1950er Mertens-Kunst: Kleine Prinzessin im Stehkragen-Kleid, Siebdruck, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Small Princess in Stand-up Collar Dress, Screen-printed, 20 cm, German Wall Figure

MERTENS, FROSCHKÖNIG: Ich kenne inzwischen mehr als fünfzehn verschiedene Märchen-Holzbilder mit dem Froschkönig von Alfred Mertens. Drei möchte ich besonders hervorheben: Die älteste Frosch-Prinzessin stammt aus den 1930er-Jahren, ist schmal, gelb gekleidet, trägt eine breite Krone und besitzt noch keinen Titelstempel auf der Rückseite. Aus den späten 1930ern stammt die prachtvollste Version – türkis, mit Wasserfall-Haaren und einem weit ausgestellten Rock, ganz im Stil der Brünhild-Schlötter-Märchenkinder. Der allerletzte Mertens-Froschkönig wurde 1985 hergestellt, mit einer Strubbelhaar-Prinzessin.

🇬🇧 MERTENS, FROG PRINCE: I’ve seen more than 15 different German Wall Figures by Alfred Mertens featuring the Frog Prince—always shown with the princess. In German, the Brothers Grimm fairy tale is called “Froschkönig,” which translates literally to “Frog King” instead of “Frog Prince”. I’d like to highlight three specific versions: The oldest princess, from the 1930s, is slim, yellow-dressed, with a wide crown—and no title stamp on the back. The most exquisite one, from the late 1930s (also produced in the 1940s), has waterfall hair and a wide turquoise dress—ethereal and elegant. The last version, from 1985, has tousled hair and a distinctly modern look. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Kleiner Indianerjunge mit Tomahawk, Siebdruck, 28 cm, Hampelmann 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Small Indian Boy with Tomahawk, Screen-printed, 28 cm, Jumping Jack

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1950er Mertens-Kunst: Glücklicher Zwerg unter großer Mohnblume, Siebdruck, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Happy Dwarf under Large Poppy Flower, Screen-printed, German Wall Figure

WIRTSCHAFTSWUNDER-FIGUREN: Märchen-Holzbilder aus den 1950er rund 1960er sind oft besonders fröhlich und unbeschwert. Die Personen auf den Kinder-Wandfiguren hatten quasi das Lächeln gelernt. Der Zweite Weltkrieg und die Hungerjahre kurz danach waren endlich vorbei, das deutsche Wirtschaftswunder hatte begonnen und viele Kinder wurden geboren – sehr viele. Deshalb spricht man auch vom Babyboom und den Babyboomern. Das waren damals die geburtenstarken Jahrgänge, zu denen ich mit dem Geburtsjahr 1963 auch gehöre. Ein Buch von 2009 von Martin Rupps trug den entsprechenden Titel: „Wir Babyboomer … Wir waren immer zu viele.“

🇬🇧 ECONOMIC MIRACLE FIGURES: The German Wall Figures of the 1950s and 1960s were often particularly cheerful and carefree. The people on these wood pictures had practically learned to smile. The Second World War and the famine years shortly thereafter were over, the German economic miracle had begun, and many children were being born—very many. That’s why we also speak of the baby boom and the baby boomers. I was born in 1963, so I am one of those children. A 2009 book by Martin Rupps bore the appropriate title: „We Baby Boomers … We Were Always Too Many.” (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Indianerjunge mit großen blauen Augen, Siebdruck, 25 cm, Hampelmann 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Indian Boy with Big Blue Eyes, Screen-printed, 25 cm, Jumping Jack

REINER MERTENS: Es war wohl der großartige Geschäftsmann Reiner Mertens (Sohn von Alfred Mertens), dem die Manufaktur die sehr hohen Auflagen in den 1960er- und 1970er-Jahren verdankte. Er hat zum Beispiel den kompletten geschäftlichen Teil beim Erwerb des Original Bergischer Engel abgewickelt; unter anderem auch sämtliche Verhandlungen mit Johanna Gruner-Witkop, der vorherigen Besitzerin, die ihren Betrieb damals ausgesprochen gerne verkaufen wollte, womit Mertens eine ernstzunehmende Konkurrentin übernehmen konnte. Das hat mir Frau Gruner-Witkop in persönlichen Gesprächen erzählt, im neuen Jahrtausend, als sie schon neunzig Jahre alt war. Von ihr habe ich auch einen Zeitungsausschnitt von 1967 mit den folgenden Angaben: „HRA 7246 – 21.2.1967: Firma Johanna Gruner-Witkop, Solingen (Wiedenkamper Straße 27). Das Handelsgeschäft ist im Wege der Veräußerung auf Alfred Mertens, Kaufmann in Pfullingen, übergegangen … ab 25. Januar 1967, mit drei Kommanditisten. Einzelprokurist: Reiner Mertens. Pfullingen.“

🇬🇧 REINER MERTENS: The great businessman Reiner Mertens (son of Alfred Mertens) might very well be the one who helped the company become the bestselling producer of German Wall Figures in the 1960s and 1970s. He also managed all business negotiations with Johanna Gruner-Witkop, the former owner of “Original Bergischer Engel”, who sold her company in 1967—thus allowing Mertens to take over a very serious competitor. Johanna Gruner-Witkop kindly shared her memories with me in personal conversations in the new millennium when she was already over 90 years old. From her I also received a newspaper clipping from 1967 with the official statement about the business transfer: “HRA 7246 – 21.2.1967: Firma Johanna Gruner-Witkop… Das Handelsgeschäft ist im Wege der Veräußerung auf Alfred Mertens … übergegangen … Einzelprokurist: Reiner Mertens. Pfullingen”. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Vintage Struwwelpeter mit großen blauen Augen, Siebdruck, 26 cm, Hampelmann 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Vintage Shockheaded Peter with Big Blue Eyes, Screen-printed, 26 cm, Jumping Jack

STRUWWELPETER: Das 1845 erschienene Struwwelpeter-Buch stammt von dem Arzt Heinrich Hoffmann. Nur selten findet man die Struwwelpeter-Motive auf den Märchen-Holzbildern aus dem letzten Jahrhundert. Das liegt sicher daran, dass die Struwwelpeter-Geschichten mit ihren abschreckenden Beispielen zur „schwarzen Pädagogik“ gehören. Den Struwwelpeter kenne ich als Hampelmann (zum Beispiel von Mertens und Original Bergischer Engel). Von Ravi gibt es neben dem Struwwelpeter selbst auch das Motiv Hans-guck-in-die-Luft als Wandfigur. Die originellste Figur stammt von der Manufaktur EW-Figuren. Da hat der Struwwelpeter die typischen großen Augen der EW-Figuren und seine lang ausgestreckten Finger haben lange schwarze Fingernägel: Sie sehen aus wie lackiert.

🇬🇧 STRUWWELPETER, SHOCK HEADED PETER: The physician Heinrich Hoffmann published the Struwwelpeter book in 1845. You’ll rarely find the Struwwelpeter motifs on German Wall Figures from the last century. That is most likely because the Struwwelpeter stories with their gruesome consequences belong to the so-called black/poisonous pedagogy. I’ve only seen the Struwwelpeter boy on a handful of jumping jack toys, for example by Mertens and Original Bergischer Engel. Ravi-Kunst produced the classic Struwwelpeter boy as a wall figure and another motif from the book: “Johnny-Look-in-the-Air”. The most interesting figure came from the almost forgotten manufacturer “EW-Figuren”. There, the Struwwelpeter has the typical big eyes of the EW figures, and his long spread fingers have black nails: They look like lacquered nails. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Mini-Rauschgoldengel, Siebdruck, ca. 9 cm, Christbaumschmuck 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Mini Tinsel Angel, Screen-printed, ca. 9 cm, Christmas Tree Decoration

ENGEL UND RELIGIÖSES: Religiöse Themen sind auf den historischen Märchen-Holzbildern kaum zu finden. Es gibt jedoch zwei Ausnahmen: Zum einen das Weihnachtsmotiv, insbesondere die Krippenszene von Bethlehem mit Maria, Josef und dem Jesuskind. Die zweite Ausnahme sind Engel – sie werden von vielen Menschen nicht zwingend mit Religion verbunden: Selbst viele Nicht-Religiöse schätzen Engel als geliebte Schutzsymbole.

🇬🇧 ANGELS AND RELIGIOUS MOTIFS: Religious themes are rarely found on historic German Wall Figures. But there are two exceptions: One is the subject of Christmas, especially the nativity scene with Mary, Joseph, and the baby Jesus in the manger. The second exception are angels, which many people do not necessarily associate with religion: Even non-religious people often cherish angels as beloved symbols of protection. (Buch/25)

Mertens-Kunst mit Datierung „~1975“: Grüner Eichhörnchen-Zwerg „Flötenspieler“, Siebdruck, 21 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 Alfred Mertens dated “~1975”: Green Squirrel Dwarf “Flute Player”, Screen-printed, 21 cm, German Wall Figure

ZWERGE MIT TIEREN: Die Kombination von einem Zwerg und einem niedlichen Tier war auf den alten Märchen-Holzbildern sehr beliebt. Alfred Mertens zum Beispiel hatte gleich mehrere Wichtel-Serien mit Tieren: Zwerg mit Reh, mit Fuchs, mit Maus, mit Schmetterling, mit Eichhörnchen oder mit Vogel. Auch Grossmann, der Zwergen-Experte, kombinierte viele seiner Wichtel mit Tieren, zum Beispiel das frühe, noch ganz handbemalte Holzbild mit dem Pfötchen gebenden Fuchs. Beim Vorlagen-Hersteller Graupner waren Motive wie zum Beispiel „Beim Walddoktor“ und „Der Vogeldoktor“ sehr beliebt, wo ein Zwerg die Tiere liebevoll versorgt: Er verbindet das Bein eines Rehs oder gibt einem erkälteten Vogel mit einem Löffel Medizin.

🇬🇧 DWARFS WITH ANIMALS: The combination of gnome and animal on German Wall Figures was very popular back then. Alfred Mertens, for example, had several series with this combination: Dwarf with Doe, Dwarf with Fox, Dwarf with Mouse, Dwarf with Butterfly, Dwarf with Squirrel, or Dwarf with Bird. Grossmann, the dwarf expert, also combined many of their gnomes with animals. For example, there is a cute mid-century figure of a fox giving paw. The template producer Johannes Graupner/Graubele had some pretty motifs in store, too: “At the Forest Doctor’s” shows a dwarf fixing a doe’s injured knee, and “The Bird Doctor” has a dwarf spoon-feeding medicine to a bird with a cold. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Elefant aus der „Petzi-Serie“, Siebdruck, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Elephant from the “Petzi Series”, Screen-printed, 20 cm, German Wall Figure

MERTENS, ÜBERSICHT: Mertens-Kunst hat über sechs Jahrzehnte lang Märchen-Holzbilder hergestellt, von den frühen 1930er- bis zu den späten 1980er-Jahren. Alfred Mertens wurde am 21.3.1898 in Wiesbaden geboren und starb am 29. Juni 1987 in Hallwangen/Dornstetten. Die ersten Kinder-Wandfiguren von Alfred Mertens entstanden Anfang der 1930er-Jahre in Reutlingen, im „Reutlinger Werkhaus“, einem Kunstgewerbegeschäft, das Alfred Mertens mit seiner Frau Maria Mertens 1928 gegründet hatte. Am 5.10.1936 meldete Alfred Mertens seine Werkstatt im nahe gelegenen Pfullingen an: zunächst Panoramastraße 20, später Bergstraße 15 und ab 1971 Carl-Zeiss-Straße 7. (Aus dem Buch: Die Ära der Märchen-Holzbilder, Vintage German Wall Figures, 2025, Christiane Dietz)

🇬🇧 MERTENS, OVERVIEW: Mertens-Kunst produced German Wall Figures for more than six decades, from the early 1930s to the late 1980s. Alfred Mertens was born on March 21, 1898, in Wiesbaden and died on June 29, 1987 in Hallwangen/Dornstetten. The first fairy-tale wood pictures by Alfred Mertens were created in the early 1930s in Reutlingen, in the “Reutlinger Werkhaus,” a crafts store founded by Alfred and his wife Maria Mertens in 1928. On October 5, 1936, Alfred Mertens registered his workshop in nearby Pfullingen: first at Panoramastraße 20, later at Bergstraße 15, and from 1971 at Carl-Zeiss-Straße 7. (From the book: Die Ära der Märchen-Holzbilder, Vintage German Wall Figures, 2025, Christiane Dietz)

1960er Mertens-Kunst: „Laterne, Laterne“-Zwerg mit geschlossenem Mund, Siebdruck, 24 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: “Laterne, Laterne” Dwarf with Closed Mouth, Screen-printed, 24 cm, German Wall Figure

LATERNE, LATERNE: Es gibt nicht viele, aber doch ein paar Märchen-Holzbilder zum Thema Laternelaufen am Martinstag (11. November, Sankt Martin von Tours). Babyboomer verbinden mit dieser Erinnerung oft ein anheimelnd schönes Laternelaufen-Gefühl: Man war im Dunkeln draußen und vom warm-gelben Kerzenlicht der Papierlaternen umgeben. Alle waren in guter Stimmung, weil man etwas Schönes gemeinsam machte, und es ging langsam auf die Adventszeit zu. Ein wunderschönes Motiv ist der Laterne-Zwerg von Mertens um 1960 herum: Er trägt eine Laterne in Regenbogenfarben, und es gibt ihn in verschiedenen Varianten – einmal mit einer schwarzen Katze. Es gibt allerdings auch einen sehr frühen Mertens-Zwerg mit einer Papierlaterne und nackten Beinen, aus den 1930er-Jahren: Er heißt „Muck“.

🇬🇧 LANTERN, LANTERN: The kindergarten and primary school song “Laterne, Laterne” is linked to a German tradition for children. There, every child carries a paper lantern in the dark, accompanied by many other children and their parents, singing songs around St. Martin’s Day (November 11th). Wood pictures with this paper lantern motif are rather rare, but they do exist. For many German baby boomers, there are beautiful childhood memories connected to “lantern walking”: you were outside in the dark, surrounded by the warm yellow candlelight of paper lanterns. Everyone was in a good mood, doing something lovely together—and the promise of Christmas time was already in the air. Mertens made a beautiful “Laterne, Laterne” dwarf around 1960, carrying a rainbow-colored lantern. There are different versions, including one with a black cat. And in the 1930s, there was the naked knees gnome “Muck” with a yellow paper lantern. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Agnes-Mädchen im roten Minikleid, Jaklien-Moerman-Stil, Siebdruck, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Agnes Girl in Red Mini Dress, Jaklien Moerman Style, Screen-printed, German Wall Figure

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