1960er Mertens-Kunst: Kniendes rotes Mondmädchen „Abend“, Siebdruck, 21 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Kneeling Red Moon Girl “Evening,” Screen-printed, 21 cm, German Wall Figure

TAGESZEITEN-SERIEN: Fast alle großen Märchen-Holzbild-Manufakturen haben sie hergestellt, die Figuren mit den Tageszeiten-Kindern. Morgens und abends wurden oft von Sonne und Mond begleitet, aber auch von Nachthemd oder Schlafanzug. Die Tagsüber-Tätigkeiten waren häufig die Mahlzeiten, das Spielen oder auch der Mittagsschlaf. Von Mertens gab es in den Fünfzigerjahren einen Jungen und ein Mädchen, die jeweils mit ausgesteckten Armen die aufgehende Sonne begrüßen. Ich nenne sie so: Das „Guten-Morgen-Mädchen“ und der „Guten-Morgen-Junge“.

🇬🇧 TIMES OF THE DAY SERIES: Most of the larger German Wall Figures manufacturers designed them, the wood pictures of children during the course of their day. Morning and evening were accompanied by the sun and the moon, but also night dresses or pajamas. The noon activities were often shown as eating, playing, or resting. Mertens made a “Morgen” (morning) boy and girl with widespread arms, greeting the rising sun. They are from the Fifties and I call them this: The “Good Morning Girl” and the “Good Morning Boy”. (Buch/25)

1990er Mertens-Kunst: Blumenkranz-Hampelmann „Sweety“ mit Widmung von Oma 1991, Siebdruck, 24 cm 🇬🇧 1990s Alfred Mertens: Flower Crown Jumping Jack “Sweety” with Dedication from Grandma 1991, Screen-printed, 24 cm

MERTENS, HAMPELMÄNNER: Der große Spielzeug-Hersteller Alfred Mertens hat im letzten Jahrhundert mehrere Hundert verschiedene Hampelmänner produziert, mit teilweise sehr hohen Auflagen, wie zum Beispiel die berühmten Enten „Quack“ und „Quacksi“ aus den 1960er-Jahren. Auch bekannte Künstler entwarfen Hampelmänner für Mertens-Kunst; Ostheimer designte beispielsweise die „Michel“-Figur. Die allermeisten Hampelmann-Figuren wurden jedoch von Ute Mertens entworfen, der Tochter von Alfred Mertens. Manchmal steht der ganze Name, manchmal nur die gedruckte Signatur „Ute“ auf diesen Figuren, oft unten seitlich auf einem Fuß.

🇬🇧 MERTENS, JUMPING JACKS: Alfred Mertens produced several hundred different jumping jack toys in the last century—some in very high quantities, like the famous duck “Quack” from around the 1970s. There were also designs by Mertens from famous artists, such as the 1974 “Michel” figure by Ostheimer, labeled “Made in Western Germany.” However, most of the jumping jack figures were designed by Ute Mertens, the daughter of Alfred Mertens, with her full name on the backs. Some of her early figures carry only her printed signature “Ute,” often on the side of one of the feet. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Hänsel und Gretel mit zweifarbigen Pilzen, Siebdruck, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Hansel and Gretel with Two-Tone Mushrooms, Screen-printed, 22 cm, German Wall Figure

MERTENS, HÄNSEL UND GRETEL: Bisher kenne ich rund fünfundzwanzig verschiedene Hänsel-und-Gretel-Figuren von Alfred Mertens – die Hexen mitgezählt. Die Figuren wurden so gestaltet, dass die beiden Kinder in Not zusammen auf einer Figur erscheinen und die Hexe eine Einzelfigur war. Man musste also immer zwei Figuren kaufen, um das Märchen komplett zu haben. Wie immer bei Mertens-Kunst ging man mit der Mode: So trug eine Gretel aus den 1940er-Jahren ein schwarzes Mieder, auf dem die Schnürung angedeutet war. Wer hätte gedacht, dass diese „altmodischen“ Mieder in den 2020er-Jahren tatsächlich wieder modern wurden?

🇬🇧 MERTENS, HANSEL AND GRETEL: I’ve known roughly 25 different Hansel and Gretel figures by Alfred Mertens so far, including the witches. Most of the figures were designed so that the two children in distress appear together on one figure, while the witch was always a separate piece. So you had to buy two figures to have the complete fairy tale. As always with Mertens-Kunst, they followed fashion: for example, one Gretel from the 1940s wore a black bodice with decorative lacing. Who would have thought that these “old-fashioned” corsets would actually become fashionable again in the 2020s? (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Hübscher Harlekin-Hampelmann „Pünktchen“ mit weißem Kragen und roter Schleife, 25 cm 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Pretty Harlequin Jumping Jack “Pünktchen” with White Collar and Red Bow, 25 cm

MERTENS, HAMPELMANN-COUP: Man muss zunächst wissen, dass Anfang der 1960er-Jahre immer noch der Hersteller „Original Bergischer Engel“ der Marktführer für Hampelmänner in Deutschland war. Dann passierten zwei Dinge gleichzeitig: Johanna Gruner-Witkop, die Besitzerin des Original Bergischer Engel, wollte ihren Betrieb aufgeben, und Alfred Mertens und sein Sohn Reiner Mertens wollten in das Hampelmann-Geschäft einsteigen. Frau Gruner-Witkop verkaufte also alle Rechte und Maschinen des Original Bergischer Engel mitsamt den wichtigen Produktionsgeheimnissen an Mertens. So kam es, dass die allergrößte Anzahl an verkauften Hampelmännern im letzten Jahrhundert tatsächlich von Mertens-Kunst stammt.

🇬🇧 MERTENS, JUMPING JACK COUP: To understand the importance of this, you first have to know that in the early 1960s the manufacturer Original Bergischer Engel was still the market leader for German jumping jack figures. Then two things happened at the same time: Johanna Gruner-Witkop, the owner of Original Bergischer Engel, decided to leave the business, and Alfred Mertens and his son Reiner Mertens wanted to enter the jumping jack market. Mrs. Gruner-Witkop sold all rights, machinery, and valuable production secrets of Original Bergischer Engel to Mertens. Looking back from the 2020s, it turns out that the largest number of jumping jack figures sold in the 20th century actually did come from Mertens-Kunst. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Rote Froschkönig-Prinzessin mit dreifarbigem Unterkleid, Siebdruck, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Red Frog Prince Princess with Three-Tone Underdress, Screen-printed, 22 cm, German Wall Figure

MERTENS, FROSCHKÖNIG: Ich kenne inzwischen mehr als fünfzehn verschiedene Märchen-Holzbilder mit dem Froschkönig von Alfred Mertens. Drei möchte ich besonders hervorheben: Die älteste Frosch-Prinzessin stammt aus den 1930er-Jahren, ist schmal, gelb gekleidet, trägt eine breite Krone und besitzt noch keinen Titelstempel auf der Rückseite. Aus den späten 1930ern stammt die prachtvollste Version – türkis, mit Wasserfall-Haaren und einem weit ausgestellten Rock, ganz im Stil der Brünhild-Schlötter-Märchenkinder. Der allerletzte Mertens-Froschkönig wurde 1985 hergestellt, mit einer Strubbelhaar-Prinzessin.

🇬🇧 MERTENS, FROG PRINCE: I’ve seen more than 15 different German Wall Figures by Alfred Mertens featuring the Frog Prince—always shown with the princess. In German, the Brothers Grimm fairy tale is called “Froschkönig,” which translates literally to “Frog King” instead of “Frog Prince”. I’d like to highlight three specific versions: The oldest princess, from the 1930s, is slim, yellow-dressed, with a wide crown—and no title stamp on the back. The most exquisite one, from the late 1930s (also produced in the 1940s), has waterfall hair and a wide turquoise dress—ethereal and elegant. The last version, from 1985, has tousled hair and a distinctly modern look. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: Sternenschweif-Sterntaler im türkisfarbenen Kleid, Siebdruck, 23 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: Shooting Star Star Money Girl in Turquoise Dress, Screen-printed, 23 cm, German Wall Figure

WAS IST DAS DENN? Genau das fragte ich mich, als ich 2014 zum ersten Mal ein historisches Märchen-Holzbild in den Händen hielt. Inzwischen weiß ich, dass die Ära dieser Kinder-Wandfiguren von den 1920er bis zu den 1980er Jahren dauerte, aber wieso hatte ich diese Figuren nie zuvor gesehen, obwohl ich 1963 geboren bin? Hobby-Laubsägearbeiten kannte ich, die hatte mein kleiner Bruder damals zu Hause gebastelt, aber doch nicht solche Schätze! Später wurde mir klar: Die hochwertigen Manufaktur-Arbeiten waren damals nur für reiche Kinder, und zu denen gehörten wir nicht. Ab 2014 aber lernte ich die historischen Märchen-Holzbilder kennen und lieben und fing an, sehr intensiv darüber zu forschen, zu fotografieren und alle meine Erkenntnisse zu teilen – in inzwischen vielen Tausend Arbeitsstunden.

🇬🇧 WHAT IS THAT? That’s what I thought when I was holding my first German Wall Figure in my hands. That was back in February 2014. Now I know that the era of those children’s wood pictures lasted from the 1920s to the 1980s, but I had never come across them before, even though I was born in 1963. Later, I found out why: Those high-quality, manufacturer’s wood pictures had only been for the rich kids back then, so they were too expensive for my parents. But those figures still reflected my childhood. So, I started finding out more about their history, putting in thousands of hours of research, taking photos, and sharing my findings. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Hellblaues Sterntaler mit Stern in der Hand auf rotem Sockel, Siebdruck, 20 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Light Blue Star Money Girl with Star in Hand on Red Base, Screen-printed, 20 cm, German Wall Figure

HAPTIK: Das hervorstechendste Merkmal der vergangenen Ära der Märchen-Holzbilder ist die Tatsache, dass die Figuren zwar dünn (meist 3 mm), aber dennoch kompakt und solide waren. Auf Holz gemalt oder auf Holz gedruckt, aber in jedem Fall so, dass man etwas Festes in den Händen hielt. Das ist der große Unterschied zu einer Kinderbuch-Illustration, die nur aus Papier besteht. Es ist auch etwas ganz anderes als die modernen Merchandise-Produkte für Kinder, die in der Regel aus Kunststoff bestehen.

🇬🇧 HAPTICS: The most striking feature of the old German Wall Figures era is the fact that they were made of wood. Very thin (mostly 3 mm), but still something solid. That is a big difference to illustrations in children’s books that only consist of paper. The wall figures were wooden products, and that’s one of the reasons they still create such a special nostalgic feeling: This old-fashioned Brothers Grimm “merchandise” didn’t come in plastic. That’s why they appeal to collectors in the new century, too. (Buch/25)

1960er Mertens-Kunst: „Hopp, hopp, hopp, Pferdchen, lauf Galopp“, Kinderlied, Siebdruck, 22 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1960s Alfred Mertens: “Hop, Hop, Hop, Little Horse, Gallop,” Children’s Song, Screen-printed, 22 cm, German Wall Figure

MERTENS, KINDERLIEDER: Es gibt eine alte Holzbilder-Serie von Alfred Mertens, die die klassischen Kinderlieder darstellt. Interessant ist, dass man das Motiv meist erst erkennt, wenn man den Rückseitentext liest! Hier einige Beispiele: Ein Männlein steht im Walde, Hänschen klein, Fuchs, du hast die Gans gestohlen, Weißt du, wieviel Sternlein stehen, Alle meine Entlein und Schlaf, Kindchen, schlaf.

🇬🇧 MERTENS, NURSERY SONGS: There is a mid-century German Wall Figures series by Alfred Mertens that illustrates classic German children’s songs. Interestingly, in most cases even German Mertens-Kunst fans don’t realize that a certain figure belongs to a nursery rhyme or song. They see a cute 1970s miniskirt girl and a lake with ducklings. Turning over the figure, it says: “Alle meine Entchen,” and only then do they realize it’s the old song they remember from childhood—“All my ducklings”. (Buch/25)

1950er Mertens-Kunst: Klassisches Brüderchen und Schwesterchen mit blaurotem Ballonrock, Siebdruck, 21 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1950s Alfred Mertens: Classic Little Brother and Little Sister with Blue and Red Balloon Skirt, Screen-printed, 21 cm, German Wall Figure

MERTENS, EPOCHEN: Man kann die Holzbilder von Alfred Mertens in Antik, Jahrhundertmitte und Vintage einteilen. Die antiken Figuren aus den 1930er-Jahren waren komplett handbemalt und hatten teilweise noch Elemente vom Jugendstil oder auch Art Deco Stil. Beispiel: das frühe Sieben-Raben-Schwesterchen mit Haarreif. In der Jahrhundertmitte wurden die Figuren kleiner, was mit dem Materialmangel im Zweiten Weltkrieg zusammenhing und später beibehalten wurde. Die Figuren aus den 1940er-Jahren sind zum größten Teil noch handbemalt, aber spätestens in den 1950er-Jahren begann Mertens-Kunst, die schmalen Grundformen (Gesichter, Hände, Umrisse) aufzudrucken, während der Rest der Figur noch handbemalt wurde – auch die Seitenränder. Zu den Vintage-Figuren zählen all die Holzbilder, die schon vollständig im Siebdruckverfahren hergestellt worden sind – ungefähr ab den 1960er- bis zu den 1980er-Jahren, als schließlich die allerletzten Kinder-Wandfiguren von Mertens erschienen.

🇬🇧 MERTENS, ERAS: You can divide the German Wall Figures by Alfred Mertens into antique, mid-century, and vintage. The antique wood plaques are from the 1930s and completely hand-painted. Some of them also include elements of Art Nouveau and Art Deco style—for example, the early Seven Ravens sister with the hairband. Around the middle of the last century, the figures became smaller due to the material shortages during the Second World War. Most of the 1940s wood plaques were still entirely hand-painted. By the 1950s, however, Mertens-Kunst began printing the slim base shapes—faces, hands, and outlines—while the rest of the figure was still painted by hand, including the edges. The vintage wall figures were fully screen-printed, roughly from the 1960s to the 1980s, when the very last fairy tale motifs were designed by Mertens-Kunst. (Buch/25)

1940er Mertens-Kunst: Großer Rattenfänger von Hameln im roten Overall mit gelber Flöte, Handbemalt, 29 cm, Märchen-Holzbild 🇬🇧 1940s Alfred Mertens: Large Pied Piper of Hamelin in Red Overalls with Yellow Flute, Hand-painted, 29 cm, German Wall Figure

MERTENS, FARBEXPLOSION: Die Manufaktur von Alfred Mertens hatte während des Zweiten Weltkriegs besonders stark – so sehr wie kein anderer der großen Hersteller von Märchen-Holzbildern – unter dem Materialmangel gelitten. Die Figuren aus den Kriegsjahren waren klein, blass und matt, denn besonders der Schutzlack (Firnis) war nicht mehr verfügbar gewesen. Das ist der Grund, warum die Mertens-Holzbilder der ersten Nachkriegsjahre extrem hervorstechen: Alle Farben waren wieder verfügbar, auch der Schutzlack, der die Figuren erst richtig zum Leuchten brachte. Das Kriegsende scheint dem Mertens-Team besonderen Mut gemacht zu haben, denn neben der „Farbexplosion“ (bunter als je zuvor!) gab es auch viele neue, außergewöhnlich schöne Motive!

🇬🇧 MERTENS, COLOR EXPLOSION: The wonderful woodcraft manufacturer Alfred Mertens suffered particularly severely from material shortages during the Second World War—more than any other major producer of German Wall Figures. The Mertens wartime wood plaques were small, pale, and dull, especially because the protective varnish was no longer available. That is why the Mertens wood pictures from the early postwar years stand out so vividly: All colors were available again, including the varnish that made the figures truly shine. The end of the war also seems to have given the Mertens team new courage—besides the “color explosion” (more colorful than ever before!), there were also many new and exceptionally beautiful designs. (Buch/25)