack figures sold in the 20th century actually did come from Mertens-Kunst. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Liebevoller kleiner oranger Zwerg mit Marienkäfer, Siebdruck, 12 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Loving Small Orange Dwarf with Ladybug, Screen-printed, 12 cm, German Wall Figure

SCHNEEWITTCHEN-ZWERGE: Das Märchen-Holzbild vom Schneewittchen wurde meist mit einem oder zwei kleineren Zwergen dargestellt. Die fünf oder sechs fehlenden Zwerge wurden häufig als zusätzliche Einzelfiguren produziert. Sie bekamen verschiedene Attribute, wie zum Beispiel Laterne, Blaubeere, Geschenk, Krone, Fliegenpilz, Marienkäfer, Apfel, Blatt, Axt oder Flöte. Zehntausende dieser Mini-Gnome kamen von den großen Manufakturen wie Mertens, Heller und Ravi. Aber es gab auch weitere Hersteller, unter anderem die fast vergessenen „Irmscher Figuren“ aus der Karl-Marx-Stadt (DDR, heute wieder Chemnitz genannt). Die Irmscher Figuren hatten schöne kleine Schneewittchen-Zwerge produziert, alle auf einem grünen Wiesen-Sockel mit kleinen Blümchen.

🇬🇧 SNOW WHITE DWARFS: The Snow White figure often came with one or two small dwarfs attached. The missing five or six ones were very often produced as small single figures. Most of the time they had an attribute, too: Lantern, blueberry, gift, crown, toadstool, ladybug, apple, leaf, axe or flute. Tens of thousands of those mini gnomes came from the large manufacturers like Mertens, Ravi, and Heller. But they were not the only ones: One almost forgotten producer in the last century was “Irmscher Figuren” from Karl-Marx-Stadt. The name Karl-Marx-Stadt was invented by the then Communist government of East Germany, the GDR. After the fall of the Berlin Wall, the city got its original name back: Chemnitz. However, “Irmscher Figuren” produced many pretty small Snow White dwarfs back then: All came on a green meadow base with tiny flowers. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Vintage Kleinkind-Rotkäppchen mit Schnallenweste und weißer Haarschleife, Siebdruck, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Vintage Toddler Little Red Riding Hood with Buckle Vest and White Hair Bow, Screen-printed, 20 cm, German Wall Figure

OHNE SOCKEL: In den späteren Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts begannen die meisten großen Hersteller von Märchen-Holzbildern den (vorher meist braunen) Sockel am unteren Ende der Figuren einzusparen. Die Kunden wollten die Figuren einfach nur aufhängen, so dass die Aufsteck-Möglichkeit von früher nicht mehr nötig war: Es gab keine Dioramen mehr und keine der alten Kinder-Garderoben mit den eingeleimten dünnen Figuren.

🇬🇧 WITHOUT BASE: In the later decades of the last century most manufactures of German Wall Figures produced their wood pictures without the (formerly mostly brown) base. It had turned out that most people just wanted to hang the pictures, so that the inlaying option had become obsolete: The manufacturers did not produce dioramas anymore and none of the old coat racks with the glued in thin figures. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Freundliches Sandmännchen mit rotem Cape, Siebdruck, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Friendly Sandman with Red Cape, Screen-printed, 22 cm, German Wall Figure

SANDMANN, SANDMÄNNCHEN: Der Sandmann ist ein häufiges Motiv auf den Märchen-Holzbildern aus dem letzten Jahrhundert. Zuerst gab es den klassischen Sandmann: „Der Sandmann“ ist eigentlich ein Märchen von Hans Christian Andersen, aber schon vorher schrieb E.T.A. Hoffmann eine (gruselige) Geschichte mit dem gleichen Titel. 1959 war die „Geburt“ von „Unser Sandmännchen“ in der DDR und etwas später folgte das BRD-Sandmännchen. Der Unterschied ist leicht zu merken: spitzer Bart = Ost-TV-Sandmännchen und breiter Bart = West-TV-Sandmännchen.

🇬🇧 SANDMAN, LITTLE SANDMAN: The Sandman was a common motif on German Wall Figures of the last century. First, there was the classic Sandman. “The Sandman” is originally a fairy tale by Hans Christian Andersen, but even before Andersen, E.T.A. Hoffmann wrote a (creepy) story with the same title. In 1959, the “Little Sandman” of East German television was born, and shortly after, the West German version followed. The difference is easy to spot: Pointed beard = East German Sandman, and wide beard = West German Sandman. (Buch/25)