1950er Mertens-Kunst: Glücklicher Zwerg unter großer Mohnblume, Siebdruck, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Happy Dwarf under Large Poppy Flower, Screen-printed, German Wall Figure

WIRTSCHAFTSWUNDER-FIGUREN: Märchen-Holzbilder aus den 1950er rund 1960er sind oft besonders fröhlich und unbeschwert. Die Personen auf den Kinder-Wandfiguren hatten quasi das Lächeln gelernt. Der Zweite Weltkrieg und die Hungerjahre kurz danach waren endlich vorbei, das deutsche Wirtschaftswunder hatte begonnen und viele Kinder wurden geboren – sehr viele. Deshalb spricht man auch vom Babyboom und den Babyboomern. Das waren damals die geburtenstarken Jahrgänge, zu denen ich mit dem Geburtsjahr 1963 auch gehöre. Ein Buch von 2009 von Martin Rupps trug den entsprechenden Titel: „Wir Babyboomer … Wir waren immer zu viele.“

🇬🇧 ECONOMIC MIRACLE FIGURES: The German Wall Figures of the 1950s and 1960s were often particularly cheerful and carefree. The people on these wood pictures had practically learned to smile. The Second World War and the famine years shortly thereafter were over, the German economic miracle had begun, and many children were being born—very many. That’s why we also speak of the baby boom and the baby boomers. I was born in 1963, so I am one of those children. A 2009 book by Martin Rupps bore the appropriate title: „We Baby Boomers … We Were Always Too Many.” (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Indianerjunge mit großen blauen Augen, Siebdruck, 25 cm, Hampelmann 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Indian Boy with Big Blue Eyes, Screen-printed, 25 cm, Jumping Jack

REINER MERTENS: Es war wohl der großartige Geschäftsmann Reiner Mertens (Sohn von Alfred Mertens), dem die Manufaktur die sehr hohen Auflagen in den 1960er- und 1970er-Jahren verdankte. Er hat zum Beispiel den kompletten geschäftlichen Teil beim Erwerb des Original Bergischer Engel abgewickelt; unter anderem auch sämtliche Verhandlungen mit Johanna Gruner-Witkop, der vorherigen Besitzerin, die ihren Betrieb damals ausgesprochen gerne verkaufen wollte, womit Mertens eine ernstzunehmende Konkurrentin übernehmen konnte. Das hat mir Frau Gruner-Witkop in persönlichen Gesprächen erzählt, im neuen Jahrtausend, als sie schon neunzig Jahre alt war. Von ihr habe ich auch einen Zeitungsausschnitt von 1967 mit den folgenden Angaben: „HRA 7246 – 21.2.1967: Firma Johanna Gruner-Witkop, Solingen (Wiedenkamper Straße 27). Das Handelsgeschäft ist im Wege der Veräußerung auf Alfred Mertens, Kaufmann in Pfullingen, übergegangen … ab 25. Januar 1967, mit drei Kommanditisten. Einzelprokurist: Reiner Mertens. Pfullingen.“

🇬🇧 REINER MERTENS: The great businessman Reiner Mertens (son of Alfred Mertens) might very well be the one who helped the company become the bestselling producer of German Wall Figures in the 1960s and 1970s. He also managed all business negotiations with Johanna Gruner-Witkop, the former owner of “Original Bergischer Engel”, who sold her company in 1967—thus allowing Mertens to take over a very serious competitor. Johanna Gruner-Witkop kindly shared her memories with me in personal conversations in the new millennium when she was already over 90 years old. From her I also received a newspaper clipping from 1967 with the official statement about the business transfer: “HRA 7246 – 21.2.1967: Firma Johanna Gruner-Witkop… Das Handelsgeschäft ist im Wege der Veräußerung auf Alfred Mertens … übergegangen … Einzelprokurist: Reiner Mertens. Pfullingen”. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Vintage Struwwelpeter mit großen blauen Augen, Siebdruck, 26 cm, Hampelmann 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Vintage Shockheaded Peter with Big Blue Eyes, Screen-printed, 26 cm, Jumping Jack

STRUWWELPETER: Das 1845 erschienene Struwwelpeter-Buch stammt von dem Arzt Heinrich Hoffmann. Nur selten findet man die Struwwelpeter-Motive auf den Märchen-Holzbildern aus dem letzten Jahrhundert. Das liegt sicher daran, dass die Struwwelpeter-Geschichten mit ihren abschreckenden Beispielen zur „schwarzen Pädagogik“ gehören. Den Struwwelpeter kenne ich als Hampelmann (zum Beispiel von Mertens und Original Bergischer Engel). Von Ravi gibt es neben dem Struwwelpeter selbst auch das Motiv Hans-guck-in-die-Luft als Wandfigur. Die originellste Figur stammt von der Manufaktur EW-Figuren. Da hat der Struwwelpeter die typischen großen Augen der EW-Figuren und seine lang ausgestreckten Finger haben lange schwarze Fingernägel: Sie sehen aus wie lackiert.

🇬🇧 STRUWWELPETER, SHOCK HEADED PETER: The physician Heinrich Hoffmann published the Struwwelpeter book in 1845. You’ll rarely find the Struwwelpeter motifs on German Wall Figures from the last century. That is most likely because the Struwwelpeter stories with their gruesome consequences belong to the so-called black/poisonous pedagogy. I’ve only seen the Struwwelpeter boy on a handful of jumping jack toys, for example by Mertens and Original Bergischer Engel. Ravi-Kunst produced the classic Struwwelpeter boy as a wall figure and another motif from the book: “Johnny-Look-in-the-Air”. The most interesting figure came from the almost forgotten manufacturer “EW-Figuren”. There, the Struwwelpeter has the typical big eyes of the EW figures, and his long spread fingers have black nails: They look like lacquered nails. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Mini-Rauschgoldengel, Siebdruck, ca. 9 cm, Christbaumschmuck 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Mini Tinsel Angel, Screen-printed, ca. 9 cm, Christmas Tree Decoration

ENGEL UND RELIGIÖSES: Religiöse Themen sind auf den historischen Märchen-Holzbildern kaum zu finden. Es gibt jedoch zwei Ausnahmen: Zum einen das Weihnachtsmotiv, insbesondere die Krippenszene von Bethlehem mit Maria, Josef und dem Jesuskind. Die zweite Ausnahme sind Engel – sie werden von vielen Menschen nicht zwingend mit Religion verbunden: Selbst viele Nicht-Religiöse schätzen Engel als geliebte Schutzsymbole.

🇬🇧 ANGELS AND RELIGIOUS MOTIFS: Religious themes are rarely found on historic German Wall Figures. But there are two exceptions: One is the subject of Christmas, especially the nativity scene with Mary, Joseph, and the baby Jesus in the manger. The second exception are angels, which many people do not necessarily associate with religion: Even non-religious people often cherish angels as beloved symbols of protection. (Buch/25)

Mertens-Kunst mit Datierung „~1975“: Grüner Eichhörnchen-Zwerg „Flötenspieler“, Siebdruck, 21 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 Alfred Mertens dated “~1975”: Green Squirrel Dwarf “Flute Player”, Screen-printed, 21 cm, German Wall Figure

ZWERGE MIT TIEREN: Die Kombination von einem Zwerg und einem niedlichen Tier war auf den alten Märchen-Holzbildern sehr beliebt. Alfred Mertens zum Beispiel hatte gleich mehrere Wichtel-Serien mit Tieren: Zwerg mit Reh, mit Fuchs, mit Maus, mit Schmetterling, mit Eichhörnchen oder mit Vogel. Auch Grossmann, der Zwergen-Experte, kombinierte viele seiner Wichtel mit Tieren, zum Beispiel das frühe, noch ganz handbemalte Holzbild mit dem Pfötchen gebenden Fuchs. Beim Vorlagen-Hersteller Graupner waren Motive wie zum Beispiel „Beim Walddoktor“ und „Der Vogeldoktor“ sehr beliebt, wo ein Zwerg die Tiere liebevoll versorgt: Er verbindet das Bein eines Rehs oder gibt einem erkälteten Vogel mit einem Löffel Medizin.

🇬🇧 DWARFS WITH ANIMALS: The combination of gnome and animal on German Wall Figures was very popular back then. Alfred Mertens, for example, had several series with this combination: Dwarf with Doe, Dwarf with Fox, Dwarf with Mouse, Dwarf with Butterfly, Dwarf with Squirrel, or Dwarf with Bird. Grossmann, the dwarf expert, also combined many of their gnomes with animals. For example, there is a cute mid-century figure of a fox giving paw. The template producer Johannes Graupner/Graubele had some pretty motifs in store, too: “At the Forest Doctor’s” shows a dwarf fixing a doe’s injured knee, and “The Bird Doctor” has a dwarf spoon-feeding medicine to a bird with a cold. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Elefant aus der „Petzi-Serie“, Siebdruck, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Elephant from the “Petzi Series”, Screen-printed, 20 cm, German Wall Figure

MERTENS, ÜBERSICHT: Wenn Alfred Mertens, der Gründer von Mertens-Kunst, heute noch leben würde, wäre er inzwischen über 120 Jahre alt. Alfred Mertens wurde am 21.3.1898 in Wiesbaden geboren. Das liegt rund 250 Kilometer von Pfullingen entfernt, wo Mertens-Kunst später produziert hat. Die Anmeldung in Pfullingen war am 5.10.1936, in der Panoramastraße 20, später Bergstraße 15, ab 1971 in der Carl-Zeiss-Straße 7. Einige Mertens-Holzbilder scheinen mir allerdings älter zu sein als 1936. Weiß jemand, ob Alfred Mertens zuvor vielleicht in einer anderen Stadt seine Manufaktur hatte? Die allerletzten Märchen-Holzbilder von Mertens-Kunst wurden in den 1980er-Jahren hergestellt. So kann man sagen, dass die Ära der Mertens-Wandfiguren (mindestens) sechs Jahrzehnte lang andauerte – von den 1930er- bis zu den 1980er-Jahren.

🇬🇧 MERTENS, OVERVIEW: If Alfred Mertens, the founder of Mertens-Kunst, were still alive today, he would be over 120 years old. He was born on March 21st, 1898, in Wiesbaden. Wiesbaden is about 250 kilometers from Pfullingen, the town where Mertens-Kunst later began production on October 5th, 1936—first at Panoramastraße 20, later at Bergstraße 15, and from 1971 at Carl-Zeiss-Straße 7. However, some German Wall Figures by Mertens appear to be older than 1936. Does anyone know if Alfred Mertens may have had a handicraft studio in a different city before Pfullingen? The very last fairy tale pictures by Mertens-Kunst were produced in the 1980s. So it can be said that the era of Mertens wall figures lasted (at least) six decades—from the 1930s to the 1980s. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: „Laterne, Laterne“-Zwerg mit geschlossenem Mund, Siebdruck, 24 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: “Laterne, Laterne” Dwarf with Closed Mouth, Screen-printed, 24 cm, German Wall Figure

LATERNE, LATERNE: Es gibt nicht viele, aber doch ein paar Märchen-Holzbilder zum Thema Laternelaufen am Martinstag (11. November, Sankt Martin von Tours). Babyboomer verbinden mit dieser Erinnerung oft ein anheimelnd schönes Laternelaufen-Gefühl: Man war im Dunkeln draußen und vom warm-gelben Kerzenlicht der Papierlaternen umgeben. Alle waren in guter Stimmung, weil man etwas Schönes gemeinsam machte, und es ging langsam auf die Adventszeit zu. Ein wunderschönes Motiv ist der Laterne-Zwerg von Mertens um 1960 herum: Er trägt eine Laterne in Regenbogenfarben, und es gibt ihn in verschiedenen Varianten – einmal mit einer schwarzen Katze. Es gibt allerdings auch einen sehr frühen Mertens-Zwerg mit einer Papierlaterne und nackten Beinen, aus den 1930er-Jahren: Er heißt „Muck“.

🇬🇧 LANTERN, LANTERN: The kindergarten and primary school song “Laterne, Laterne” is linked to a German tradition for children. There, every child carries a paper lantern in the dark, accompanied by many other children and their parents, singing songs around St. Martin’s Day (November 11th). Wood pictures with this paper lantern motif are rather rare, but they do exist. For many German baby boomers, there are beautiful childhood memories connected to “lantern walking”: you were outside in the dark, surrounded by the warm yellow candlelight of paper lanterns. Everyone was in a good mood, doing something lovely together—and the promise of Christmas time was already in the air. Mertens made a beautiful “Laterne, Laterne” dwarf around 1960, carrying a rainbow-colored lantern. There are different versions, including one with a black cat. And in the 1930s, there was the naked knees gnome “Muck” with a yellow paper lantern. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Agnes-Mädchen im roten Minikleid, Jaklien-Moerman-Stil, Siebdruck, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Agnes Girl in Red Mini Dress, Jaklien Moerman Style, Screen-printed, German Wall Figure

” /></p>
<p><img decoding=

1970er Mertens-Kunst: Vier kleine Weihnachtsengel mit Spielzeug, Siebdruck, 9 cm, Christbaumschmuck 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Four Small Christmas Angels with Toys, Screen-printed, 9 cm, Christmas Tree Decorations

MERTENS, CHRISTBAUMSCHMUCK: Außer den Märchen-Holzbildern hat Alfred Mertens vor allem in den 1970er-Jahren viele kleine Holzfiguren als Baumbehang hergestellt – für Advent und Weihnachten. Oben haben sie ein kleines Loch für ein (meist rotes) Band zum Aufhängen. Es gab zum Beispiel eine Engelserie mit Attributen wie Teddy, Puppe, Schaukelpferd, Ball, Trommel, Stern oder Herz. Eine andere Serie zeigt Fachwerkhäuser mit Schneedach und eine Kirche. Diese Schneedorf-Häuser wirken besonders feierlich, weil sie Dunkelheit suggerierten – denn von drinnen scheint Licht, und die Schneetannen daneben erinnern mit ihrer hellblauen Farbe an Winterdämmerung. Eine andere Serie mit orange-gelb-braunen Farben zeigt psychedelische Weihnachts-Symbole: Christbaumkugel, Stern, Glocke, Herz und Tanne. Weitere Mertens-Weihnachtsanhänger waren unter anderem noch Weihnachtsmann, Schneemann, Schäfer und der Schornsteinfeger als Glücksbringer für Silvester und Neujahr.

🇬🇧 MERTENS, CHRISTMAS TREE DECORATION: Apart from the German Wall Figures, Alfred Mertens also produced many small wooden ornaments in the 1970s for Advent and Christmas. These tree decorations had a small hole at the top for a (usually red) string to hang them. There was a series of angels with attributes such as teddy bear, doll, rocking horse, ball, drum, star, or heart. Another series showed half-timbered houses with snow-covered roofs and a church. These snowy village houses appeared especially festive because they suggested darkness—light often shone from inside, and snow-covered fir trees in pale blue stood beside them, evoking a wintry twilight. One orange-yellow-brown series consisted of psychedelic Christmas symbols: star, bell, heart, fir tree, and Christmas bauble. Other Mertens ornaments included Santa Claus, snowman, shepherd, and the classic chimney sweep as a good-luck charm for New Year’s Eve and New Year. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Jahrhundertmitte erwachsene „Gretel“ mit Dutt und Metallnieten, Hampelmann 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Midcentury Adult “Gretel” with Bun and Metal Rivets, Jumping Jack

MERTENS-HAMPELMÄNNER MIT METALLNIETEN: Es gibt einige selten frühe Hampelmänner von Mertens-Kunst mit Metallnieten. Später wurde Plastik dafür verwendet.

🇬🇧 MERTENS JUMPING JACKS WITH METAL JOINTS: There were some rare early jumping jacks by Alfred Mertens with metal joints. Later, plastic was used instead. (9/5)