1970er Mertens-Kunst: Kleiner Junge mit Federschmuck und Indianerzelt, Siebdruck, 24 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Small Boy with Feather Headdress and Teepee, Screen-printed, 24 cm, German Wall Figure

KINDCHENSCHEMA: Das „Kindchenschema“ ist ein wissenschaftlicher Begriff. Große Köpfe und große Augen werden intuitiv als besonders niedlich und schützenswert empfunden. Der Begriff wurde im letzten Jahrhundert vom Nobelpreisträger Konrad Lorenz (Zoologe) geprägt. Vor allem in den Sechziger- und Siebzigerjahren waren diese besonders niedlichen Motive sehr beliebt. Viele Hersteller von Märchen-Holzbildern wandten das Kindchenschema an. Beispiel: Das 1930er-Mertens-Schneewittchen mit dem knielangen Zopf und dem Babybauch hat einen sehr kleinen Kopf, während das 1960er-Ballkleid-Schneewittchen von Mertens einen dreimal so großen Kopf hat.

🇬🇧 CUTENESS: “Cuteness” is actually a scientific expression. The German term for it (“Kindchenschema”) is internationally used: It was coined by the German zoologist Konrad Lorenz (Nobel Prize winner) in the last century. A large head and big eyes make people (and mammals, too) intuitively want to protect the young ones. These cute motifs were especially popular in the 1960s and 1970s. Many producers of German Wall Figures applied this to their children’s wood plaques. Example: The 1930s Mertens Snow White with the longest braid (and a baby belly) has a very small head, while the 1960s Mertens “Ball Dress Snow White” has a head three times its size. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Klassisches Braunsockel-Schneewittchen im weiß-gelben Kleid, Siebdruck, 23 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Classic Brown-Base Snow White in White and Yellow Dress, Screen-printed, 23 cm, German Wall Figure

MERTENS, SCHNEEWITTCHEN: Eines der frühesten Mertens-Schneewittchen ist das sehr schlichte gelbe Apfel-Schneewittchen, ohne Krone und mit einem grünen Zwerg im kurzen Kleidchen aus den 1930er-Jahren. Danach kam das weiße Art Deco-Schneewittchen mit Babybauch, knielangem Zopf und dem Gratulations-Zwerg mit Blumen und langen Hosen. Die Figur war sehr beliebt und wurde in den 1930er- und 1940er-Jahren tausendfach produziert. Dann gab es kurzzeitig ein mageres kleines Schneewittchen in kräftigem Gelb mit einer kleinen Prinzessinnenkrone. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte die zwanzigjährige Phase mit den weiß-gelben (mehr weiß als gelb) Schneewittchen in vielen Varianten. Später folgten unter anderem das hellblaue Ballkleid-Schneewittchen und das lila-weiße Schneewittchen mit Hochfrisur. Das letzte Mertens-Schneewittchen in durchschnittlicher Größe war das weiß-rosa Mohnblumen-Schneewittchen von 1979. Danach folgte nur noch das sehr ungewöhnliche Schneewittchen von 1984 in einer riesigen Sondergröße (40 cm) mit Apfel und T-Shirt.

🇬🇧 MERTENS, SNOW WHITES: One of the earliest Mertens Snow Whites figures was the simple (crownless) yellow apple Snow White with the green dwarf in a short hoodie dress from the 1930s. Next came the white Art Deco Snow White with a baby bump, knee-length braid, and the congratulatory flower dwarf in long trousers. This figure was very popular and was produced in the 1930s and 1940s. Then there was a short phase with a skinny little Snow White in bright yellow with a small princess crown. After the Second World War followed a 20-year phase of white-and-yellow (more white than yellow) Snow Whites in many variations. Later came, among others, the light blue ballgown Snow White and the white-and-purple Snow White with the very tall beehive hair. The last regular-sized Mertens Snow White was the white-and-pink poppy Snow White from 1979. The very last Mertens Snow White from 1984 was a huge 40 cm figure with an apple and a T-shirt. (Buch/25)

1980er Mertens-Kunst: „Modernes“ Brüderchen und Schwesterchen mit Streifenpulli, Siebdruck, 23 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1980s Alfred Mertens: “Modern” Little Brother and Little Sister with Striped Sweater, Screen-printed, 23 cm, German Wall Figure

MODERNE MERTENS-KUNST: Ich nenne diese Märchen-Holzbilder so, weil sie sehr spät entstanden sind – in den 1980er-Jahren. Aber alt sind sie doch: Von 1980 bis 2025 sind 45 Jahre vergangen, und im Jahr 2030 wird es ein halbes Jahrhundert sein. Unfassbar für Babyboomer: Das war doch erst vorgestern! Und selten sind diese Mertens-Figuren auch, denn die Auflagen wurden zum Ende hin immer geringer. Zu den allerletzten Märchenfiguren gehören zum Beispiel das Kätzchen-Dornröschen sowie die Hänsel und Gretel mit Schiebermütze.

🇬🇧 MODERN MERTENS-KUNST: I call these 1980s German Wall Figures “modern” because they belong to the very last Mertens-Kunst creations. Still, they are old: from the 1980s to 2025, 45 years have passed, and in 2030 it will be half a century! Hard to believe for baby boomers—the Eighties feel like just yesterday. These wood pictures are also rare, as Mertens no longer produced them in large numbers. The very last fairy tale figures include, for example, the Sleeping Beauty with a kitten and Hansel and Gretel with flat cap. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Fröhliches oranges Rumpelstilzchen auf braunem Sockel, Siebdruck, 21 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Cheerful Orange Rumpelstiltskin on Brown Base, Screen-printed, 21 cm, German Wall Figure

RUMPELSTILZCHEN: Die allermeisten Rumpelstilzchen-Holzbilder aus dem 20. Jahrhundert zeigen es mit dem berühmten Lagerfeuer. Der böse Brüder-Grimm-Gnom tanzt darum herum, schmiedet Pläne und ist voller Vorfreude. Aber es gibt Ausnahmen: Da sehen wir auch die (oft weinende) Müllerstochter zum Beispiel mit dem Stroh, das sie zu Gold spinnen soll. Und neben ihr das Rumpelstilzchen, das seine Hilfe anbietet und jedes Mal sinngemäß wissen will – „Was kriege ich dafür?“ Mein Favorit unter den Rumpelstilzchen ist die Art Deco Mertens-Figur aus den 1930er Jahren, wo das Rumpelstilzchen wie eine große Elfe aussieht, mit grünem kurzen Hoodie und nackten Beinen.

🇬🇧 RUMPELSTILTSKIN: Most of the Rumpelstiltskins on the German Wall Figures of the last century are shown with his famous campfire. The evil Brothers Grimm’s gnome is dancing around it, making plans and looking forward to the promised gift. But there are exceptions: I know wood pictures where we also see the (often crying) miller’s daughter for example with all the straw she’s supposed to spin to gold. Next to her we see Rumpelstiltskin (or Rumplestitskin or Rumple) offering his help. And always asking: “What’s in it for me?” My favorite is the antique Mertens Rumpelstiltskin wood plaque from the 1930s where he looks like a large fairy, with his short green hoodie and naked legs. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Vintage Aschenputtel mit Besen und blonder Hochfrisur, Siebdruck, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Vintage Cinderella with Broom and Blonde Updo, Screen-printed, 22 cm, German Wall Figure

WIE HEISSEN DIE DENN JETZT? Die Märchen-Holzbilder aus dem letzten Jahrhundert haben viele Namen; so viele, dass sie eigentlich keinen haben. Ich habe den Genre-Namen „Märchen-Holzbilder“ geprägt, denn es sind Bilder aus Holz, meist mit klassischem Märchenmotiv. Mein englischer Genre-Name beschreibt die zusätzlichen Eigenschaften der „German Wall Figures“: Sie stammen zu 99 % aus Deutschland und sind Figuren, die man an die Wand hängt. Selbst die Hersteller hatten damals unterschiedliche Bezeichnungen für die Figuren. Sie nannten sie damals „Wandfiguren“ (Mertens), „Märchenfiguren“ (Heller), „Märchen-Wandfriese“ (Ravi) oder auch „Kinder-Wandbilder“ (Münchner).

🇬🇧 WHAT ARE THEY CALLED, NOW? The German Wall Figures from the last century have many names—so many that they basically have none. I coined two genre names: The German one is “Märchen-Holzbilder”, which translates to fairy tale wood pictures. The English genre name describes their other key features: “German Wall Figures.” 99% of them (millions, actually) were made in Germany and meant to be hung on the wall. Even the manufacturers used different terms back then: “Wandfiguren” (Mertens), “Märchenfiguren” (Heller), “Märchen-Wandfriese” (Ravi), or “Kinder-Wandbilder” (Münchner). (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Rotes Vintage Sandmännchen mit verbrämtem Hoodie und Rauten-Hose, Siebdruck, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Red Vintage Sandman with Trimmed Hoodie and Diamond Pants, Screen-printed, 20 cm, German Wall Figure

SANDMANN, SANDMÄNNCHEN: Der Sandmann ist ein häufiges Motiv auf den Märchen-Holzbildern aus dem letzten Jahrhundert. Zuerst gab es den klassischen Sandmann: „Der Sandmann“ ist eigentlich ein Märchen von Hans Christian Andersen, aber schon vorher schrieb E.T.A. Hoffmann eine (gruselige) Geschichte mit dem gleichen Titel. 1959 war die „Geburt“ von „Unser Sandmännchen“ in der DDR und etwas später folgte das BRD-Sandmännchen. Der Unterschied ist leicht zu merken: spitzer Bart = Ost-TV-Sandmännchen und breiter Bart = West-TV-Sandmännchen.

🇬🇧 SANDMAN, LITTLE SANDMAN: The Sandman was a common motif on German Wall Figures of the last century. First, there was the classic Sandman. “The Sandman” is originally a fairy tale by Hans Christian Andersen, but even before Andersen, E.T.A. Hoffmann wrote a (creepy) story with the same title. In 1959, the “Little Sandman” of East German television was born, and shortly after, the West German version followed. The difference is easy to spot: Pointed beard = East German Sandman, and wide beard = West German Sandman. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Unbeschwert pfeifender hellblauer Däumling mit Siebenmeilenstiefeln und ohne Hut, Siebdruck, 19 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Carefree Whistling Light Blue Little Thumb with Seven-League Boots and without Hat, Screen-printed, 19 cm, German Wall Figure

OHNE SOCKEL: In den späteren Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts begannen die meisten großen Hersteller von Märchen-Holzbildern den (vorher meist braunen) Sockel am unteren Ende der Figuren einzusparen. Die Kunden wollten die Figuren einfach nur aufhängen, so dass die Aufsteck-Möglichkeit von früher nicht mehr nötig war: Es gab keine Dioramen mehr und keine der alten Kinder-Garderoben mit den eingeleimten dünnen Figuren.

🇬🇧 WITHOUT BASE: In the later decades of the last century most manufactures of German Wall Figures produced their wood pictures without the (formerly mostly brown) base. It had turned out that most people just wanted to hang the pictures, so that the inlaying option had become obsolete: The manufacturers did not produce dioramas anymore and none of the old coat racks with the glued in thin figures. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Kleine psychedelische Vogelsammlung 4–5 cm 🇬🇧 Vintage Psychedelic Bird Collection

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1960er Mertens-Kunst: Schneeweißchen-und-Rosenrot-Szene mit garstigem Zwerg, „Was steht ihr da und haltet Maulaffen feil?“, Siebdruck, 22 cm 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Snow White and Rose Red Scene with Grumpy Dwarf, “Why Are You Standing There Idly Gaping?”, Screen-printed, 22 cm, German Wall Figure

HAPTIK: Das hervorstechendste Merkmal der vergangenen Ära der Märchen-Holzbilder ist die Tatsache, dass die Figuren zwar dünn (meist 3 mm), aber dennoch kompakt und solide waren. Auf Holz gemalt oder auf Holz gedruckt, aber in jedem Fall so, dass man etwas Festes in den Händen hielt. Das ist der große Unterschied zu einer Kinderbuch-Illustration, die nur aus Papier besteht. Es ist auch etwas ganz anderes als die modernen Merchandise-Produkte für Kinder, die in der Regel aus Kunststoff bestehen.

🇬🇧 HAPTICS: The most striking feature of the old German Wall Figures era is the fact that they were made of wood. Very thin (mostly 3 mm), but still something solid. That is a big difference to illustrations in children’s books that only consist of paper. The wall figures were wooden products, and that’s one of the reasons they still create such a special nostalgic feeling: This old-fashioned Brothers Grimm “merchandise” didn’t come in plastic. That’s why they appeal to collectors in the new century, too. (Buch/25)

1970er Mertens-Kunst: Schneedorf-Sammlung mit kleinen Fachwerkhäusern als Christbaumschmuck, Siebdruck, 6–8 cm, Märchen-Holzbilder 🇬🇧 1970s Alfred Mertens: Snow Village Collection with Small Half-Timbered Houses as Christmas Tree Decorations, Screen-printed, 6–8 cm, German Wall Figures

MERTENS, CHRISTBAUMSCHMUCK: Außer den Märchen-Holzbildern hat Alfred Mertens vor allem in den 1970er-Jahren viele kleine Holzfiguren als Baumbehang hergestellt – für Advent und Weihnachten. Oben haben sie ein kleines Loch für ein (meist rotes) Band zum Aufhängen. Es gab zum Beispiel eine Engelserie mit Attributen wie Teddy, Puppe, Schaukelpferd, Ball, Trommel, Stern oder Herz. Eine andere Serie zeigt Fachwerkhäuser mit Schneedach und eine Kirche. Diese Schneedorf-Häuser wirken besonders feierlich, weil sie Dunkelheit suggerierten – denn von drinnen scheint Licht, und die Schneetannen daneben erinnern mit ihrer hellblauen Farbe an Winterdämmerung. Eine andere Serie mit orange-gelb-braunen Farben zeigt psychedelische Weihnachts-Symbole: Christbaumkugel, Stern, Glocke, Herz und Tanne. Weitere Mertens-Weihnachtsanhänger waren unter anderem noch Weihnachtsmann, Schneemann, Schäfer und der Schornsteinfeger als Glücksbringer für Silvester und Neujahr.

🇬🇧 MERTENS, CHRISTMAS TREE DECORATION: Apart from the German Wall Figures, Alfred Mertens also produced many small wooden ornaments in the 1970s for Advent and Christmas. These tree decorations had a small hole at the top for a (usually red) string to hang them. There was a series of angels with attributes such as teddy bear, doll, rocking horse, ball, drum, star, or heart. Another series showed half-timbered houses with snow-covered roofs and a church. These snowy village houses appeared especially festive because they suggested darkness—light often shone from inside, and snow-covered fir trees in pale blue stood beside them, evoking a wintry twilight. One orange-yellow-brown series consisted of psychedelic Christmas symbols: star, bell, heart, fir tree, and Christmas bauble. Other Mertens ornaments included Santa Claus, snowman, shepherd, and the classic chimney sweep as a good-luck charm for New Year’s Eve and New Year. (Buch/25)